Speziell bei Fans der britischen Unterhaltungssendung TopGear hat der neue Zenvo ST1 Eindruck hinterlassen – wenn auch möglicherweise keinen positiven. Auf dem Genfer Autosalon wurde die Produktionsversion des dänischen Supersportwagens nach mehr als vierjähriger Entwicklungszeit endlich präsentiert. Wir haben die Chance genutzt und uns näher mit dem 1.104 PS starken Fahrzeug beschäftigt. Natürlich haben wir auch Fragen geklärt, die sich aus dem Fernsehbeitrag ergeben hatten.

Zenvo ST1

Bild 1 von 6

Mit dem Zenvo ST1 rollt erstmals ein wahrhaftiger Supersportwagen aus Dänemark heran. Das Werk liegt in Præstø, südlich der Hauptstadt Kopenhagen.

Wenn Sportwagen selbstständig Feuer fangen ist das für den betroffenen Hersteller keinesfalls eine gute Werbung. Somit stand die wohl am häufigsten gestellte Frage am Zenvo-Stand in Genf fest: Was ist da bei TopGear genau passiert und warum? Die Antwort ist ein wenig umfangreicher, wird an dieser Stelle aber gern ausführlich wiedergegeben. Zuerst muss man beachten, dass die Fahrszenen, die man in den TopGear-Beiträgen sieht, über mehrere Tage hinweg gedreht wurden und in den seltensten Fällen mit Jeremy Clarkson am Lenkrad. Dafür hat TopGear eigene gute Fahrer, die je nach Aufnahme dauerhaft driften oder das Auto über Stunden hinweg über die Landebahn beschleunigen und abbremsen, bis alle Einstellungen im Kasten sind. Genau bei diesem Dauerschnellfahren kam es zu dem Fehler, den Zenvo vorher in über vier Jahren Erprobung niemals hatte, inzwischen aber durch gezielte Bauteilverbesserungen ausgemerzt hat: Durch die dauerhafte Kühlung der Ladeluftkühler sprang der vorgelagerte Ventilator nicht an. Gleichzeitig sammelte sich jedoch Dreck von der Landebahn zusammen mit Carbonstaub von den Bremsen zwischen Ventilator und Kühler an. Als die Aufnahmen erledigt waren, stoppte der Fahrer vor der Kamera-Crew, um weitere Szenen abzusprechen. Durch diesen abrupten Stopp kam es zu einem kurzen Hitzestau im rechten Ladeluftkühler, durch den der Ventilator ausgelöst wurde. Dieser blies dabei jedoch den Staub auf die erhitzte Kühlerfläche und es kam zur Entzündung, die natürlich medienwirksam gefilmt wurde. Ein ärgerlicher Fall, der jedoch inzwischen wie beschrieben nicht mehr auftreten kann.

Der 812 kW/1.104 PS starke Zenvo ST1 ist der erste Supersportwagen aus Dänemark. Sein 6.8 Liter großer V8-Motor wird durch einen Kompressor und einen Turbolader unter Druck gesetzt und bringt es auf ein maximales Drehmoment von 1.430 Newtonmetern, das je nach Kundenwunsch über ein manuelles oder ein sequentielles Sechsgang-Getriebe auf die Hinterachse übertragen wird. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 375 km/h elektronisch abgeregelt, um die Reifen zu schonen. Allerdings ist die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 etwas, was die Besitzer deutlich häufiger erleben werden und zudem mindestens ebenso beeindruckend wie die Endgeschwindigkeit: Nach nur 2,69 Sekunden ist diese Übung bereits erledigt.

Die Carbon-Karosserie zeigt eine grimmig gestaltete Front mit großem zentralen Kühllufteinlass und zwei Auslässen in der vorderen Haube. Das Triebwerk bezieht seine Frischluft durch zwei Einlässe hinter den Seitenfenstern, während die Wasserkühler durch zwei große Lufteinlässe vor den Hinterrädern versorgt werden. Am Heck sorgen ein fest installierter Flügel und der breite Diffusor für viel Anpressdruck. Handwerklich hochwertig verarbeitetes Alcantara mit farbigen Ziernähten sowie sichtbares Carbon an Lenkrad, Mitteltunnel und Mittelkonsole lassen auch im Interieur keinen Zweifel an der sportlichen Ausrichtung des Zenvo ST1 aufkommen.

Im Vorfeld der Messe in Genf wurden bereits zwei Zenvo ST1 an ihre glücklichen neuen Besitzer ausgeliefert. Auf dem Messestand zeigen sich aktuell ein orange-farbenes Vorführfahrzeug – exakt der Wagen, der bei TopGear war – und ein schwarzes Exemplar, das nach der Ausstellung ein neues Zuhause in Moskau finden wird. Zenvo hat den Wagen auf keine feste Stückzahl limitiert, behält sich allerdings eine Prüfung der Interessenten vor einer Bestellbestätigung vor. Wer diesen Test besteht, kann seinen ST1 farblich nach Lust und Laune konfigurieren, ohne Zusatzkosten befürchten zu müssen.

Von der Qualität des Wagens und den handwerklichen Künsten der Leute, die zum Teil seit 2007 die Serienfertigung des Zenvo ST1 vorbereiten, werden wir uns wahrscheinlich noch in diesem Jahr bei einem Besuch in Dänemark überzeugen.

Quelle: Zenvo