Dülmener Individualität
Interview mit Friedhelm Wiesmann

CPzine: Herr Wiesmann, das Forum Carpassion.com ist Ihnen ein Begriff, sagen Sie?

Friedhelm Wiesmann: Durchaus. In Carpassion.com haben wir einige gute Kunden. Wir freuen uns, dass dort sehr angeregt und konstruktiv über uns diskutiert wird.

Anlässlich des Genfer Auto-Salons stellen Sie den MF4-S GT aus. Was genau hat sich im Vergleich zum bekannten MF4 GT geändert?

In allererster Linie mal der Motor. Wir verwenden im MF4-S GT den 4-Liter-V8-Motor mit 420 PS, den Sportwagenfreunde aus dem aktuellen BMW M3 kennen dürften. Daneben haben wir jedoch auch die Optik verändert. An der Front finden Sie integrierte Bi-Xenon-Scheinwerfer und eine Spoilerlippe. Die größte optische Änderung dürfte jedoch der ausfahrbare Heckflügel sein, der ab 150 km/h seinen Dienst aufnimmt und den Wagen auf den Asphalt presst.

Neben dem MF4-S GT haben Sie auch ein Aerodynamik-Kit für den MF5 GT mit dabei, wie kam es dazu?

Im Rahmen eines TV-Berichtes eines deutschen Automobilmagazines war es zu der Aussage gekommen, dass der MF5 GT „ein wenig schwammig“ auf der Hinterachse seie. Auch einige Kunden hatten bereits nach einem größeren Flügel gefragt und so haben wir uns entschlossen, ein Aerodynamikpaket mit verstellbarem Heckspoiler und Frontsplitter im Windkanal zu entwickeln. Dies ist ab jetzt optional erhältlich.

Im Laufe dieses Jahres läuft bei BMW der bekannte 3,2 Liter Sechszylindermotor aus, den Sie momentan im MF3 Roadster einsetzen, bedeutet dies das Aus für den Wiesmann-Klassiker?

Um Gottes Willen, nein! Wir arbeiten bereits fieberhaft daran, einen neuen Motor im MF3 unterzubringen. Dies ist, wie Sie wissen, nicht das erste Mal, dass wir im kleinen Roadster auf einen anderen Motor umstellen müssen. Aus dem Programm wird das Fahrzeug auf keinen Fall genommen. Zwar waren im letzten Jahr die Verkaufszahlen zugunsten des neuen MF4 Roadsters nicht so gut, jedoch erkennen wir in den letzten zwei Monaten einen deutlichen Anstieg der Neubestellungen.

Übrigens fällt nicht nur der Motor des MF3 bei BMW aus dem Programm. Auch die Aggregate von MF4 und MF5 sind betroffen. Daher wird 2010 für Wiesmann ein Jahr des Anpassens. Bei allen Modellen müssen neue Motoren im Motorraum untergebracht und anschließend getestet werden. Welche Motoren das im Einzelnen sein werden, kann und darf ich Ihnen noch nicht mitteilen. Definitiv bleiben jedoch alle Modellreihen erhalten.

Wiesmann bezeichnet sich selbst als „Manufaktur der Individualisten“ und bei unserem Besuch im Oktober 2009 konnten wir uns auch davon überzeugen, dass nach Möglichkeit jeder Wunsch des Kunden umgesetzt wird. Was war denn bislang der verrückteste Kundenwunsch?

Für ein Mitglied einer königlichen Familie haben wir ein Fahrzeug in Quietsch-Grün-metallic aufgebaut. Aber nicht genug mit der Lackierung: Im Innenraum mussten alle Bedienelemente aus einem ganz bestimmten, sehr teuren Naturstein gearbeitet werden. Für diese Art von Steinbearbeitung gibt es nur wenige Experten weltweit und so hat der Bau dieses Fahrzeugs recht lange gedauert.

Auch hier in Genf zu sehen ist der auf 55 Exemplare limitierte MF5 Roadster, wie gut wird dieses Fahrzeug von den Kunden angenommen?

Hervorragend. Von den 55 geplanten Autos sind heute, am zweiten Pressetag, nur noch 7 verfügbar. Wenn Sie also noch einen möchten, sollten Sie sich beeilen.

Würde ich gerne, aber noch darf ich über Traumautos nur schreiben. Besitzen kommt später.

Nun, wenn Sie mal wieder nach Dülmen kommen, können wir zumindest über das Fahren einmal diskutieren.

Darauf komme ich gern zurück. Vielen Dank für das Interview, Herr Wiesmann.

Genf 2010 - Wiesmann

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