Tag 7: 8. Januar

Luca Mancha, über dessen Unfall wir gestern bereits berichteten, geht es immer noch nicht besser. Ein Schädel-Hirn-Trauma und ein Schädelbruch sind diagnostiziert, ob er bleibende Schäden zurückbehalten wird, ist noch nicht sicher zu sagen, ebensowenig, ob er die Verletzungen überleben wird. Die komplette CPzine-Redaktion drückt weiterhin fleißig die Daumen.

Heute war die so genannte „Königsetappe“ der Rallye Dakar an der Reihe: unfassbar lange 600 Kilometer auf Zeit. Dabei wechselte der Belag ständig zwischen Salzwüste, Geröllwüste und Sandwüste. Dafür dürfen sich die Fahrer am morgigen Samstag ausruhen, es ist der einzige Ruhetag der langen Rallye.

Bei Volkswagen gibt es nach-wie-vor keinerlei Stallregie und so dürfen sich Carlos Sainz, Mark Miller und Nasser Al-Attiyah allesamt Chancen auf den Gewinn der Dakar ausrechnen, sofern sie mit ihren Race Touareg ins Ziel kommen. Der Katari Al-Attiyah ging die heutige Etappe mit dem Ziel an, seine Siegchancen ein wenig zu verbessern. Dementsprechend fiel sein heutiges Marschtempo aus. Am Ende lag er 3 Minuten und 29 Sekunden vorm Tageszweiten Stéphane Peterhansel mit seinem BMW X3. Dahinter lagen die VW-Piloten Sainz und Miller sowie Peterhansels Teamkollege Guerlain Chicherit. Dieser Name könnte eventuell bei Wintersportfans für erhobene Augenbrauen sorgen. Ja, es ist in der Tat der frühere Mehrfach-Weltmeister der Extremski-Fahrer, der hier das Lenkrad des BMW X3 kurbelt.

In der Gesamtwertung konnte sich Chicherit in den vergangenen Tagen Platz um Platz emporkämpfen, nachdem er am allerersten Tag der Rallye viel Zeit durch einen Elektronikdefekt verloren hatte. Heute erklomm er heimlich still und leise die vierte Position und liegt damit nun hinter dem VW-Express, jedoch vor seinem Teamkollegen Peterhansel. Das BMW-Doppel verdrängte damit Nissan-Pilot Holowczyc auf Rang 6. Allerdings haben die BMW-Piloten unter normalen Bedingungen keinerlei Siegchancen mehr, denn mit 2:02,54 Stunden (Guerlain Chicherit), beziehungsweise 2:03,10 Stunden Rückstand (Stéphane Peterhansel) müsste den Volkswagen-Fahrern schon einiges passieren. Wenn man jedoch auf den bisherigen Verlauf der Rallye schaut, sollte man eine Sache auf keinen Fall tun: „nie“ sagen.

Wer dem gestrigen Bericht aufmerksam gefolgt ist, wird den Mitsubishi von Carlos Sousa in der Gesamtwertung vermissen. Er verlor heute 1:39 Stunden auf die Spitze, da der hintere linke Bremsschlauch platzte. Da kein passendes Ersatzteil an Bord war, klemmte Sousa die linke hintere Bremse mit einer Zange ab, die er mit Kabelbindern so befestigte, dass sie während der Fahrt nicht herunterfallen konnte. Mit nur drei Bremsen fuhr er die Etappe zu Ende und fällt aufgrund des Zeitverlusts auf die siebte Gesamtposition zurück. Matthias Kahle mit seinem Buggy kam heute auf Rang 15 ins Ziel und belegt den 19. Rang insgesamt. Damit ist er momentan der zweitbeste Buggy-Pilot. An der Spitze veränderten sich lediglich die Zeitabstände zwischen den drei Race Touareg-Besatzungen. Sainz führt mit 11:03 Minuten vor Al-Attiyah und liegt 22:06 Minuten vor Mark Miller.

Morgen können alle Fahrer endlich einmal wieder ausschlafen, während die Mechaniker nötige Reparaturen an den Fahrzeugen der noch im Rennen befindlichen Fahrer durchführen können. Dazu müssen jedoch ersteinmal alle Fahrzeuge aus der heutigen langen Etappe ins Nachtlager kommen. Zum Redaktionsschluss waren noch viele Fahrer unterwegs. Darunter unter anderem auch Publikumsliebling Robby Gordon, dessen Lichtmaschine kaputtging, wodurch die Batterie irgendwann leer war. Er wartete auf den zweiten Hummer aus seinem Team, da dieser eine Ersatzlichtmaschine an Bord hatte, der jedoch mit insgesamt drei Reifenschäden weit zurücklag. Am letzten Zeitpunkt vor dem Ziel lag Gordon nach erfolgreicher Notreparatur bereits über 2 1/2 Stunden zurück und fällt in der Gesamtwertung auf Rang 10 zurück.

Übrigens stand der X-Raid-Fotograf, dessen Bilder wir verwenden, nicht etwa schief oder hatte Probleme mit der Balance, als er einige der unten sichtbaren Bilder geschossen hat. Sie entstanden gestern auf dem letzten Stück vor dem Ziel, als die Fahrer eine gigantische Düne hinabfahren mussten. Mit teils 45% Gefälle auf 3 Kilometer Länge ein spektakulärer Anblick. Fans der englischen Autoserie TopGear dürften sich dabei an eine Sendung aus der letzten Staffel erinnert fühlen.

Quellen: www.dakar.com, X-Raid, VW Motorsport

Autor: Matthias Kierse