Tag 5: 6. Januar

Nach dem Grenzübertritt von Argentinien nach Chile während der gestrigen Überführungsetappe, ging es heute in der Atacama-Wüste weiter. Wer diesen Namen noch nie gehört hat, sollte folgendes wissen: Die Atacama ist ein absolut unwirtlicher Ort. Viele Menschen kennen das Death Valley in den USA und halten dies für den trockensten Ort der Welt. Nun, die Atacama ist unfassbare 100-mal trockener. Seit die Menschen Wetteraufzeichnungen betreiben wurden an vielen Stellen dieser Wüste noch niemals Wassertropfen aufgezeichnet. Während der Rallye werden die Teilnehmer und alle anderen Beteiligten die einzigen lebenden Wesen an diesem Ort sein, denn selbst Bakterien haben hier keine Überlebenschancen.

Umso härter sind natürlich die Bedingungen für alle teilnehmenden Fahrer und Beifahrer. Da pro Fahrzeug nur begrenzte Wasservorräte an Bord sind, sollte man sich möglichst selten verfahren oder gar eine Panne haben. So verwundert es wohl nicht, dass die Atacama direkt am ersten Tag mit dem Aussieben begonnen hat.

Um bei den Fakten zu bleiben, muss man sagen, dass auf den ersten 135 Kilometern der heutigen, 483 Kilometer langen, gezeiteten Wertungsprüfung an der Spitze wenig bis gar nichts neues passierte. Dann schlug allerdings symbolisch gesprochen der Blitz ein und erwischte den bisherigen Spitzenreiter Stéphane Peterhansel. Die Antriebswelle seines X-Raid BMW X3 scherte ab. Da er kein passendes Ersatzteil an Bord hatte, probierte er 50 Minuten lang, mittels vorhandener Teile und Werkzeuge das Fahrzeug wieder zum Laufen zu bekommen. Er kam nicht allzuweit, bis das Provisorium erneut zerbrach. Er reparierte zusammen mit seinem Beifahrer Jean-Paul Cottret weitere 25 Minuten und legte die restlichen fast 300 Kilometer nur mit dem Frontantrieb zurück. Insgesamt verlor Peterhansel heute 2 Stunden und 4 Minuten auf die Spitze, womit er aus der Vergabe der Podiumsplätze wohl rausfällt.

Bleiben also noch die Volkswagen Race Touareg, wie erging es ihnen am heutigen Tag? Nun, der VW-Express ging heute mit drei der fünf eingesetzten Autos durch die Dünen, dass es eine wahre Freude war. Der letztjährige Gesamtzweite der Dakar, Mark Miller, konnte endlich seinen ersten Etappensieg einfahren. Ihm folgten mit einem Abstand von 2:10 Minuten Carlos Sainz und Nasser Al-Attiyah, der 4:27 Minuten Rückstand im Ziel hatte. Weitere 11 Sekunden langsamer war der gestrige Tagessieger Robby Gordon im Hummer. Mauricio Jose Neves vervollständigte das tolle Tagesergebnis von VW mit einem fünften Platz, während Vorjahressieger Giniel de Villiers im fünften Race Touareg heute 55 Minuten auf die Spitze verloren hat und somit wohl ebenfalls aus dem Titelrennen raus ist. Dies ist darin begründet, dass sie im aufgewirbelten Staub eines Vorausfahrenden eine heftige Querrinne übersahen und sich eine Radaufhängung abrissen. Nach erfolgreicher Reparatur hingen sie im Staub eines LKWs fest und konnten nicht überholen, wodurch sie weitere Zeit verloren haben.

Bedingt durch das Pech von Peterhansel haben wir erneut einen Wechsel an der Spitze der Gesamtwertung. Der ehemalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz aus Spanien, von seinen Fans ehrfurchtsvoll „El Matador“ genannt, führt mit 4:37 Minuten vor seinem Teamkollegen Nasser Al-Attiyah und 9:39 Minuten vor Mark Miller. Zum Viertplatzierten Robby Gordon mit seinem Hummer-Buggy hat Sainz bereits annähernd eine Stunde Vorsprung aufgebaut. Auf Rang 5 folgt Carlos Sousa mit einem privat eingesetzten Mitsubishi Prototypen aus dem Vorjahr. Der gestern so weit nach vorne gekommene Südafrikaner Alfie Cox im Nissan Pickup hat heute durch einen Fahrfehler sein Fahrzeug zerstört, als er eine Schlucht übersah, vor der er eigentlich hätte abbiegen müssen. Er konnte nicht mehr abbremsen und das Auto überschlug sich einmal der Länge nach, wobei der Motorblock riss – Rallye beendet. Sein Markenkollege Krzysztof Holowczyc aus Polen hält die sechste Position. Matthias Kahle arbeitete sich inzwischen auf Rang 33 vor, hat aber bereits 9 Stunden und 43 Minuten Rückstand auf die Spitze.

Quellen: www.dakar.com, X-Raid, VW Motorsport

Autor: Matthias Kierse