Mit Fahrzeugen wie dem Ford GT wurde nachhaltig bewiesen, dass es gut gelingen kann, eine Sportwagenlegende in die Gegenwart zu übertragen, ohne dabei reizvolle Formen oder Fahrleistungen einzubüßen. Aus Süddeutschland rollt nun eine weitere Neuauflage eines absoluten Klassikers heran: Der Stratos ist wieder da, 40 Jahre nach seiner Uraufführung.

New Stratos by Brose

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Wenn man Motorsportfans nach DEM Rallyeauto der 1970er Jahre fragt, werden viele ohne langes Überlegen „Lancia Stratos“ antworten. Dieser keil-gewordene Sportwagen war der Schrecken seiner Gegner und, dank seines reichlich kurzen Radstandes, auch für seine Fahrer durchaus furchteinflößend. Bedingt durch den Mittelmotor neigte der Stratos gerne einmal dazu, das Heck als erstes in die Kurve hineinzuhalten. In kundiger Hand war er jedoch auf fast jeder Rallyepiste für Siege gut. Drei Weltmeistertitel sprechen eine deutliche Sprache.

Die Straßenversion dieser Rallyelegende erfreut sich bis heute steigender Beliebtheit, die Preise steigen, die Anfragen übersteigen das Angebot bei weitem. Hinter den beiden Passagieren rumorte der V6-Motor aus dem Dino 246 aus dem renomierten Hause Ferrari.

Nun, 40 Jahre nach der Präsentation des Bertone Stratos 0 auf dem Turiner Salon – ein sehr keilförmiges Konzeptfahrzeug, das zum Lancia Stratos weiterentwickelt wurde – wird eine Neuauflage in alter Form aber mit moderner Technik präsentiert. Das Design entstand dabei in enger Zusammenarbeit zwischen Pininfarina und dem deutschen Initiator, doch dazu später mehr.

Unter der nach hinten öffnenden Motorhaube arbeitet wie beim Original ein Ferrari-Triebwerk. Es stammt vom 430 Scuderia, von dem auch das Chassis übernommen wurde, welches jedoch in der Länge verkürzt wurde. Wieviel Leistung in der angedachten Kleinserie an der Hinterachse ankommt, steht noch nicht endgültig fest. Dementsprechend gibt es auch noch keine Beschleunigungszeiten oder Tempoangaben. Der erste fahrbereite Prototyp dreht jedoch bereits seine Runden auf verschiedenen Testgeländen, somit dürfte die Bekanntgabe der Daten nur noch eine Frage von Wochen sein.

Die besondere Schwierigkeit bei einer Neuauflage eines all-bekannten Klassikers ist es, die Formen so zu treffen, dass sie von jedem Autofan auf Anhieb erkannt werden können und gleichzeitig die heute gültigen Crash- und Abgasvorschriften zu erfüllen. Somit ist die Wahl des Scuderia-Chassis mit Sicherheit keine schlechte Wahl, da dieses bereits sämtliche Crashtests durchlaufen hat.

Wer die Bilder des New Stratos betrachtet wird feststellen, dass die Designer bei Pininfarina ganze Arbeit geleistet haben und einen durchaus schicken Sportwagen auf die Räder gestellt haben, der nicht nur auf den ersten Blick an den legendären Stratos erinnert. Zwar musste man aufgrund der mittlerweile geltenden Zulassungsregelungen auf die Klappscheinwerfer des Originals verzichten, fand jedoch mit den Klarglasleuchten einen sehr akzeptablen Weg, um die Front unverwechselbar zu gestalten. Die ausgestellten Kotflügel, der Dachspoiler und das Heck mit den runden Rückleuchten und der integrierten Spoilerlippe zitieren den Klassiker dafür umso liebevoller. Der Motor atmet durch zwei Auspuffrohre links und rechts neben dem Diffusor aus. Ob er dabei ähnliche Soundgewitter wie das Vorbild freigibt, bleibt abzuwarten.

Wie am historischen Stratos öffnen die Hauben bei der Neuauflage nach vorne, beziehungsweise nach hinten. Beim Blick auf die Linienführung der Seitenscheiben und der Windschutzscheibe fällt auf, dass sie wie am Klassiker an die Form eines Motorradhelm-Visiers erinnert. Die gesamte Karosserie besteht aus ultraleichtem kohlefaser-verstärkten Kunststoff.

Beide Fahrzeuge nebeneinander lassen deutlich werden, dass der New Stratos zwar größer geworden ist, allerdings nicht so sehr, wie beispielsweise der BMW Mini gegenüber dem historischen Vorbild. Der abgebildete Lancia Stratos Gruppe 4-Rallyewagen gehört im Übrigen zur Fahrzeugsammlung des Initiators.

Wer genau verbirgt sich also hinter diesem tollen Projekt? In der historischen Rallyeszene Europas ist er kein Unbekannter und auch als Chef des Zulieferers Brose Automotive hat er sich durchaus einen Namen gemacht. Initiator des New Stratos ist niemand geringerer als Michael Stoschek, der 2006 die Historische FIA Rallye Europameisterschaft gewonnen hat.

Die Idee zu einer Neuauflage des Stratos entstand bereits vor einigen Jahren zwischen Stoschek und Chris Hrabalek. Man erwarb daher die Rechte am Namen „Stratos“ und stellte zusammen mit Fenomenon 2005 eine erste Vision für einen neuen Stratos in Genf aus. Seit 2008 arbeitet man mit Pininfarina zusammen, um den jetzt fertiggestellten fahrbereiten Prototypen zu erstellen.

Die ersten Entwürfe wurden dabei vom Designer Jason Castriota erstellt, der jedoch zu Bertone wechselte. Damit ging der Zeichenstift in die Hände von Luca Borgogno über, der bis zum fertigen Prototypen für die Formgebung verantwortlich ist.

Ob und wann eine Kleinserie von rund 25 Fahrzeugen aufgelegt wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Wenn es nach Michael Stoschek geht aber eher heute als morgen und dem können wir uns nur anschließen.

Quelle: www.new-stratos.com/de

Autor: Matthias Kierse