Tag 9: 10. Januar

„Auf, auf“, hieß es heute Morgen erneut, auf in die zweitlängste Etappe der Rallye. Auf 472 Kilometern, die sich auf den ersten zwei Dritteln durch staubige Canyons und über Geröllfelder schlängelte, um schließlich auf den finalen 90 Kilometern in die Sandwüste zurückzuführen, ging es heute, nach dem Ruhetag, wieder um alles oder nichts.

Am Anfang der Etappe teilten sich Guerlain Chicherit und Stéphane Peterhansel aus dem X-Raid-BMW-Team die Zwischenbestzeiten, danach schlug die Stunde von Vorjahressieger Giniel de Villiers. Er ist zwar wegen seines massiven Rückstands von mehr als vier Stunden von der VW-Teamleitung zum „rasenden Ersatzteillager“ deklariert worden, muss also seinen drei Teamkollegen im Falle einer Panne unterstützend zur Seite stehen. Heute zeigte er aber noch einmal auf, was er auf wechselnden Belegen alles kann. Erst ganz knapp vor dem Ziel verlor er 4 Minuten durch eine Reifenpanne und damit auch drei Plätze in der Tageswertung. Die anderen VW-Piloten waren heute nicht besser dran. Sainz musste innerhalb von 300 Kilometern zwei Reifen wechseln. Da die Fahrzeuge zumeist nur zwei Ersatzreifen an Bord haben, war er danach auf den verbleibenden 172 Kilometern sehr vorsichtig unterwegs. Seinen Teamkollegen Al-Attiyah und Miller erging es ebenso.

Peterhansel griff dankbar zu und sicherte sich seinen dritten Tagessieg bei dieser Dakar. Das allein ist schon keine üble Leistung, insgesamt war es jedoch bereits sein 54. Dakar-Tagessieg, von denen er 33 auf dem Motorrad und 21 im Auto erreicht hat. Ein einsamer und grandioser Rekord. Sein Teamkollege Chicherit hatte ab etwa der Hälfte der Wertungsprüfung zum Einen mit einem Elektrikfehler und zu allem Überfluss dann auch noch mit drei Reifenschäden zu tun und konnte daher nicht mit Peterhansel mithalten. Wer richtig mitgezählt hat, weiß, wie Chicherits Auto ins Ziel rollte, für die Anderen seie das Wort „Felge“ genannt.

45 Sekunden langsamer als Stéphane Peterhansel war Carlos Sainz, der heute den VW-D-Zug der im Rennen verbliebenen vier Race Touareg anführte. Ihm folgte mit 22 Sekunden Abstand Mark Miller vor dem eben bereits beschriebenen Giniel de Villiers und Nasser Al-Attiyah.

In der Gesamtwertung gab es auf den ersten drei Rängen keinerlei Veränderung. Weiterhin führt Sainz vor Al-Attiyah und Miller. Auf den beiden Folgeplätzen gab es einen Wechsel der beiden X-Raid-Piloten Peterhansel und Chicherit. Beide liegen jedoch weiterhin mehr als 2 Stunden hinter den Volkswagen und werden, wenn die drei nicht ausfallen, keine Siegchancen mehr haben.

Krzysztof Holowczyc belegt mit seinem Nissan Pickup weiterhin die sensationelle sechste Position vor Carlos Sousa im Mitsubishi. Dessen Teamkollege Guilherme Spinelli aus Brasilien liegt auf Rang 8, vorm rasenden Ersatzteilehändler Giniel de Viliers und Robby Gordon mit seinem Hummer. Matthias Kahle knabbert sich Position um Position nach oben und liegt bereits auf Rang 20. Damit liegt er in der Buggy-Klasse nun auf Rang 1.

Die morgige Etappe wurde aufgrund der zu erwartenden schlechten Wetterlage auf 172 Kilometer verkürzt. Nicht, dass hier jetzt der Eindruck entsteht, dass die Fahrzeuge damit ein Problem hätten, dem ist nicht so. Vielmehr ist es ein Problem, wenn die Helikopter der Rennleitung und vor allem die der Sanitäter nicht abheben können. Diese Verkürzung ist für Nasser Al-Attiyah und Mark Miller natürlich ein Stich ins Herz, immerhin planten beide durchaus noch Angriffe auf Carlos Sainz, um ihrerseits die Dakar gewinnen zu können. Auf den ursprünglichen 338 Kilometern hätte das klappen können, aber auf nur 172 km könnte es für einen Angriff zu wenig Spielraum geben.

Quellen: www.dakar.com, X-Raid, VW Motorsport

Autor: Matthias Kierse