Die Entwicklung des neuen Porsche 918 Spyder ist in eine weitere Phase eingebogen: Die ersten Prototypen mit realer Karosserie nehmen Straßen und Testgelände unter die Räder. Bislang waren nur Technikträger unterwegs. Der über 770 PS starke Supersportler wird ab September 2013 gebaut und durchläuft nun seine finale Abstimmung von Fahrwerk, Motor, Bremsen und allen weiteren Komponenten.

Porsche 918 Spyder Prototyp

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Trotz Tarnung wird bereits die ausgefeilte Aerodynamik an der Front deutlich. Die Räder sind mit Zentralverschlüssen wie im Rennsport befestigt.

Die Geburt eines neuen Autos ist langwieriger, als sich manch ein Leser das vielleicht vorstellt. Wenn eine neue Studie auf einer Automobilmesse gezeigt wird, ist dies nicht automatisch das Zeichen dafür, dass der Wagen spätestens zwei Monate später beim örtlichen Händler abgeholt werden kann. Zwischen einer Studie und einem realen Straßenfahrzeug liegen im Durchschnitt 2 bis 3 Jahre intensiver Erprobung. Dies beginnt nach den Messeauftritten erneut im Designbüro, wo die Form auf ihre Serientauglichkeit hin geprüft und eventuell abgeändert wird. Anschließend werden erste Prototypen aufgebaut, die der Technologie-Erprobung dienen. Immerhin sollten die später verbauten Technik-Komponenten nach Möglichkeit auch miteinander harmonieren. Parallel gehen erste Prototypen in die notwendigen Crashtests, die für eine Straßenzulassung Pflicht sind. Sind diese Schritte absolviert, rollen mehr oder minder schwer getarnte Prototypen durch die Weltgeschichte und sammeln Kilometer und Erfahrungen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Testprogramme von Hitzefahrten im Death Valley zu Kältefahrten in Nordschweden bis hin zu Rennstreckenkilometern, um Bremsen und Fahrwerk an die Grenzen zu bringen.

In genau diesem Abschnitt seiner Entwicklungsgeschichte befindet sich ab jetzt der Porsche 918 Spyder. Eine erste Prototypenflotte wurde ein wenig getarnt und in Farbschemas historischer 917 Rennwagen verpackt, um ab jetzt auf dem firmeneigenen Testgelände in Weissach, aber auch auf der Straße Testkilometer im Akkord abzuspulen. Dabei ist es keine Seltenheit, dass einzelne Prototypen am Ende der Tests mehr als eine halbe Million Kilometer auf dem Tacho haben. Wozu das alles? Nun, Porsche möchte am Ende ein möglichst perfektes Produkt vorstellen können, mit dem alle Kunden weltweit jederzeit fahren können, ob es dabei gerade 40°C im nicht vorhandenen Schatten hat oder bei -10°C dichter Schnee fällt. Und dabei sollen alle Komponenten problemlos funktionieren, denn was nutzt dem arabischen Kunden eine ausgefallene Klimaanlage oder dem Briten ein funktionsloser Scheibenwischer?

Dazu kommt im 918 Spyder das neuartige Antriebskonzept mit einem V8-Hochdrehzahl-Verbrennungsmotor hinter den Sitzen und zwei Elektromotoren, von denen einer an der Front und einer im Antriebsstrang zwischen normalen Motor und Hinterachse sitzt. Gerade hier muss die Zusammenarbeit unter allen Bedingungen stimmen, um jederzeit die vom Fahrer gewünschte Leistung liefern zu können. Immerhin leistet der 918 Spyder wenn alle Motoren zusammenarbeiten mehr als 770 PS. Direkt hinter den Ohren der Besatzung werden die Abgase des V8-Triebwerks ins Freie geblasen, was zu einem einzigartigen Hörgenuss führen dürfte. Wie schon beim indirekten Vorgänger, dem Carrera GT, setzt Porsche beim Bau von Monocoque und Aggregateträger voll auf den Hochleistungswerkstoff Carbon. Die Aerodynamik ist variabel gestaltet, was unter anderem durch den großen ausfahrbaren Heckflügel deutlich wird, der bei den ersten Prototypen noch fest im Wind steht. Eine adaptive Hinterachslenkung hilft der Fahrdynamik auf die Sprünge.

Die Produktion des neuen Porsche 918 Spyder soll wie geplant im September 2013 anlaufen, wodurch die ersten Kunden ihre Fahrzeuge noch vor Jahresende 2013 erhalten werden. Gegenüber dem Carrera GT liegt der Einstiegspreis dem Vernehmen nach ein gutes Stück höher, dafür bekommt man jedoch erneut ein technisches Statement mit Zukunftswert und ein Ausrufezeichen der Porsche Intelligent Performance.

Quelle: Porsche

Autor: Matthias Kierse