Tag 6: 7. Januar

Gestern noch ein Helfer in der Not, heute schwer verunglückt. Aufgrund der heutigen Bilder beginnen wir einmal mit einem Blick in die Motorradwertung. Am gestrigen Tag hatte der Italiener Luca Manca selbstlos sein Hinterrad an den Pechvogel der Vortage, Marc Coma, abgegeben, der mitten in der Etappe mit Reifenschaden liegengeblieben war. Dafür war Manca am Abend im Biwak von den anderen Fahrern vielfach gelobt worden, allerdings hatte es zur Folge, dass er durch den Zeitverlust, den er sich einhandelte, um auf seinen Servicetruck mit einem neuen Hinterrad zu warten, heute erst sehr spät auf die Strecke gehen durfte und somit in den Staubwirbeln der Vorausfahrenden unterwegs war. Dadurch übersah er offenbar eine Kuppe und stürzte so schwer, dass er von den Ärzten in ein künstliches Koma verlegt werden musste. Vermutet wird ein Schädelbruch mit Schwellungen im Kopf. Zu Redaktionsschluss dieses Berichts war noch nicht bekannt, ob er die Nacht überleben wird.

Die heutige Etappe schlängelte sich über 418 gezeitete Kilometer durch Berge und Canyons und über einige Dünen. Viele versteckt gelegte Wegpunkte sorgten bei den navigierenden Beifahrern in den Autos für ordentlich Arbeit. Nicht wenige bogen an Weggabelungen falsch ab und fuhren kilometerweit in die falsche Richtung, bis sie ihren Irrtum bemerkten.

Einer der Fahrer, die in die Navigationsfalle tappten, war VW-Pilot Nasser Al-Attiyah. Dadurch war er heute 11 Minuten und 34 Sekunden langsamer als die Spitze und kam auf Rang 4 der Tageswertung ins Ziel. Vor ihm lagen seine Teamkollegen Mark Miller und Carlos Sainz. Den ersten Platz der heutigen Wertung übernahm allerdings überraschend Stéphane Peterhansel, der gestern soviel Pech gehabt hatte. Entgegen unserer gestrigen Meldung war nicht die Antriebswelle abgeschert, sondern die Kardanwelle, die die Motorleistung vom Motor vorne an die Hinterräder weiterleitet, gebrochen. Heute jedoch, nach erfolgreicher Reparatur in der Nacht, legte Peterhansel einige Schippen drauf. Als 14. wurde er auf die Strecke gelassen, unterwegs überholte er 10 der vor ihm gestarteten Fahrzeuge und am Ende holte er sich die Bestzeit mit wahnsinnigen 47 Sekunden Vorsprung vor Sainz.

Das private Mitsubishi-Team, das die Ex-Werksrennfahrzeuge aus dem Vorjahr nutzt, kommt immer besser in Tritt und belegt heute die Tages-Positionen 6 und 7. Pech hatte dagegen Robby Gordon mit seinem gewaltigen Hummer-Buggy. Der Computer des Onboard-Systems, mit dem er vom Cockpit aus den Reifendruck beeinflußen kann und mittels einer Pumpe die Reifen aufpusten oder ablassen kann, stürzte ab und ließ die gesamte Luft aus den Pneus. Gordon musste das System neustarten und dann warten, bis wieder alle vier Reifen voll waren, was ihm insgesamt fast 50 Minuten Rückstand auf die Spitze einbrachte.

Das Volkswagen-Team verlor heute auf unschöne Weise einen der fünf Race Touareg. Mauricio Jose Neves überschlug sich mehrfach und wurde mit Rippenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert.

Im Gesamtklassement liegt weiterhin Carlos Sainz auf der ersten Position, 15:24 Minuten vor seinem Teamkollegen Nasser Al-Attiyah und 17:47 Minuten vorm dritten Race Touareg mit Mark Miller an Bord. Danach folgt lange gar nichts und dann kommt mit 1:34,04 Stunde Rückstand Carlos Sousa im Mitsubishi. Krzysztof Holowczyc ist auf Platz 5 aufgerückt, dahinter folgt Robby Gordon.

Quellen: www.dakar.com, X-Raid, VW Motorsport

Autor: Matthias Kierse