Nach Bentley geht auch Lamborghini demnächst ins Marktsegment der SUVs. Mit dem Lamborghini Urus zeigt man auf der Motorshow in Peking eine erste Studie des rund 600 PS starken Fahrzeugs, von dem bis zu 3.000 Fahrzeuge pro Jahr entstehen sollen. Als dritte Baureihe neben Gallardo und Aventador soll er der sportlichste Wagen der SUV-Klasse werden und durch Leichtbau in Verbindung mit Luxus begeistern.

Lamborghini Urus Concept

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Über Touchscreen-Monitore vorn und hinten können die Passagiere die Klimaanlage und das Entertainment-System beeinflussen.

Bereits zwischen 1986 und 1992 gab es einen Geländewagen mit Stier auf der Haube, den Lamborghini LM 002. Trotz nur rund 300 entstandenen Exemplaren gehört dieser Wagen unzweifelhaft zur illustren Markenhistorie dazu und hat bis heute eine große Fangemeinde. Auf der Peking Motor Show 2012 rollt mit dem Urus nun ein sportlicher SUV heran, mit dem Lamborghini in Kürze sein Modellportfolio auf drei Varianten erweitern möchte. Speziell für die wachsenden Märkte in Russland und China, aber auch für den Mittleren Osten, die USA, Großbritannien und Deutschland möchte man mit dem Urus den schnellsten und sportlichsten SUV anbieten. Selbstverständlich stehen dabei die typischen Lamborghini-Spezifikationen wie Leichtbau und Allradantrieb mit im Lastenheft.

Passend zu den bisherigen Supersportwagen soll also auch im SUV-Feld die Speerspitze übernommen werden. Dabei soll erneut ein tierisch-stierischer Name helfen. Urus oder auch Auerochsen sind die wilden Urformen der heutigen Rinder. Mit bis zu 1,80 Meter Schulterhöhe sind sie ähnlich stattlich wie der neue Lamborghini Urus, der jedoch im Feld der Power-SUVs das niedrigste und somit windschlüpfrigste Fahrzeug werden soll – die Höhe der Studie beträgt lediglich 1,66 Meter. Dadurch möchte man nicht nur extreme Performance erreichen, sondern zusätzlich auch das leidige Thema Spritverbrauch besser in den Griff bekommen, als die Wettbewerber. Hilfreich ist dabei auch die Lamborghini-Leichtbau-Philosophie, dank der der Urus deutlich leichter als alle vergleichbaren Fahrzeuge werden soll. Hierzu kommen sowohl außen als auch im Interieur Hochleistungswerkstoffe wie Carbon und Titan zum Einsatz.

Hinzu kommt eine ausgefeilte und adaptive Aerodynamik. Der Frontspoiler ist ebenso höhenverstellbar wie das Gesamtfahrzeug und ermöglicht somit zum einen extreme Rampenwinkel im Gelände, zum anderen unterstützt er in der niedrigsten Einstellung den Luftstrom und sorgt für Abtrieb an der Vorderachse. Am Heck wird durch einen Heckflügel am Karosserieende in Verbindung mit einem Dachspoiler Abtrieb erzeugt. Dank adaptiver Einstellungen können die beiden Aerodynamikhilfen je nach Fahrzustand exakt aufeinander abgestimmt werden. Zwischen diesen Bauteilen zieht sich auf 4,99 Metern Außenlänge eine typische Lamborghini-Silhouette über die 24 Zoll großen Leichtmetallräder. Die messerscharfen Linien schaffen einen dreidimensionalen Eindruck, der ein wenig an den Supersportwagen Aventador erinnert, aber auch neue Perspektiven schafft.

Die Scheinwerfer mit Y-förmig angeordneten LED-Elementen blicken aus grimmig gezeichneten Gehäusen, während die darunter angeordneten riesigen Lufteinlässe so wirken, als wollten sie den Asphalt von den Straßen saugen. Von der großen Windschutzscheibe ausgehend verjüngt sich die Fensterfläche nach hinten zusammen mit der Dachlinie. Dazu gibt es ausgeprägte Radhäuser hinten, die Platz für die großen Räder schaffen. Die Studie des Lamborghini Urus präsentiert sich in einem leicht chromglänzenden Rot mit Sichtcarbon-Teilen. Die Räder sind in mattem Aluminium ausgeführt und mit je fünf Carbonflügeln bestückt worden, die der Belüftung der Bremsanlage dienen sollen. Am Heck werden die schmalen Rückleuchten über die Fahrzeugbreite von 1,99 Metern durch ein schwarzes Band verbunden. Die vier sechseckigen Auspuffendrohre sind in aufwendig gestalteten Chromelementen eingefasst. Dass es sich beim in Peking gezeigten Fahrzeug noch um eine Designstudie handelt, kann man an den Außenspiegeln erkennen, die hochauflösenden Digitalkameras Platz machen mussten und ihre Bilder auf TFT-Bildschirme im Cockpit übertragen.

Der Lamborghini Urus bietet im Interieur Platz für bis zu vier Personen, die es sich auf neuartigen, taillierten Sportsitzen bequem machen dürfen. Wie auch der Mitteltunnel und Teile der Türverkleidungen sind die Sitzstrukturen aus Forged Composite gefertigt – einer speziellen Art der Carbonverarbeitung, auf die Lamborghini Patente angemeldet hat. Neben dieser sicht- und fühlbaren Leichtbaustrategie wurde auch der Bedienkomfort überarbeitet. Hinter dem Lenkrad sind neben den Schaltwippen des Doppelkupplungsgetriebes keine weiteren Bedienelemente zu finden. Diese wurden zum Teil auf der Multifunktionslenkrad, zum Teil auch auf die Mittelkonsole ausgelagert. Hinter dem Steuerrad zeigt ein frei programmierbares TFT-Display alle für den Fahrer wichtigen Informationen. Navigations-System, Klimaanlage und das Entertainment-System lassen sich über je einen Touchscreen-Monitor vorn und hinten auf dem Mitteltunnel bedienen.

Über die genaue technische Ausstattung des Urus lässt Lamborghini bislang wenig verlautbaren. Klar ist, dass der Wagen über einen permanenten Allradantrieb mit adaptivem Traktionssystem verfügen soll. Ebenso kann man anhand der Schaltwippen herauslesen, dass ein Doppelkupplungsgetriebe eingeplant wird. Ob es daneben auch eine Version mit manuellem Getriebe geben wird, lässt man bislang offen. Ebenso das genaue Motorenkonzept. Einzig eine grobe Vorstellung der Leistungswerte ist dem Pressetext zu entnehmen: Der Lamborghini Urus soll sich mit rund 440 kW/600 PS im Spitzenfeld des SUV-Marktes einsortieren. Auch zur Preisfrage schweigen die Italiener noch beharrlich.

Quelle: Lamborghini

Autor: Matthias Kierse