Das CPzine-Team ist überall unterwegs und so hat es uns kürzlich nach Ingolstadt ins Museum Mobile von Audi verschlagen. Anlass dazu war die spektakuläre Sonderausstellung „Familiensilber“, mit der man 75 Jahre Silberpfeile feiert. Doch auch die Dauerausstellung ist mehr als sehenswert und nicht nur für Audi-Fans eine Reise wert. Wer den Weg zu den vier Ringen antritt, fährt wohl kaum enttäuscht nach Hause.

Audi Museum Mobile

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Eine Sonderausstellung zu den deutschen Grand Prix-Rennwagen der 1930er Jahre, liebevoll „Silberpfeile“ genannt, die 2009 ihren 75. Geburtstag feierten – da müssen wir doch hin! Kollege Thomas Ollenik machte sich stellvertretend auf den Weg nach Ingolstadt und kam mit einer großen Ladung Bilder und bestens gelaunt zurück. Muss sich also gelohnt haben.

Mit den Worten „Da haste, nu‘ mach ma‘ was draus!“ knallte er mir die Fotos und einen Haufen Pressematerialien auf den Schreibtisch. Nachdem ich mich durch den Stapel durchgewühlt hatte war mir klar: das lohnt sich in der Tat.

Fangen wir mal mit dem Gebäude an: Ende 2000 wurde das Museum Mobile am Standort Ingolstadt eingeweiht. Nicht nur die Nähe zum Produktionsstandort sondern auch die Architektur ist dabei besonders erwähnenswert. Das runde Gebäude wird von einem Sonnenschutz umgeben, der mit der Sonne um das Haus herumwandert und somit immer passend Schatten bietet.

Die Sonderausstellung „Familiensilber“ zeigt nicht nur Fahrzeuge aus der reichhaltigen Audi-Werkssammlung, sondern auch Leihgaben von Mercedes-Benz und Autos aus privaten Sammlungen. Audi selbst besitzt nur ein Original der legendären Auto Union Rennfahrzeuge. Leider sind die Allermeisten davon in den Kriegsjahren in Russland verschollen und bis heute nicht wieder aufgetaucht. Um den heutigen Besuchern dennoch diese tollen Wagen zeigen zu können, wurden in den 1990er Jahren ein Type C-16 Zylinder-Rennwagen, ein Type C-16 Zylinder-Rekordwagen und ein Type D-12 Zylinder-Doppelkompressor-Rennwagen in England nachgebaut.

In der Familiensilber-Ausstellung fand sich auch ein Type C-Original aus einer Privatsammlung. Da nicht nur Auto Union Silberpfeile baute, sondern auch die Daimler-Mannen aus Stuttgart, freut es besonders, dass auch aus dieser Abteilung tolle Exponate zu sehen sind. Darunter unter anderem eines, das erstmals wieder zusammenfindet. Wie das zu verstehen ist? Nun, in den Wirren der Kriegszeit landete das Chassis eines Rekordfahrzeugs des Typs W25 in der Mercedes-Sammlung, während die Karosserie in einer privaten Sammlung verschwand. In der Ausstellung hängt die Karosserie über dem Chassis und lässt einmalige Blicke sowohl auf die Technik als auch auf den damaligen Karosseriebau zu. Insgesamt sind 10 Silberpfeile zu bewundern. So lässt sich die Zeit der Rennlegenden Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch und Bernd Rosemeyer im Detail betrachten.

Wie bereits gesagt lohnt sich aber auch ein Blick auf die Dauerausstellung des Museum Mobile. Schauen wir zuerst einmal auf die Straßenfahrzeuge. Da die heutige Marke Audi erst seit den 60er Jahren besteht, jedoch aus der Auto Union hervorgegangen ist, beginnt die Story vor 101 Jahren. Die vier Ringe sind bekanntermaßen auch nicht einfach nur ein Marketing-Gag sondern stehen für die vier Marken Audi (die historische Marke von 1910 bis 1945), Horch, DKW und Wanderer, die damals die Auto Union bildeten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Auto Union AG mit Sitz in Chemnitz aufgelöst und 1950 in Ingolstadt als GmbH neu gegründet. Über die Jahre kam NSU mit ins Boot, wodurch auch Motorräder in die Geschichte des Hauses einzogen.

Im Museum Mobile sind Fahrzeuge von all diesen Herstellern zu sehen und ordentlich präsentiert. Fahrzeuge der neueren Audi-Ära stehen auf einem überdimensionalen Paternosteraufzug. Diese Darbietung dürfte weltweit einzigartig sein.

Autos wie der Auto Union 1000SP Roadster, der erste Audi 100 oder der zum VW Polo gewordene Audi 50 stehen ebenso im Rampenlicht, wie der legendäre quattro und dessen verkürzter Bruder, der Sport quattro.

Ebenso gehört natürlich der Rennsport untrennbar zur Historie des Hauses mit den vier Ringen. Nicht nur die legendären Silberpfeile aus der Sonderausstellung sind da ein gutes Beispiel, auch noch ältere Fahrzeuge wie ein NSU Renner oder der Nachbau eines Wanderer „Lüttich-Rom-Lüttich“-Rennfahrzeugs zeigen, dass man bereits früh auf Rennsport zu Marketingzwecken setzte.

Weniger bekannt dürfte der Tourenwagen auf Audi 80-Basis sein, der 1978 die Rennstrecken unsicher machte und somit zwei Jahre vor dem Ersteinsatz von DEM Audi-Renngerät überhaupt, dem quattro-Rallyefahrzeug für Furore sorgte.

Besonders in den USA dürfte der Audi 90 IMSA GTO bekannt sein, mit dem die Ring-Krieger nach dem Verbot der Gruppe B-Rallyemonster auf den amerikanischen Rennpisten antraten und die Gegner in der IMSA-Serie mit grellem Fünfzylinder-Turbo-Pfeifen in Grund und Boden fuhren. Aus der Neuzeit noch durchaus bekannt ist dagegen der R8, mit dem man 2000 erstmals das 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans gewinnen konnte. Das originale Siegerfahrzeug inklusive Renndreck steht im Museum Mobile.

Wer nun Interesse verspürt, das Museum Mobile zu besuchen, sollte sich beeilen, denn die Sonderausstellung „Familiensilber“ endet am 31. März und wird auch nicht verlängert. Ab April folgt die neue Sonderausstellung „30 Jahre quattro“.

Hiermit schonmal meinerseits die Ansage an Audi: Sobald ich in der Nähe von Ingolstadt bin, werde ich auch reinschauen. Das ist keine Drohung, sondern ein liebevolles Versprechen.

Fotograf: Thomas Ollenik

Autor: Matthias Kierse