Tag 11: 12. Januar

So langsam biegt die Dakar 2010 in ihre finale Phase ein. Nach langen Tagen in der Atacama-Wüste ging es heute wieder auf staubige Straßen durch die Pampa, die charakteristisch an Etappen des Rallye-Weltmeisterschaftslaufes in Argentinien erinnern.

Daher verwundert es nicht besonders, dass die beiden Fahrer mit Erfahrung aus der Rallye-Weltmeisterschaft hier Morgenluft witterten und richtig angasten. Nasser Al-Attiyah rechnet sich nach-wie-vor Siegchancen aus und versuchte daher auf den engen Pfaden so gut es ging Zeit gut zu machen. Allerdings war gegen den zweimaligen Rallye-Weltmeister Carlos Sainz kein Kraut gewachsen. Da er gestern Tageszweiter war, ging er heute auch als zweites Auto auf die Strecke. Nach lediglich 80 Kilometern lief er auf Al-Attiyah auf – wir erinnern uns, auch der hatte angegast – und blieb in dessen Staubfahne hängen. Für diesen Zweck sind alle Autos mit so genannten „Sentinels“ ausgestattet, einer Hupe, die Autos im Umkreis von etwa 100 Metern warnen und darauf aufmerksam machen, dass von hinten jemand vorbeimöchte. Al-Attiyah mißachtete dieses penetrante akustische Hupzeichen jedoch über die restliche Etappe hinweg, um auf Sainz nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Der Spanier gewann die Etappe dennoch, lag aber aufgrund des Hinterherfahrens lediglich 28 Sekunden vorm Tageszweiten Stéphane Peterhansel im X-Raid BMW, der frei fahren konnte. Al-Attiyah wurde hinter Mark Miller Vierter und verlor 1:40 Minute auf Sainz.

Pech mit vorausfahrenden Autos hatte heute auch Robby Gordon im Hummer. Im dichten Staub des vor ihm gestarteten Fahrzeugs übersah er eine Linkskurve, kam von der Straße ab und landete in einem tiefen Graben, aus dem er nur mit Hilfe herbeigeeilter Zuschauer herauskam. Insgesamt verlor er dadurch weitere 9 1/2 Minuten. Für ihn scheint der Entschluss festzustehen, im kommenden Jahr einen allradgetriebenen Hummer an den Start zu bringen, da er mit dem Heckantrieb wenig gegen die VW- und BMW-Übermacht tun kann.

Nach dem ersten Tagessieg für Carlos Sainz bei der diesjährigen Dakar wundert es wohl kaum, dass er auch in der Gesamtwertung weiterhin führt. Nasser Al-Attiyah liegt nun 10:06 Minuten zurück. Mark Miller im dritten Race Touareg hat sich darauf verlegt, auf dem dritten Rang ins Ziel zu fahren. Er liegt 28:16 Minuten hinter Sainz. Matthias Kahle im Buggy ist nunmehr 19. insgesamt, wird aber den Sieg in der Buggy-Wertung nur noch erreichen können, wenn sein Konkurrent Stéphane Henrard im alten Volkswagen Tarek Buggy ausfällt.

Morgen geht es über die Anden zurück nach Argentinien. Es stehen also weiterhin enge staubige Pisten. Dabei wird man aber bis zur Schneefallgrenze die Berge hinauffahren, also über 3.700 Meter hinauf.

Quellen: www.dakar.com, X-Raid, VW Motorsport

Autor: Matthias Kierse