Endlich ist es soweit: Chevrolet stellte vergangene Nacht nach langen Ankündigungen die komplett neue Corvette Stingray mit dem Baumuster C7 vor. Bereits in der Basisversion stehen 455 PS und 610 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung um den mit einem Targadach ausgestatteten Sportwagen in unter vier Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen zu lassen. Die Formensprache geht dabei neue Wege.

Chevrolet Corvette Stingray C7

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Ein fahrerorientiertes Interieur mit farblicher Abteilung und einem Materialmix aus Leder, Aluminium und Carbon erwartet die neuen Besitzer. Die 8 Zoll großen Displays sind frei konfigurierbar.

Wenn automobile Legenden einen Nachfolger erhalten, halten speziell die gußeisernen Fans im Vorfeld immer die Luft an: Wird das neue Fahrzeug dem Vorgänger gerecht? Wird der Hersteller es schaffen, das Design so zu gestalten, dass alle zufrieden sind? Wird am Ende gar eine neue Legende erschaffen? Die allumfassende Antwort in jedem bisher bekannten Fall lautet: Nein. Kein Autohersteller dieser Welt wird je in der Lage sein, ein neues Modell auf den Markt zu bringen, das weltweit jeden potenziellen Kunden auf Anhieb überzeugt. Umso weniger, wenn das Modell auch noch legendäre Vorfahren hat. Somit kann bei der Präsentation einer komplett neuen Corvette eigentlich nur alles schiefgehen, oder? Nach sechs erfolgreichen Interpretationen des Themas debütierte in der vergangenen Nacht nun Nummer 7, die zugleich mit dem Beinamen Stingray auch noch einen historischen Titel wiederbelebt.

Wagen wir zuerst einmal den Blick eines Außenstehenden, eines Nicht-Corvette-Besitzers, quasi eines potenziellen Neukundens. Was sehen wir? In erster Linie einen Frontmotor-Sportwagen mit klassischen Proportionen. An einen breiten Kühlerschlund schließt sich eine lange Motorhaube mit Luftauslässen an. Auch in den vorderen Kotflügeln finden sich Auslässe, um die Radhäuser besser zu entlüften und damit der Aerodynamik zu helfen. Oberhalb der Windschutzscheibe findet sich ein herausnehmbares Carbon-Dach, das die neue Corvette Stingray in klassischer Manier zum Targa werden lässt. Zur Belüftung der hinteren Bremsscheiben wird unterhalb der hinteren Seitenfenster Fahrtwind abgezweigt. Das Heck schließlich setzt die neue Corvette optisch zweifelsfrei in Kontext mit der aktuellen Chevrolet-Sportwagen-Designsprache. Vier eckig gestaltete und glatte Linien an Diffusor, Heckspoiler und der restlichen Heckgestaltung machen die Familienzugehörigkeit auf Anhieb klar. Vier zentral angeordnete Auspuffendrohre sorgen schließlich für die akustische Untermalung im Fahrtbetrieb.

Sie entlassen die Abgase des neu entwickelten, 6,2 Liter großen LT1-V8-Motors, der knapp hinter der Vorderachse eingebaut ist. Dank Aluminium-Bauweise und Benzindirekteinspitzung kann man durchaus davon sprechen, dass dieses traditionelle US-Triebwerk im 21. Jahrhundert angekommen ist. Die vorläufigen technischen Daten attestieren ihm 335 kW/455 PS und ein maximales Drehmoment von 610 Newtonmetern, was für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in unter 4 Sekunden ausreichen soll. Genauere Fahrwerte wird Chevrolet kurz vor der Markteinführung im dritten Quartal 2013 bekanntgeben. Die Kraftübertragung erfolgt wahlweise über ein manuelles Siebengang-Getriebe oder eine Automatik mit sechs Fahrstufen und Schaltwippen am Lenkrad.

Definitiv die größte Veränderung gegenüber der Vorgängergeneration fand unter dem Blechkleid am Rohbau und Chassis statt und wird den Käufern daher größtenteils verborgen bleiben. Das Aluminium-Chassis sorgt in Kombination mit einer Carbon-Motorhaube, sowie Türen und Kotflügeln aus Kunststoff für eine perfekte Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen Front und Heck. Gleichzeitig erhält die Corvette C7 erstmals rundum doppelte Querlenker aus Aluminium mit quer eingebauten Feder-Dämpfer-Einheiten. Gegen Aufpreis ist das Z51-Paket erhältlich, das neben elektromagnetisch verstellbaren Dämpfern auch geschlitzte Bremsscheiben, ein elektronisches Sperrdifferential, eine Trockensumpfschmierung für den Motor und ein erweitertes Aerodynamikpaket für mehr Hochgeschwindigkeits-Stabilität enthält.

Für das Interieur stehen zwei verschiedene Sportsitze zur Auswahl, die jeweils auf einem ultraleichten Magnesiumrohbau aufbauen. Sie werden ebenso wie das Armaturenbrett von Hand mit Leder bezogen. Der Fahrerbereich wird durch farbiges Leder und die fahrerorientierte Anordnung der Instrumente und Schalter besonders in Szene gesetzt. Hinter dem Sportlenkrad und in der Mittelkonsole finden sich jeweils 8 Zoll große Displays, die frei konfigurierbar sind. Über einen Drive Mode Selector in der Mittelkonsole können fünf verschiedene Fahrzeugeinstellungen abgerufen werden, um die Corvette den aktuellen Bedürfnissen anpassen zu können.

Wagen wir nun abschließend trotzdem noch eine Einschätzung aus der Blickrichtung bisheriger Corvette-Fans. Wird die neue Stingray an den Erfolg ihrer sechs Vorgänger anschließen können? Hier handelt es sich zwar um eine reine Vermutung, aber wir würden diese Frage mit einem klaren: „Ja!“ beantworten. Mit der C7 ist die Corvette endgültig optisch und technisch in der Gegenwart angekommen und wird gegen die Mitbewerber aus aller Herren Länder selbstbewusst antreten können. Dass dabei die Optik nicht jedermanns Ding ist, gilt ebenso für Modelle anderer Hersteller, die den Mut haben, eine Legende neu zu erfinden.

Quelle: Chevrolet

Autor: Matthias Kierse