Wer kennt sie nicht, die vier Ringe, die jeder neue Audi an Front und Heck spazierenfährt? Aber wer kann die Geschichte dahinter erzählen? Wer weiß, warum es ausgerechnet vier Ringe sind? Da Audi sich selbst zum 100. Geburtstag ein aufgefrischtes Logo schenkt, das auf der IAA offiziell präsentiert wird, ist es Zeit, die Geschichte des Audi-Logos und damit auch einen wesentlichen Teil der Audi-Historie einmal aufzubereiten und zu erzählen.

Um die Geschichte von Audi zu erzählen, muss man mehr als 100 Jahre zurückgehen. Ende des 19. Jahrhunderts absolvierte ein gewisser August Horch das Technikum im sächsischen Mittweida. Ob damals schon absehbar war, dass er einer der deutschen Pionieringenieure im Automobilbau werden würde? Wahrscheinlich, denn nach erfolgreichem Abschluss kam er bei Carl Benz in Mannheim unter, wo er zuerst im Motorenbau tätig war und später zum Abteilungsleiter des Motorwagenbaus aufstieg. Im November 1899 ging August Horch nach Köln und gründete seine eigene Automobilmarke, die Horch & Cie. Motorwagen Werke. Aufgrund verschiedener Umstände zog die Marke 1902 nach Sachsen um, erst nach Reichenbach, 1904 dann in die endgültigen Firmengebäude in Zwickau. Fünf Jahre später gab es zwischen August Horch und dem Aufsichtsrat seiner Firma massive Differenzen, die dazu führten, dass er die von ihm selbst aufgebaute Firma verließ und in nächster Nachbarschaft eine neue Automarke gründete: Audi. Der Name seiner neuen Firma entstand aus der Not heraus. Seinen eigenen Nachnamen durfte er nicht nutzen, da unter diesem ja bereits seine erste Firma eingetragen war. Der Sohn eines Geschäftspartners war Lateinschüler und hatte den genialen Einfall, „Horch“ ins lateinische zu übersetzen: „Audi“. Im Dezember 1914 wurde aus der Audi GmbH eine Aktiengesellschaft. Als Markensymbol wurde recht bald eine Eins als Kühlerfigur eingeführt, um direkt den Anspruch der Marke deutlich zu machen: wo wir sind ist vorne und diesen Vorsprung erlangen wir durch Technik. August Horch verließ Audi nach dem ersten Weltkrieg, um in Berlin einer Tätigkeit als Automobilsachverständiger nachzugehen.

Audi Logo 1909

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Im August 1928 ging die Aktienmehrheit der Audi AG an den Besitzer der Zschopauer Motorenwerke/DKW. Durch die Finanzkrise 1929 brach der Markt für große Autos, wie Audi sie bis dahin gebaut hatte, ein und es erwies sich als Glücksfall, dass man mit DKW zusammenarbeitete, da nun DKW-Fahrzeuge in den Audi-Werken gebaut werden konnten. Die sächsische Staatsbank trat dann 1932 an Audi/DKW heran mit der Bitte, sich mit den Horchwerken zu einem Konzern zusammenzuschließen. Durch Zukauf der Wanderer-Automobilabteilung waren nun vier Marken unter einem Dach vereinigt. Man entschloss sich dazu, ein passendes Firmensymbol und einen einprägsamen Namen zu finden. So entstand die Auto Union mit dem Symbol der vier zusammenhängenden Ringen, von denen jeweils einer für Audi, Horch, DKW und Wanderer steht. Ob August Horch einen solchen Zusammenschluß seiner beiden Marken jemals geahnt hat? Alle vier Marken wurden erhalten und bekamen innerhalb des Konzerns eine bestimmte Marktposition zugewiesen. Im Motorsport trat man jedoch als Auto Union an. Rennsportfans dürften die 12- und 16-Zylinder Auto Union Silberpfeile mit Sicherheit ein Begriff sein. Mit Beginn des zweiten Weltkriegs war die Erfolgsgeschichte der Auto Union vorerst beendet. Die Produktion wurde fast komplett auf Militärprodukte umgestellt und der vorerst letzte Audi rollte im April 1940 aus den Werkshallen – es sollte 25 Jahre dauern, bis der erste Nachkriegs-Audi gebaut wurde.

Auch für die Auto Union brachen harte Zeiten an. Die Firma wurde, da sie in der sowjetischen Besatzungszone lag, nach dem Krieg enteignet, die Produktionsanlagen demontiert und schließlich der Name Auto Union aus dem Handelsregister gelöscht. Führende Mitarbeiter und Ingenieure waren jedoch längst nach Ingolstadt in Bayern ausgewandert und gründeten dort im September 1949 auf Basis eines Ersatzteillagers die Auto Union GmbH. Da die Marke Horch mit ihren Fabriken nicht mehr existent war und auch Wanderer in der sowjetischen Besatzungszone lag, blieb nur die Produktion von DKW-Fahrzeugen. 1965 erschein schließlich eine DKW Limousine, die auf dem DKW F 102 basierte, aber über einen neuen Viertaktmotor verfügte. Das Fahrzeug wurde als Auto Union Typ Audi beworben und stellte somit die Wiederauferstehung dieses traditionsreichen Namens dar. Das Jahr 1965 war auch in anderer Hinsicht etwas besonderes für die Auto Union. 1958 hatte Daimler-Benz die Auto Union zu einer 100%igen Tochterfirma gemacht, nun, sieben Jahre später, hatte Volkswagen die Auto Union von Daimler-Benz abgekauft. Da eine eigene Fahrzeugentwicklung vorerst unerwünscht war, wurde in Ingolstadt nun der Käfer montiert, doch nach Feierabend und am Wochenende arbeiteten einige leitende Ingenieure an einem neuen Audi. Man konnte den Volkswagen-Vorstand von diesem Fahrzeug überzeugen und so wurde 1968 der erste Audi 100 vorgestellt. Im Folgejahr schloss Volkswagen der Auto Union die Marke NSU aus Neckarsulm an, wodurch der Name auf Audi NSU Auto Union AG ausgeweitet wurde. Durch das weit gefächerte Modellprogramm dieses Konzerns bildete sich 1971 der heute noch bekannte Werbespruch „Vorsprung durch Technik“. 1978 führte Audi ein ovales neues Logo mit Audi-Schriftzug ein. Der Firmenname Audi NSU wurde bis 1985 erhalten, obwohl schon lange kein NSU mehr auf bei den Händlern stand.

In der Folgezeit machte Audi dem selbst-gewählten Leitspruch „Vorsprung durch Technik“ alle Ehre und brachte Neuheiten wie die vollverzinkte Karosserie, aerodynamisch durchdachte Fahrzeuge, turboaufgeladene Motoren, allradangetriebene Serienfahrzeuge, turboaufgeladene und direkteinspritzende TDI Motoren, Aluminiumkarosserien, mit dem A4 Duo das erste serienmäßige Hybridfahrzeug und schließlich die erfolgreiche Einführung der Benzindirekteinspritzung in den Serienautomobilbau. Unvergessen sind vor allem die Einsätze der verschiedenen Evolutionsstufen des Audi quattro in der Rallye-Weltmeisterschaft, unter anderem mit dem unvergessenen Walter Röhrl und Michèle Mouton am Steuer. 1995 besann man sich darauf, dass nicht nur die Autos die vier Ringe tragen sollten, sondern das Markenlogo auch als Corporate Identity auf Briefen, in der Werbung und in sonstigen Medien genutzt werden sollte. Daher wurde das ovale Logo in Rente geschickt.

Zum hundersten Geburtstag schenkt sich Audi nun ein aufgefrischtes Logo. Der Leitspruch „Vorsprung durch Technik“ gehört nun fest zum Corporate Design dazu und ist für Audi ein klares Versprechen an seine Kunden, diesen Vorsprung jederzeit und in allen Bereichen zu halten. Das dieses Versprechen durchaus ernst zu nehmen ist, hat Audi in den letzten Jahren mit den R8- und R10-Rennwagen in Le Mans bewiesen, wo man zuerst mit der Benzindirekteinspritzung und anschließend mit dem TDI-Dieselmotor Sieg um Sieg einfahren konnte. Das neue Logo präsentiert zum einen die vier Audi-Ringe, die nun noch plastischer und metallisch glänzend wirken, zum anderen sieht man aber auch die neue Audi-Schrift „Audi Type“, die aus einem internationalen Typografiewettbewerb als Siegerschriftart hervorging. Das neue Logo, die neue Schriftart und das neue Farbbild werden ab September für alle Audi-Publikationen genutzt.

Und bevor wir es vergessen: Carpassion.com wünscht Happy Birthday zum 100sten Geburtstag!

Quelle: Audi Presseserver

Autor: Matthias Kierse