Der wohl berühmteste BMW feiert in diesem Jahr seinen 55. Geburtstag. Bis heute existieren annähernd alle 252 gebauten Fahrzeuge und werden von suchenden Sammlern teuer bezahlt. Die Rede ist vom einmalig schönen BMW 507, der 1955 der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde. Nur wenige Karroserieformen sind ähnlich zeitlos, wie dieser von Albrecht Graf von Goertz geschaffene Roadster. Der V8 gilt bei Kennern als wahres Gedicht.

BMW 507

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Ein solches Gedicht sollte man diesem Auto auch anlässlich seines Geburtstages schreiben, aber wir möchten es an dieser Stelle mit Lobhudelei nicht übertreiben. Dennoch hat es selten ein Automobil geschafft, Autokenner über soviele Jahrzehnte hinweg ununterbrochen zu faszinieren. Damit steht er auf einer Ebene mit dem Bugatti Type 57 SC Atlantic, dem Lamborghini Miura, dem Ferrari 250 GTO und dem zeitgleich gebauten Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer.

Verantwortlich für die klassisch-schöne Form des 507 war Albrecht Graf von Goertz, der beim bekannten Raymond Loewy in den USA sein Handwerk gelernt hatte und sich 1953 mit einem eigenen Designstudio selbstständig gemacht hatte. Neben dem 507 stammt auch der BMW 503 aus seiner Feder, später war er für die Karosserielinien des Datsun 240Z verantwortlich.

Die Karosserieform sorgte 1955, bei der Vorstellung des Fahrzeuges in New York, für Verzückung und Verwunderung, da die bekannte BMW-Niere erstmals waagerecht anstelle von senkrecht verbaut war. Durch gestreckte Linien wirkte der Wagen länger, als er es im Endeffekt ist. Mit seinen 4,38 Metern Gesamtlänge kann und konnte er jederzeit gut im Verkehr mitschwimmen, ohne dabei unangenehm aufzufallen. Der Auffall-Faktor dürfte im Gegenteil jederzeit ein ganz hervorragender sein.

Wem es schon einmal vergönnt war, einen 507 auf der Straße zu sehen, der weiß, warum. Ich selbst hatte bereits zweimal dieses Glück. Einmal auf der Autobahn auf dem Rückweg von einer Veranstaltung und das zweite Mal mitten im dichten Stadtverkehr von London. Der 507 machte in beiden Situationen einen äußerst souveränen, ja fast schon selbstverständlichen Eindruck, nach dem Motto „natürlich gehöre ich genau jetzt genau hier hin“.

Unter der scheinbar meilenlangen Motorhaube arbeitet ein 3,2 Liter großer Leichtmetall-V8-Motor, der 110 kW/150 PS an die Hinterräder weitergibt. Gegen Aufpreis war es bei späten Modellen möglich, ab Werk eine Leistungssteigerung auf 165 PS zu erhalten. Das Spitzentempo lag bei rund 220 km/h. Das Gesamtgewicht des 507 lag dank Aluminiumbauweise bei lediglich 1.250 Kilogramm.

Der Neupreis lag damals bei 26.500,- DM. Klingt nach heutigen Maßstäben gering, war aber für 1956 ein zu hoch angesetzter Preis und führte dazu, dass lediglich 252 Autos verkauft werden konnten. Unter den Kunden fanden sich viele Prominente, wie Toni Sailer und John Surtees. Berühmtester 507-Fahrer war aber wohl Elvis Presley während seiner GI-Zeit in Deutschland. Trotz der Seltenheit und des hohen Preises gab es Besitzer, die ihren 507 im Renneinsatz forderten. Unter ihnen war auch der unvergessene Hans Stuck senior, der seinen Wagen bei Bergrennen zu Siegen führte.

Dass dieser Wagen wie dafür geschaffen war, lag neben dem sahnigen V8 auch an den Entwicklungsfahrten unter Alexander von Falkenhausen, der bei BMW als Leiter der Rennabteilung unter Vertrag stand. Er führte den 507 auf den gerade gebauten Autobahnen bis an die Grenzen des Materials und sorgte mit seinen Kenntnissen für entscheidende Detailverbesserungen, die zwischen der Vorstellung in New York und auf der IAA 1955 und der Markteinführung 1956 ins Auto einflossen.

Heute befinden sich gut erhaltene BMW 507 vorwiegend in pflegender Sammlerhand und werden selten gehandelt. Wenn doch, liegen die Preise, je nach Vorgeschichte, Zustand und Ausstattung, zwischen 750.000,- und über 1.000.000,- Euro.

BMW besann sich Ende der 1990er Jahren auf das legendäre Design zurück und brachte den Z8 heraus, der besonders durch seine Nebenrolle im James Bond-Film „Die Welt ist nicht genug“ bekannt wurde.

Quelle: BMW, CP-Archiv

Autor: Matthias Kierse