Neun Jahre nach der Markteinführung erhält der Rolls-Royce Phantom ein umfangreiches Facelifting. Mit der Series II genannten Überarbeitung erhält die Luxuslimousine vorn neue Full-LED-Leuchteinheiten inklusive Tagfahrlampen, eine Achtgang-Automatik und ein in 3D dargestelltes Navigationssystem. Unter der Haube bleibt es beim 6,75 Liter großen V12-Saugmotor, der durch Feinarbeiten nun jedoch weniger verbraucht als bislang.

Rolls-Royce Phantom Series II

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Anstelle des meist durch Wolken unsichtbaren Sternenhimmels können Rolls-Royce-Kunden einen künstlichen mit Glasfaser-Technik im Fahrzeug installieren lassen.

Seit dem 1. Januar 2003 verkauft sich der Rolls-Royce Phantom weltweit recht gut. 2005 kam die verlängerte Version „Extended Wheelbase“ (EWB) hinzu, 2007 und 08 folgten Drophead Coupé und Coupé. Nun wurden alle Varianten als Series II vorgestellt. In diesem Text wollen wir uns erst einmal der klassischen Limousine nähern – selbstverständlich mit beiden Radständen. Auf Anhieb fällt hier die Veränderung zwischen Series I und II von vorne auf.

Die Scheinwerfer haben sich nicht nur formal verändert, sie arbeiten nun zusätzlich mit Full-LED-Technik. Auch die etwas unterhalb der Hauptleuchteinheiten in die Karosserie integrierten Blinker arbeiten mit Leuchtdioden. Hierdurch ergibt sich nicht nur eine wartungsfreie Leuchte, auch die Art der Straßenausleuchtung kann dem jeweiligen Fahrzustand angepasst und somit zwischen Fahrten auf dunklen Landstraßen, Autobahnen oder den vielbefahrenen Straßen der großen Metropolen durch Sensoren eingestellt werden. Selbstverständlich zählen zu den Funktionen auch Kurven- und Abbiegeleuchten. Darüber hinaus wurde an der Phantom-Karosserie nur zartfühlend gearbeitet. Einige Kanten zeigen sich etwas geglätteter, auch die Heckleuchten arbeiten nun mit LEDs. An den vorderen Kotflügeln finden sich Rolls-Royce-Logos mit eingearbeitetem Seitenblinker. Details wie die sich selbst ausrichtenden Radzierblenden über der Radnabe, die auch während der Fahrt jederzeit das „RR“-Logo waagerecht darstellen, oder die in den Türen verborgenen Regenschirme sind hingegen erhalten geblieben.

In den Radhäusern finden sich wahlweise drei neue Optionen in 21 Zoll. Die Räder können je nach Wunsch lackiert, poliert oder teilweise poliert werden und wurden um neue Designs ergänzt. Im Interieur wird weiterhin beinahe verschwenderisch viel Leder auf Sitze, Armaturenbrett, Mittelkonsole und -tunnel gezogen, gleichzeitig jedoch die Anzahl der Lederbahnen der Sitze von bisher fünf auf drei reduziert. Dadurch wird ein modernerer Look ohne Reduzierung des luxuriösen Anspruchs erreicht. In den Rückenlehnen der Vordersitze sind Picknicktische verbaut, die auf Wunsch mit Monitoren ausgerüstet werden. So können die Fondpassagiere auf langen Fahrten DVDs schauen oder Daten bearbeiten. Das ist durch moderne Technik auch zeitgleich möglich, also kann beispielsweise der linke Passagier Film schauen, während rechts die nächste Präsentation für die Vorstandssitzung ausgearbeitet wird. Dank einer Logic7-Surround-Sound-Musikanlage kann man den Phantom auch in ein rollendes Opernhaus verwandeln.

Hinter der analogen Uhr im Armaturenträger verbirgt sich wie bisher ein Multifunktionsdisplay, das auf Knopfdruck zu sehen ist. Dieses wuchs von 6,5 auf 8,8 Zoll und ermöglicht so noch detailgetreuere Darstellungen. Bedient werden kann er über einen Chromdrehregler, der sich vor der mittleren Armlehne in einem Klappfach befindet und somit wenn er nicht benötigt wird komplett verschwindet. Er wurde um Direktwahltasten für das Menü, das Autotelefon und das Navigationssystem ergänzt, um die Bedienung zu vereinfachen. Gleichfalls soll ein Kamerasystem mit fünf Kameras Fahrten im Phantom Series II deutlich erleichtern. Sie sitzen serienmäßig an den Wölbungen der vorderen Stoßstange, an den Außenspiegeln und am Heck, wo sie einen Rundumblick um das Fahrzeug ermöglichen und damit dem Fahrer eventuelle Hindernisse aufzeigen, die sich unterhalb der Gürtellinie des Phantom verstecken.

Unter der Karosserie des Phantom verbirgt sich ein von Hand geschweißter Spaceframe aus Aluminium, der beim Series II um zusätzliche Zugstreben ergänzt wurde. Dadurch wird es erstmals möglich, ein optionales Dynamik-Paket anzubieten. Daneben sorgt der Spaceframe auch für mehr Leichtigkeit gegenüber einem konventionellen Stahlskelett und eine gehörige Portion Sicherheit, die jedoch durch passive und aktive Systeme zusätzlich unterstützt wird. Eins dieser passiven Elemente versteckt sich neuerdings als Crashpad in jeder Tür und sorgt dafür, die Kräfte bei Seitencrashes mit rund 30° Aufprallwinkel besser in die Karosserie umzuleiten.

Unter der Motorhaube des Phantom Series II bleibt es beim bekannten, 6,75 Liter großen V12-Sauger, der seine 720 Newtonmeter Drehmoment von nun an über eine Achtgang-Automatik auf die Hinterräder wuchtet. Relativ mühelos schiebt der Zwölfender die Limousine in nur 5,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht maximal eine elektronisch abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Gleichzeitig konnte der kombinierte Durchschnittsverbrauch um rund 10% verringert werden.

Während andernorts quasi im Minutentakt Fahrzeuge vom Band rollen, lassen sich die rund 1.000 Rolls-Royce-Mitarbeiter am Stammsitz in Goodwood bewusst Zeit. Für den Aufbau eines Phantom Series II sind 60 Paar Hände und rund 450 Arbeitsstunden zu veranschlagen – ohne Sonderwünsche des Kunden. Lediglich die Lackiererei ist durch zwei Roboter ein wenig automatisiert worden. Sollte der Interessent indes Streifen geordert haben, werden diese nach alter Väter Sitte per Hand auf die Karosserie aufgebracht. Dass man sich auch hierfür die nötige Zeit nimmt, ist klar. Für eine einzige fünf Meter lange Linie, die mit dem feinsten Rindshaarpinsel gezogen wird, brauchen die Experten bei Rolls-Royce rund drei Stunden.

Selbstverständlich kommen für die Dekorflächen im Phantom-Interieur nur Echtholz-Stücke in Betracht. Dass diese jedoch aus bis zu 28 Schichten bestehen, dürfte selbst Kenner erstaunen. Im Phantom Series II stecken je nach Ausführung bis zu 43 verschiedene Holzelemente, die auf Wunsch zusätzlich mit Intarsien veredelt werden können. Farblich ist wie beim Leder fast jeder Wunsch umsetzbar. Somit gleicht seltenst ein Rolls-Royce Phantom dem Anderen.

Quelle: Rolls-Royce

Autor: Matthias Kierse