Besitzer Rundenrekord-brechender Supersportwagen wissen sich bereits in einem sehr exklusiven Kreis von Fahrzeugliebhabern. Was also tun, wenn man über diese Exklusivität hinaus streben möchte? Wie wäre es dann mit einem straßenzugelassenen Fahrzeug direkt vom welligen Asphalt eines der berühmtesten Rennen? Mit dem bis zu 900PS starken und weit über 400 Stundenkilometer schnellen Dauer 962 Le Mans bot sich genau diese Möglichkeit.

Dauer 962 Le Mans

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Vor nunmehr 15 Jahren brachte der bis dahin als Leiter eines Rennteams bekannte Jochen Dauer mit seiner eigenen Firma, der Dauer Racing GmbH, das Undenkbare zustande und setzte einen der weltweit Erfolge feiernden Porsche 962 Gruppe C Rennwagen auf die öffentlichen Straßen. Und das mit einer herkömmlichen Zulassung. Es sollte nicht der letzte bleiben.

Obwohl es bis dahin schon viele Rennfahrzeuge in den normalen Straßenverkehr geschafft haben, ist der Dauer 962 Le Mans bis heute ein einzigartiges Auto geblieben, denn er lief in einer sehr kleinen Serienproduktion, die im Jahre 2002 letztendlich nach 13 gebauten Fahrzeugen eingestellt wurde.

Angetrieben werden die meisten dieser Wagen von einem 537 kW/730 PS starken und 3 Liter großen Biturbo-Boxer-Motor, welcher natürlich direkt aus dem Rennfahrzeug stammt. In Kombination mit einer gerade mal rund 1.150 kg leichten und – Le Mans-Prototypen kennzeichnend – extrem windschlüpfrigen Voll-Carbon-Schale, verleiht er dem Auto geradezu Flügel, von denen es auch schon einen gewaltigen auf dem Heck trägt. Schon damals für den alltags-Autoverrückten unvorstellbare 2,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sind auch heute nur sehr selten vorzufinden. Aber auch danach ist kein Ende in Sicht, gerade einmal 7,3 Sekunden sind vergangen, bis 200 km/h erreicht werden. Bei diesen Werten muss sogar die technologische Meisterleistung von Bugatti den Hut ziehen. Hält man nun das rechte Pedal weiterhin gedrückt, so schiebt der Straßen-Rennwagen unbeirrt voran, bis eine Endgeschwindigkeit von 405 km/h erreicht wird.

Die letzten 5 Fahrzeuge aus der bisherigen Produktion wurden, weiterhin mit dem gleichen Aggregat ausgestattet, auf wahnwitzige 662 kW/900 PS aufgedreht, was nicht nur eine Verbesserung der Beschleunigungszeiten bedeutet, sondern die bösartigen Geschosse auf bis zu 430 km/h voran treibt.

Gegen Produktionsende benannte man die Firma noch einmal um. So werden die Autos nun von der Dauer Sportwagen GmbH gewartet und gepflegt. Man hat es mit dieser Kleinstserie geschafft, bis heute alle anderen Serienfahrzeuge mit dieser Art von Beschleunigung, sowie auch der Höchstgeschwindigkeit zu überbieten.

Um die Kollegen mit diesen irrsinnigen Werte beeindrucken zu können musste man allerdings tief in die Brieftasche greifen und auch heute zahlt man für einen Dauer 962 Le Mans gut 1.000.000,- Euro. Ohne Mehrwertsteuer.

Sollte man zufällig noch eines der originalen Porsche 962 Chassis im Keller vergessen haben, wäre es vermutlich immer noch möglich, einen weiteren Dauer aufbauen zu lassen. Für 2006 war zum Beispiel eine erneuerte Version des 962 LM geplant. Leider ist diese nie zustande gekommen, oder zumindest nie der Öffentlichkeit bekannt geworden. Ebenso gibt es seitdem auch keine weiteren Neuigkeiten über den süddeutschen Hersteller.

Dauer machte sich allerdings nicht nur durch den übergeschnappten Supersportwagen einen Namen, sondern hauptsächlich dafür, dass sie 1995 die Konkursmasse von Bugatti aufkauften und mit dem Bestand an übrig gebliebenen Teilen die Produktion, Entwicklung und Wartung des EB110 GT und EB110 SS weiterführten.

Quellen: Dauer Sportwagen GmbH, Archiv

Autor: Michael Müller