Morgan baut Oldtimer mit moderner Technik – nicht ganz falsch, aber auch nicht völlig richtig. Neben den klassischen Roadstern sind nämlich seit über 10 Jahren auch Modelle mit Alu-Chassis im Angebot. Dazu gesellt sich demnächst ein neues viersitziges Coupé, der Morgan EvaGT. Vorgestellt wird das Fahrzeug beim Concours d’Elegance im kalifornischen Pebble Beach am 15. August. Unter der Haube pocht ein BMW Sechszylinder.

Wenn von einer Automarke, die seit mehr als einem halben Jahrhundert kontinuierlich das selbe Fahrzeug gebaut hat, innerhalb von nur einer Dekade gleich drei gänzlich neue Modelle kommen, darf man durchaus von einer Neuheitenflut sprechen. Morgan plant jedoch nicht, mit Aero8, AeroMax und Aero SuperSports die Revolution zu stoppen und für die kommenden 50 Jahre zum Tagesgeschehen zurückzukehren. Im Gegenteil.

Den Anfang macht beim Pebble Beach Concours d’Elegance am 15. August das neue viersitzige Coupé EvaGT. Bislang wurde nur eine schemenhafte Seitenlinie veröffentlicht, doch daraus geht durchaus hervor, dass Morgan seinem Design treu bleiben wird. Hinter einer ellenlangen Motorhaube folgt ein flacher Coupé-Aufbau mit sanft zurückgleitender Dachlinie. Die Kotflügel sind traditionell ausgestellt und erinnern damit an die bekannten Morgan-Modelle.

Zur Technik ist bereits deutlich mehr bekannt. Unterm Aluminiumkleidchen darf sich der 3 Liter große TwinTurbo-Sechszylinder-Motor von BMW mit seinen 225 kW/306 PS austoben. Die dabei ebenfalls freigesetzten 400 Newtonmeter Drehmoment werden wahlweise über ein manuelles Sechsgang-Getriebe oder eine Sechsgang-Sport-Automatik auf die Hinterräder übertragen. Dank seiner Aluminiumbauweise liegt das Leergewicht des EvaGT voraussichtlich bei nur 1.250 Kilogramm, wodurch ein Verbrauch von rund 7 Litern pro 100 Kilometern realisierbar wäre. Die geschätzten Werte für die Beschleunigung und die Endgeschwindigkeit gibt Morgan mit rund 4,5 Sekunden für den Standardsprint auf 100 km/h und 273 Stundenkilometern an.

Das Chassis stammt in seiner Grundstruktur vom Aero SuperSports, wurde jedoch gezielt weiterentwickelt. Mittels spezieller Aluminium-Klebetechniken wird eine extreme Stabilität bei gleichzeitig extrem niedrigem Gewicht erreicht. Dies kommt ebenso der Crashsicherheit zugute. Der Morgan EvaGT erfüllt alle gültigen Normen in der EU und den USA.

Die Produktion des Morgan EvaGT soll Mitte 2012 anlaufen und auf eine noch nicht genannte Anzahl limitiert sein. Bis Ende 2012 sollen die ersten 100 Fahrzeuge an ihre glücklichen Kunden übergeben werden, wobei man jetzt schon vorbestellen sollte, wenn man möglichst früh sein Auto in der Garage haben möchte. Kleiner Haken: Morgan fordert eine Anzahlung von 5000,- GBP, aber das sollte für wirkliche Interessenten kein Hinderungsgrund sein. Der finale Preis des EvaGT steht noch nicht fest, wird aber laut Morgan im Bereich von Wettbewerbsprodukten mit ähnlichen Leistungsdaten und ähnlicher Exklusivität liegen.

Wie bereits anfangs erwähnt, stellt der neue EvaGT lediglich den Anfang dar. Morgan arbeitet mit den Universitäten von Oxford, Cranfield und Birmingham City zusammen, um für die Zukunft bestens aufgestellt zu sein. Zwar hat man mit dem äußerst leichten und verbrauchsarmen Morgan Four Four Sport einen der „grünsten“ Sportwagen weltweit im Programm, aber man kann auch in good old Britain nicht die Augen vor der Wahrheit verschließen, die da lautet: Irgendwann war’s das mit dem Öl.

Daher hat man das Credo ausgegeben, dass alle zwei Jahre ein neues Modell auf den Markt kommen wird. Darunter werden sich Spaßfahrzeuge für’s Wochenende ebenso finden, wie reine Elektrosportwagen. Für eben diese entwickeln die Studenten der genannten Unis momentan einen drehmomentstarken Elektromotor, der bei gleichen Abmessungen und gleichem Gewicht doppelt soviel Kraft haben wird, wie bisherige E-Motoren. Darüber hinaus forscht man auch an einem Lithium-Phosphat-Akku, der ein besseres und schnelleres Ladeverhalten haben soll und darüber hinaus bei weniger Gewicht mehr Kapazität aufweist.

Für eine Marke, die für ihre 50 Jahre alten Neuwagen bekannt ist, klingt das alles ein wenig nach Science Fiction. Aber wer sich mal ein wenig mit Morgan beschäftigt hat, wird merken, wieviel Enthusiasmus in dieser kleinen, ur-britischen Marke steckt.

Quelle: Morgan

Autor: Matthias Kierse