Seit über 30 Jahren entstehen in den Niederlanden merkwürdige Sportwagen, die ihre Fanschar nachhaltig begeistern. Kein richtiges Dach, nur das Nötigste an Karosserieteilen, kaum Gewicht, dafür ordentlich Leistung. Genau so sieht das Erfolgsrezept von Donkervoort aus. Das CPzine warf einen exklusiven Blick hinter die Kulissen beim deutschen Generalimporteur Düchting Motorsport und durfte einige der „Einbäume“ live auf der Nordschleife erleben.

Donkervoort

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Als Anwohner vor knapp 30 Jahren den ersten Donkervoort S7 in einer kleinen Stadt in Westfalen sahen, dachten sie, so etwas könne nur ein Verrückter fahren. An diesem Auto war ja gar nichts dran und unverschämt laut war es auch noch.

Dieser „Verrückte“ war und ist aber ganz und gar nicht verrückt. Sein Name: Michael Düchting aus Paderborn. Er hat entscheidend an der Entwicklung des Donkervoort mitgewirkt und ist Generalimporteur für diese puristischen Sportflitzer für Deutschland. Im Jahre 2004 fuhr er mit einem Donkervoort D8 370 RS seinen ersten Rundenrekord auf der berühmten Nordschleifen des Nürburgrings. In nur 7:18,10 Minuten umrundete er die 20,83 km lange Strecke und setzte damit eine Bestzeit in der Klasse für straßenzugelassene Autos, die er in den Folgejahren mit zwei weiteren Fahrzeugen noch einmal um etwas mehr als 3 Sekunden unterbot. Dem ersten Rekord zu Ehren wurde eine auf 25 Stück limitierte Serie des Donkervoort D8 270 produziert.

Vor kurzem erst konnten Passanten einige Donkervoorts der aktuellen Baureihe D8 auf der Nordschleife fahren sehen und beobachten, dass diese von Porsche & Co gar nicht abgehängt werden konnten. Ich war selbst vor Ort und konnte die Fahrzeuge „in Action“ erleben.

Nun aber einmal alles von Anfang an: Der holländische Liebhaber englischer Leichtbau-Sportautos Joop Donkervoort hatte ursprünglich eine große Leidenschaft für den Lotus Super 7. Allerdings bekam er dieses offene puristische Kit-Car in den Niederlanden nicht zugelassen. Aufgeben gab es bei ihm aber nicht und so fing er 1978 an, sein erstes eigenes Auto, den S7, in der elterlichen Garage in Tienhoven zusammenzubauen. Alsbald gründete er seine eigene kleine Firma, die fortan Donkervoort heißen sollte.

Äußerlich sieht der Donkervoort S7 dem Lotus Super 7 sehr ähnlich, ist aber bautechnisch vollkommen anders. „Purismus und ungetrübter Fahrspaß“ war und ist Donkervoorts Motto und so kann man auch heute noch lange nach Servolenkung, ABS, ESP und anderen elektronischen Helferlein in den offenen Zweisitzern suchen – der Fahrspaß wird ungefiltert, knüppelhart und nur ein paar Zentimeter über dem Asphalt im superflinken Kurvenräuber genossen. Nur ein kleines Stoffmützchen schützt im Falle eines Regengusses. Da sollte man nicht all zu zimperlich sein. Definitiv kein Auto für Warmduscher und Schattenparker!

Es folgten noch weitere S- und D-Modelle, in denen größtenteils Ford-Motoren mit bis zu 206 kW/280 PS verbaut wurden. Leider bekam Donkervoort aber keine technische Unterstützung durch den amerikanischen Konzern, so dass er sich gezwungen sah, einen neuen Motorspender zu suchen. Aus heutiger Sicht gesehen wurde so 1999 eine wunderbare Weiche gestellt – der Wechsel zum aufgeladenen 1,8-Liter-Audimotor mit wahlweise 180, 210 oder 270 PS hat dem 630 kg-Leichtgewicht quasi wortwörtlich Flügel verliehen. Mit dieser deutsch-niederländischen Hochzeit begann eine neue Ära und Motorsporterfolge wie zum Beispiel beim 24h Rennen und im VLN-Langstreckenpokal auf dem Nürburgring ließen nicht lange auf sich warten. Das neuste Modell, der D8 GT, der 2007 in Genf zum ersten Mal vorgestellt wurde und dessen Markteinführung kurz bevor steht, gibt es nun auch mit einem festen Dach, in das ein Überrollbügel integriert ist. Wir werden demnächst über dieses Fahrzeug berichten.

Durch den Einsatz von modernsten Materialien wie beispielsweise Karbon wiegt dieser geschlossene Supersportler nur 20 kg mehr, als seine offenen D8-Geschwister, ist allerdings auch beinahe doppelt so teuer. Das macht eine Leistungs-Gewichts-Relation von rund 2,41 Kilogramm pro PS. Damit bescheunigt der Heißsporn in nur 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Bei 245 km/h stockt die Beschleunigung, was wohl auf das Konto seines nicht gerade optimalen CW-Wertes geht. Wer da noch mehr Leistung haben möchte, der ist bei Michael Düchting allerbestens aufgehoben und sollte mal vorsichtig nach den „Weiterentwicklungen“ fragen. Aber besser gut sitzen, wenn die Antwort kommt, die Leistungsdaten können eine umhauende Wirkung haben.

Wem das einige Schippen Leistung zuviel sind, der sollte doch lieber erst einmal mit dem Basismodell D8 mit 132 kW/180 PS anfangen. Das „Basismodell“ beschleunigt bereits in 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und das Vergnügen beginnt bei knapp 52.000,- €. Da wundert sich dann doch der eine oder andere flotte Verkehrsteilnehmer, was da grinsend vorbei pfeift und mit einem frechen Zischen den überschüssigen Ladedruck ablässt. Der 177 kW/240 PS starke D8 beschleunigt gar in nur 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und lässt damit garantiert einige verstörte Gesichter bei Sportwagenfahrern zurück.

Ein paar Jahre nach Firmengründung zog Joop Donkervoort mit seiner kleinen Firma nach Loosdrecht. Die Kapazitäten dort reichten ihm aber auch nicht lange, so dass er im Jahre 2000 nach Lelystad in eine sehr moderne Manufaktur umzog. Ursprünglich wurde sie für 90 Fahrzeuge pro Jahr dimensioniert, tatsächlich verlassen aber nur 40 Donkervoort D8 jährlich das Werk, die dafür aber hochwertiger und teurer sind. Hier wird immer noch alles in Handarbeit gefertigt. Jeder „Donky“, wie die puristischen Roadster liebevoll genannt werden, ist ein Unikat, das nur auf Bestellung von den 22 Angestellten gebaut wird. Kunden müssen bis zu einem halben Jahr auf ihr neues Fahrzeug warten.

Etwas mehr als 1100 Fahrzeuge wurden bislang produziert und beglücken ihre Besitzer seither mit purem Fahrspaß.
Weil der Firmeninhaber und Autoenthusiast Joop Donkervoort nie richtig zufrieden ist, wird ständig an den Fertigungsprozessen optimiert und verbessert. Für eine sehr feste Karosseriesteifigkeit wird die aus einem Gitterrohrrahmen bestehende Rohkarosse mit Alublechen beklebt und genietet. Karbon und glasfaserverstärkter Kunststoff finden zwecks Gewichtsreduzierung bei gleichzeitig erhöhter Sicherheit ihren Einsatz an den Kotflügeln und an der Frontnase. Das WP-Fahrwerk garantiert eine perfekte Straßenlage und wer mit seinem Donky Rennen fahren möchte bekommt optional Sport Packages, die keine Wünsche mehr offen lassen. Ansonsten ist innen alles äußerst puristisch gehalten – nichts soll vom Fahrerlebnis ablenken und das ist auch gut so.

Das Beste kommt aber noch: Diese puristischen Sportflitzer verbrauchen nur 8 – 10 Liter Superbenzin auf 100 km. Wenn da eine extra Runde Kurvenhatz auf der Landstraße oder gar auf der Nordschleife nicht noch mal doppelt so viel Spaß machen.

Wer nun Blut geleckt hat und gerne mehr über die Purismus-Mobile aus den Niederlanden erfahren möchte, ist bei Michael Düchtings Firma Düchting Motorsport in Paderborn bestens aufgehoben.

Quelle: Düchting Motorsport und Donkervoort

Autor: Silvia Althoff