Neues aus Schweden
Interview mit Christian von Koenigsegg

CPzine: Schön, dass Sie sich für uns die Zeit für ein kurzes Interview nehmen, Herr von Koenigsegg.

Christian von Koenigsegg: Sehr gern.

Sie stellen hier auf dem Genfer Auto-Salon mit dem Agera ein neues Fahrzeug vor, erzählen Sie uns ein wenig dazu.

„Agera“ bedeutet im schwedischen soviel wie „agieren“. Diesen Namen halten wir für sehr passend für einen Supersportwagen, da hier nicht nur der Motor, sondern auch der Fahrer ständig gefordert ist und agieren muss. Gegenüber unseren bekannten Modellen, dem CCX und dem CCXR, haben wir über 1.000 neue Teile in den Agera einfließen lassen. Der Motor ist nun 923 PS stark und bringt fast 1.100 Newtonmeter auf die Straße. Wie wir finden ein sehr beachtlicher Wert. Mittels neuer, speziell geformter Felgen haben wir die Bremsenentlüftung deutlich verbessert. Dazu konnten wir auch die Be- und Entlüftung des Motorraums nach intensiver Windkanalarbeit optimieren. Selbst in den Rückleuchten finden sich jetzt Entlüftungsöffnungen, die so gestaltet sind, dass sie mittels Unterdruck die Luft geradezu heraussaugen.

In der Tat sehr beeindruckend. Wird der Wagen nach der Messe direkt in den Verkauf gehen?

Nein, nicht direkt. Wir werden mit dem ausgestellten Fahrzeug intensive Fahrversuche unternehmen, um jegliche Schwachstellen abzustellen und unseren Kunden ein ausgereiftes Fahrzeug ausliefern zu können. Die ersten Autos werden vermutlich im dritten Quartal 2010 fertiggestellt.

Neben dem komplett neuen Agera zeigen Sie hier auch einen CCXR. Ich habe mir sagen lassen, dass es mit diesem Wagen etwas Besonderes auf sich hat, können Sie das Geheimnis lüften?

Gern. Mit dem CCXR Platinuss Edition richten wir uns ganz speziell an unsere Kunden auf dem südamerikanischen Markt. In dieser Region wird bereits vielfach Bio-Ethanol-Kraftstoff genutzt, wie Sie wissen. Da der Anteil von Ethanol im Benzin dort die hier in Europa üblichen 85% deutlich übersteigt und teilweise sogar mit reinem Ethanol gefahren wird, mussten wir den Motor deutlich überarbeiten. Ebenso gibt es dort das Problem von Wasser im Kraftstoff. Damit muss ein Hochleistungsmotor erst einmal klarkommen, was langwierige Weiterentwicklungen bedeutete. Auf der anderen Seite erreichen wir mit diesem Motor nun aber bei reinem Ethanolbetrieb 1.100 PS und 1.250 Newtonmeter Drehmoment.

Diese Werte sind im positiven Sinne „erschreckend“. Planen Sie denn in absehbarer Zeit einen erneuten Angriff auf die Krone des schnellsten Serienautomobils?

In der Tat ist ein solcher Rekordlauf angedacht, genießt jedoch nicht allerhöchste Priorität. Wenn es passt, werden wir einen solchen Versuch starten. Wann genau das sein wird, kann ich Ihnen jedoch noch nicht sagen.

Auf einem weiteren Stand hier in Genf ist der NLV Quant zu sehen, der im vergangenen Jahr seine Weltpremiere als Tonmodell auf dem Koenigsegg-Messestand erlebt hat. Damals überschlug sich die Weltpresse beinahe, weil alle dachten, dass Sie von Supersportwagen auf einen Elektro-Viersitzer umsatteln würden.

Ja, das hat uns damals sehr amüsiert. Koenigsegg hat mit NLV eng zusammengearbeitet, was das Design und einige technische Komponenten anging. Das Fahrzeug war jedoch niemals als Koenigsegg geplant und wir waren auch eigentlich der Meinung, das deutlich genug gesagt zu haben.

Nun steht hier auf der Messe ein fast serienmäßiges erstes Exemplar des Quant und Sie haben bereits einen ersten Blick darauf werfen können. Wie ist Ihr Eindruck von dem Produkt?

Ich bin positiv überrascht, was NLV in nur einem Jahr aus dem Projekt herausgeholt hat. Hier steht ein erster Prototyp, der nicht nur im Innenraum wohnlich anmutet, sondern auch optisch durchaus zu überzeugen weiß. Wir von Koenigsegg sind stolz, an diesem Projekt mitgearbeitet zu haben und verfolgen weiterhin interessiert, wie sich das Fahrzeug weiterentwickelt.

Ihren strahlenden Augen entnehme ich, dass Sie durchaus gerne als einer der Ersten ein solches Fahrzeug bewegen würden.

Das haben Sie völlig richtig interpretiert, ich habe mich in der Tat bereits für eine Probefahrt angemeldet.

Herr von Koenigsegg, wir vom CPzine wünschen Ihnen und Ihrer Firma weiterhin alles Gute, viele zufriedene Kunden und danken Ihnen herzlich für das Interview.

Genf 2010 - Koenigsegg

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