30 Jahre nach der Präsentation des legendären Ur-quattro zeigt Audi auf dem Pariser Salon eine Studie, die als Erbe gelten darf. Das Audi quattro Concept mit Allradantrieb und 408 PS erinnert mit seiner kompakt geschneiderten Karosserie am ehesten an den Sport quattro, den Fans schnell mit Rallye-Weltmeister Walter Röhrl in Verbindung bringen. Wie damals kommt auch hier ein 5 Zylinder-Motor zum Einsatz.

Audi quattro Concept

Bild 1 von 3

Sagt man „Audi quattro“, so bekommen Rallyefans in aller Welt heute noch feuchte Augen. Wer die gewaltigen Gruppe B-Geräte aus Ingolstadt live erleben konnte – ob nun bei den Einsätzen in der Weltmeisterschaft oder heute bei Schaulaufen – wird wissen, warum. Wer darüber hinaus das Glück hat, den Lenkradakrobaten Walter Röhrl in einer dieser Asphaltraketen zu sehen, der weiß erst Recht, worüber gesprochen wird. Zwar wurde „der Walter“ nie auf Audi Rallye-Weltmeister, aber er verhalf dem kantigen mit seiner unnachahmlichen Fahrweise zum letzten Rest Bekanntheit.

So ist der Ur-quattro bis heute ein gesuchter Youngtimer, dessen älteste Exemplare seit diesem Jahr offiziell als Oldtimer gelten und mit dem H-Kennzeichen ausgerüstet werden können. Besonders begehrt ist der nur knapp über 200-mal gebaute Sport quattro mit verkürzter Karosserie und 225 kW/306 PS starkem Turbo-Fünfzylinder-Motor. Gut erhaltene Exemplare knacken locker die 100.000,- €-Schallmauer.

Auf dem Pariser Mondial de l’Automobile, der heute eröffnet wurde, stellt Audi nun einen würdigen Erben vor – wenn auch vorerst lediglich als Studie. Das Audi quattro Conceptcar verkörpert all das, was sich Fans von einem solchen Nachfolger wünschen: Es ist kompakt, verfügt selbstverständlich über den permanenten quattro-Allradantrieb und hat ordentlich Leistung aus einem Turbo-aufgeladenen Fünfzylinder-Motor.

Das in unschuldigem Col-de-Turini-Weiß lackierte Coupé basiert technisch auf dem Audi RS 5. Allerdings verkürzten die Ingolstädter den Radstand um 150 mm und senkten die Dachlinie 40 mm ab. Dieser Vorgang erinnert ein wenig an die Verwandlung des quattro in den Sport quattro Mitte der 80er Jahre. Die atemberaubende Karosserie besteht zu größten Teilen aus Aluminium, lediglich Motorhaube, Heckklappe und einige Kleinkomponenten bestehen aus Carbon. Dank des gezielten Leichtbaus, der sich auch bei den Technikkomponenten bemerkbar macht, liegt das Leergewicht mit rund 1.300 kg auf ähnlichem Niveau, wie beim historischen Vorbild.

Das Design orientiert sich auf der einen Seite klar am Audi A5 und RS 5, zeigt sich in vielen Bereichen jedoch erfreulich eigenständig, ohne dabei die Audi-Familienlinie allzuweit zu verlassen. Der hintere Überhang wurde gegenüber der Basis um 200 Millimeter eingekürzt und lässt so Spielraum für eine optische Hommage an den quattro: Die C-Säule ist kräftig konturiert und steht in ähnlichem Winkel wie beim Vorbild. An ihrem Fuß im Übergang zum hinteren Kotflügel sind die vier Audi-Ringe ins Blech eingeprägt. Apropos Kotflügel: Mit ihrer deutlich ausgestellten Linienführung zitieren auch sie den 30 Jahre alten Ur-quattro. Der große markentypische Single-Frame-Grill an der Front verzichtet auf einen Chromrahmen und betont zusammen mit den senkrechten Lufteinlässen unter den LED-Scheinwerfern die Sportlichkeit des quattro Concept bereits auf den ersten Blick. Ohne Frage: Würde diese Front im Rückspiegel auftauchen – die Allermeisten von uns würden die linke Spur räumen.

Unter der Motorhaube rackert, wie weiter oben beschrieben, ein Turbo-Fünfzylinder, der in seinen Grundzügen auf dem Motor aus dem TT RS basiert. Dank gezielter Bearbeitung setzt er in seiner neuen Umgebung 300 kW/408 PS frei und wäre in der Lage das quattro Concept in nur 3,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu katapultieren – wenn die Audi-Mannen es zulassen würden. Fans der kultivierten Fahrfreuden werden darüber begeistert sein, dass Audi hier dem Trend zu automatisierten Getrieben einen Riegel vorschiebt und eine althergebrachte Sechsgang-Handschaltung verbaut. Dieses liefert die Kraft an die neueste Ausbaustufe des quattro-Allradantriebs weiter, der nun über ein Kronenrad-Mittendifferenzial verfügt, um die Momentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse bedarfsgerecht abzudecken. Über 20 Zoll große Räder gelangen die 408 Pferdchen schlussendlich auf den Asphalt.

Das Interieur zeigt sich Audi-untypisch äußerst sachlich und aufgeräumt. Nur eine Anzeige hinter dem Lenkrad, auf der neben Tempo und Drehzahl werden hier auch die Inhalte des MMI-Systems eingeblendet. Auf Knopfdruck verändert das Display sein Aussehen und immitiert den Tacho des Ur-quattro. Rechts und links vom Display finden sich – wie beim Vorbild – je vier Tasten, mit denen sich Einfluß auf die angezeigten Informationen nehmen lässt.

In der Mittelkonsole zwischen den Passagieren findet sich lediglich die Bedieneinheit des MMI und der Schalthebel. Darüber befinden sich einige wenige Tasten zur Steuerung von Klimaanlage und Heizung, ansonsten ist das sehr filigran gestaltete Armaturenbrett frei von jeglichen Knöpfen. Der gesamte Innenraum ist mit einem aufeinander abgestimmten Mix aus Leder in Rallye-Beige und satinschwarzen Carbon-Teilen ausgestattet, wodurch ein edler und zugleich sportlicher Eindruck hervorgerufen wird.

Das Audi quattro Concept ist, wie der Name schon vorgibt, bislang lediglich eine Studie. Betrachtet man jedoch die tiefe Liebe zum Detail könnte man unter Umständen erahnen, dass die Ingolstädter darüber nachdenken, ein solches Fahrzeug tatsächlich auf den Markt zu bringen. Warum eigentlich nicht? Mit diesen Leistungsdaten und der klar auf Sportlichkeit ausgelegten Gesamtkonzeption könnte hier ein echter Renner entstehen, der mit Sicherheit seine Käuferschicht finden würde. Also Audi, traut euch, wir warten.

Quelle: Audi

Autor: Matthias Kierse