In den letzten Wochen gab es Teaser-Bilder, heute folgte schließlich der Paukenschlag: Lamborghini präsentierte auf der VW-Vorabend-Veranstaltung der Pariser Motorshow einen Technologieträger mit einem 570 PS starken V10-Motor und lediglich 999 kg Leergewicht. Der Lamborghini Sesto Elemento wird niemals in Serie gehen, zeigt jedoch, dass eine Beschleunigung von nur 2,5 Sekunden auf 100 km/h möglich ist.

Lamborghini Sesto Elemento Concept

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Nachdem Lamborghini vor einigen Wochen erste Teaser-Bilder veröffentlicht hatte, kam die Gerüchteküche ordentlich auf Schwung: Wird das die Präsentation des Murciélago-Nachfolgers? Wird es ein eigenständiges Modell? Oder wird es gar bereits der neue Gallardo? Seit heute wissen wir: Nichts von alledem.

Der Lamborghini Sesto Elemento ist ein reiner Technologieträger, der in dieser Form nicht in Serie gehen wird. Natürlich werden mit solchen Fahrzeugen Erkenntnisse erzielt, die den Weg auf die Straße finden und mit Sicherheit werden auch Designdetails an kommenden Modellen der Stier-Marke auftauchen, einen Sesto Elemento wird jedoch kein Kunde dieser Welt jemals besitzen.

Der Name „sechstes Element“ (italienisch: Sesto Elemento) bringt bereits eine Haupteigenschaft des Wagens auf den Punkt. An sechster Stelle im chemischen Periodensystem findet sich Kohlenstoff, aus welchem wiederum Carbon – oder zu deutsch: Kohlefaser – gefertigt wird. Die gesamte Karosserie des Lamborghini Conceptcars besteht aus diesem hochfesten und gleichzeitig leichten Werkstoffs. Um Gewicht zu sparen und dies auch optisch klarzustellen, verzichten die Italiener auf farbigen Lack und tauchen die Karosserieteile lediglich in matt glänzenden Klarlack. Das Leergewicht ist sensationell niedrig: Lediglich 999 Kilogramm wollen fortbewegt werden.

Mit dieser Aufgabe ist ein V10-Triebwerk hinter der Besatzung beschäftigt. Lamborghini gibt 419 kW/570 PS und 540 Nm Drehmoment als Leistungsabgabe an. Somit kommen auf eine Pferdestärke lediglich 1,75 Kilogramm und ermöglichen eine Beschleunigung von nur 2,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Ein Spitzentempo jenseits von 300 Sachen erscheint beinahe logisch. Lamborghini möchte mit diesem Fahrzeug aufzeigen, wie die Zukunft im Supersportwagen-Bau aussehen könnte: Extremer Leichtbau in Verbindung mit hoher Motorleistung und daraus resultierenden, exorbitanten Fahrleistungen.

Damit der Sesto Elemento nicht nur längs-, sondern auch querdynamisch Bestwerte setzen kann, erhielt das Concept einen permanenten Allradantrieb. Das Carbon-Chassis ist als Monocoque ausgelegt. Selbst Felgen, Kardanwelle und Teile der Radaufhängung sind aus dem Kohlefaser-Werkstoff gefertigt. Für die Abgasanlage kommt etwas völlig neues zum Einsatz: Pyrosic, ein Glas-Keramik-Verbundstoff, der weit mehr als 900° C aushält.

Während die Technik uneingeschränkt beeindruckend ist, dürfte das Design die Massen auf dem Mondial de l’Automobile in Paris spalten. Die sehr radikale Linienführung ist auf der einen Seite „typisch Lamborghini“, bringt aber auf der anderen Seite auch neue Elemente ein und verknüpft alles zu einem äußerst wilden Sportler, der definitiv nicht jedem Betrachter gefallen will.

Wie bereits erwähnt ist der Lamborghini Sesto Elemento größtenteils in mattgrauem Sichtcarbon gehalten. An besonderen Punkten der Karosserie wurden dem Lack mittels Nanotechnologie feinste Kristalle untergemischt, die bestimmte Akzente des Sesto Elemento rot schimmern lassen. Dank der Nanotechnik sind diese Bereiche überdies besonders widerstandsfähig.

Um die Thermik des V10-Motors im Griff zu behalten, ist die Frontschürze des Sesto Elemento besonders ausgeformt. Die beiden senkrechten Stege versteifen die Schürze zum Einen, dienen jedoch zum Anderen vor allem als Leitelemente, um den dahinter liegenden Kühler besonders gut anzuströmen. Die Kühlerabluft verlässt die Front durch zwei dreieckige Auslässe vor der Windschutzscheibe und große Öffnungen hinter den vorderen Radhäusern. Der Lamborghini Sesto Elemento wirkt von vorn betrachtet besonders sportlich, was an der integrierten Spoilerlippe und den Bi-Xenon-Scheinwerfern liegen dürfte.

Von der Seite wirkt der Sesto Elemento wie ein überdimensionierter Türkeil. An vielen Stellen taucht das Dreieck als verbindendes Designmerkmal auf. Am Heck sorgen ein Heckspoiler und ein sorgsam darauf abgestimmter Diffusor für ordentliche Abtriebswerte und stets beste Fahrzeugbeherrschbarkeit. Unterhalb des Heckflügels treten die Auspuffrohre ins Freie und verbreiten ihren V10-Sound.

Wer sich angesichts der Bilder über eine fehlende Rundumsicht beklagen möchte, hat vollkommen Recht: An eine Heckscheibe haben die fleißigen Italiener eben einfach nicht gedacht, immerhin rollt der Sesto Elemento nach der Messe in Paris eh vermutlich für lange Zeit in die hauseigene Fahrzeugsammlung von Lamborghini und nicht auf die öffentliche Straße.

Das Interieur ist auf das allernötigste reduziert, selbst eine klassische Armaturentafel gibt es nicht. Lediglich ein kleiner Bildschirm hinter dem Lenkrad und eine minimalistische Mittelkonsole steuern die Bedieneinheiten des Lamborghini Sesto Elemento und informieren die Besatzung über alle Funktionen. Anstelle von klassischen Sitzen sind hier Sitzschalen, bezogen mit einem Hightech-Stoff, direkt auf dem Monocoque verschraubt. Statt der Sitzgelegenheit verstellt der Pilot hier das Lenkrad und die Pedalposition, um optimal im Fahrzeug sitzen zu können.

Technisch darf die Zukunft gerne so oder ähnlich ausschauen, für die Optik des Supersportlers wünschen wir uns hingegen eine gefälligere und ein klein wenig alltagstauglichere Form.

Quelle: Lamborghini

Autor: Matthias Kierse