Deutsch-Italienische Freundschaft
Interview mit Horacio Pagani

CPzine: Es ist mir eine große Freude, dass Sie sich für unser CPzine ein wenig Zeit nehmen, Herr Pagani.

Horacio Pagani: Ich weiß, dass der deutsche Markt für uns sehr wichtig ist und wir dort auch viele Fans haben – wohl nicht zuletzt wegen unserer Kooperation mit AMG.

Schön, dass Sie direkt die Zusammenarbeit mit AMG in Deutschland ansprechen, damit wollte ich auch in unser Interview starten. Wie eng ist diese Verbindung inzwischen geworden? Ist AMG wirklich nur ein Motorenlieferant?

Nein, es ist viel mehr als das. Die Firmen-Philosophien von Pagani und AMG sind sich in vielen Punkten verblüffend ähnlich. Beide Firmen wollen das maximal mögliche für ihre Kunden leisten und faszinierende Produkte auf die Straße stellen. AMG hat sich für uns von einem reinen Geschäftspartner zu einem wirklichen Geschäftsfreund entwickelt. Bei der Entwicklung unseres neuen Fahrzeugs arbeiten wir Hand in Hand und kommen so in den Genuss der professionellen Testarbeit der Affalterbacher Ingenieure, die unser Auto weit voranbringen werden.

Damit sprechen Sie direkt das Projekt „C9“ an. Wann dürfen wir mit diesem zweifellos faszinierenden Fahrzeug rechnen? Es gab ja nicht wenige Gerüchte, dass das Auto bereits hier in Genf stehen könnte.

Die Präsentation des „C9“ wird voraussichtlich im September während einer exklusiven Kundenveranstaltung in Italien stattfinden. Ob und wann das Fahrzeug erstmals auf einer Automobilmesse stehen wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Auf jeden Fall werden wir einigen Presseleuten im Anschluss an die exklusive Weltpremiere einen Blick auf das Fahrzeug gewähren, aber auch dafür steht bislang weder Ort noch Zeitpunkt fest.

Hier auf dem Genfer Automobil-Salon zeigen Sie mit dem Cinque Roadster und dem Tricolore zwei exklusive Kleinstserienprodukte auf Basis des Zonda F, was macht diese Wagen besonders?

Mit dem Cinque Roadster bringen wir die offene Version zum Cinque Coupé, das im vergangenen Jahr in einer exklusiven Anzahl von 5 Fahrzeugen über unseren asiatischen Stützpunkt erhältlich war. Nach dessen Präsentation kamen einige Kunden auf uns zu, die ein solches Fahrzeug gerne in Roadsterform erwerben wollten und diesem Wunsch sind wir gern nachgekommen. Der Tricolore ist unser Geburtstagsgeschenk an die italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori und daher auch in deren Design lackiert. Entgegen unserer früheren Planung bringen wir von diesem Fahrzeug nicht nur ein sondern drei Exemplare auf den Markt. Mit 670 PS im Tricolore und sogar 680 PS im Cinque Roadster bieten wir unseren Kunden neben der Exklusivität auch einen Leistungsbonus gegenüber dem Zonda F Roadster.

Und eine zweifellos faszinierende Liebe zum Detail, wenn man sich Ihre Produkte einmal näher anschaut. Können Sie uns sagen, wieviele Pagani Zonda es insgesamt geben wird, bis zur Einführung des neuen Modells?

Vielen Dank für das Lob. Die Liebe zum Detail, speziell bei der Carbon-Verarbeitung, haben wir uns in der Tat auf die Fahnen geschrieben. Dies wird von unseren Kunden auch durchaus honoriert, auch wenn ab und an spannende Wünsche an uns herangetragen werden. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: bis zur Einstellung des Zonda werden exakt 120 Fahrzeuge gebaut worden sein. Momentan sind wir bei Nummer 113.

Sie sprachen gerade von „spannenden Wünschen“, können Sie das näher erläutern?

Bei Pagani ist für den Kunden alles möglich, so lange es ästhetisch ist und keinerlei sicherheitsrelevante Teile betrifft. Wenn Sie sich einmal unsere Fahrzeuge ansehen, so werden Sie feststellen, dass keine zwei absolut Gleichen darunter sind. Klar gibt es ähnliche Fahrzeuge durch Lackierungen und Interieurfarben, aber jeder Besitzer hat an irgendeiner Stelle seinen Wünschen freien Lauf gelassen, einige mehr, andere weniger. So haben wir uns vor dem Bau des ersten Zonda S Roadster zum Beispiel nicht vorstellen können, dass eine Lackierung in gelb metallic mit einem Interieur in gelbem Leder harmoniert. Rückblickend mussten wir dem Kunden jedoch zu seinem guten Geschmack gratulieren. Auch eine Umlackierung von gelb auf helles rosa hat es bereits gegeben, was wir ebenfalls im Vorfeld als eher grausam eingestuft haben. Das Ergebnis sieht jedoch durchaus interessant aus – wenn man die Farbe mag.

In den vergangenen Jahren gab es mit dem Zonda F zwei Rekordfahrten auf der berühmten Nürburgring Nordschleife. Ist ein solcher Anlauf auf die Bestzeit mit dem kommenden Modell ebenfalls geplant?

Wir denken über eine solche Fahrt nach. Allerdings unterstützt Pagani den Hype der Ringbestzeiten nicht. Wir wissen von Konkurrenzherstellern, die im Vorfeld eines solchen Rekordversuchs wochenlange Probefahrten auf der Strecke unternehmen, die Fahrzeuge mit x-verschiedenen Reifen- und Fahrwerkskonfigurationen bestücken und anschließend mit der besten davon den Rekordversuch angehen. Das hat aus unserer Sicht mit dem Produkt, das der Kunde beim Händler bekommt, nichts mehr zu tun und ist daher nicht relevant. Unsere beiden bisherigen Rekordrunden wurden mit Kundenfahrzeugen erzielt, die auf Achse an den Ring angereist sind, die Runden zurücklegten und anschließend auf Achse wieder zurück in die Garagen der Kunden gefahren wurden. Anders wird das bei einem eventuellen Rekord-Anlauf unseres kommenden Modells auch nicht passieren.
Ebenso haben wir unsere Autos auch für das beliebte englische Automagazin TopGear nie verändert. Uns wurde dort beim letzten Auftritt mit dem Zonda F Roadster angeboten, noch einige weitere Tage dazubleiben, um auf wärmeres Wetter für die Rekordrunde von deren berühmten weißen Rennfahrer „The Stig“ auf der hauseigenen Teststrecke zu warten. Wir waren jedoch mit der bei 2,5 Grad Streckentemperatur erreichten Zeit durchaus zufrieden und haben dankend abgelehnt.

Daraus schließe ich mal, dass Ihnen eher wichtig ist, dass die Kunden alle vergleichbare Fahrzeuge erhalten, als dass mit einem speziell präparierten Testwagen Fabelzeiten auf den Asphalt gebrannt werden?

Exakt darum geht es uns. Wenn ein Automagazin unser Fahrzeug mit einer Beschleunigungszeit von so-und-sovielen Sekunden angibt, dann sollte auch jeder Kunde unter vergleichbaren Wetter- und Streckenbedingungen diese Zeit mit seinem Fahrzeug reproduzieren können.

Herr Pagani, ich danke Ihnen ganz herzlich für das informative Gespräch und wünsche Ihnen noch eine schöne Messe.

Es war mir ein Vergnügen. Wenn Sie einmal nach Italien kommen, schauen Sie doch mal herein.

Das werde ich tun.

Genf 2010 - Pagani

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