Jump to content
EUROPAS GROßE
SPORTWAGEN COMMUNITY

Alpentour der etwas anderen Art - ein Erfahrungsbericht zur Alpenüberquerung


Kai360

Empfohlene Beiträge

1. Tag: 27.06.2008

Freitag, genau 8:00 Uhr, Mann ist das früh, und noch saukalt, was mach ich hier nur, ob das alles so richtig ist. Der Wetterbericht zeigte aber einen schönen langen Hochdruckkeil von den Azoren her, der gegen Mittag das Allgäu erreichen sollte, gut für eine Woche gutes Wetter, trockene Straßen, geile Pässe ohne Wolken!

Egal, Oberstdorf, Beginn von meinem Alpencross der etwas anderen Art, viele Pässe, tausende Höhenmeter, viele Kilometer, ein Satz Hinterreifen verraucht, und warum der Rückweg Huckpack aus Italien mit der Bahn erfolgen sollte :-(((°, aber dazu später mehr.

Der Carbonrenner ist vorbereitet, neue Reifen, Bremse gecheckt, Beläge neu, Fahrwerk im Setup auf Straße eingestellt, die Sachen gepackt, zwecks Verbesserung des Leistungsgewichts nur 4100 Gramm inklusive Tasche!! Ja, es wird nicht nur eine Alpentour, nein es soll auch eine, wenn schon denn schon, Minimalistische werden. Sogar das Portemonaie wird durch eine Plastiktüte ersetzt, die Zahnbürste abgebrochen, wer braucht schon einen Meter langen Stiel…die Proben - Zahnpastatube (extra noch beim Zahnarzt gemopst) halb leer gedrückt …

Ach mein neuer Renner, wartet er doch nun schon seit vielen Wochen als neuer Bewohner meiner Garage auf den großen Tag.

Carbonchassis, Fahrwerk vom Cockpit aus voll verstellbar, Bremsen neuester Bauart, Getriebeübersetzung fast schon frei wählbar, völlig Abstinenz von jedem Weicheiquatsch wie ABS, ASR usw. Leistungsgewicht jenseits von gut und böse… und natürlich offen... ja er soll nun zeigen was in Ihm steckt, wenn ich doch nur vorher gewusst hätte…

Und ab nun täglich etwas mehr!

 

Jo, das ist er nun, Carbonrahmen, knapp 12 kg, Federweg vorne 140 mm, hinten 130 mm, Scheibenbremsen, zusammen mit Fahrer und Gepäck ein wirklich jenseits von gut und böse liegendes Leistungsgewicht von 105 kg / Menschenstärke, aber immerhin 27 Gänge, die sollten doch reichen…

 

Start Oberstdorf, Ziel Riva del Garda…mmmmh da gibt’s bestimmt schöne Mädchen und Wein zu Belohnung….

Nur leider hat der liebe Gott dazwischen die Alpen gelegt, oder haben es die Schweizer erfunden, egal, so 380 km, 13.000 Höhenmeter, sechs Tage werden es wohl, kurz zurück zur Langsamkeit, wie ich schnell feststellen sollte eine völlig andere Art zu reisen als mit dem KFZ…

Es geht stur nach Süden raus aus Oberstdorf dem Schrofenpass entgegen, lässig rollt es dahin, das Roadbook stimmt (son Quatsch wie GPS hab ICH doch nicht!!!), ok, es geht ja auch nur Geradeaus und bis zur Fellhornbahn kenn ich die Strecke ja, das macht ja richtig Spaß, ich sehe mich schon als Held in Garda einrollen.

Langsam wird es steiler, und steiler, und steiler.

Mein Gott ist man schnell im ersten Gang, gibt es nicht noch mehr, ich will mehr…

Dann die erste echte Hürde der Schrofenpass, Schieben, Tragen, Buckeln ist angesagt. So langsam kommt die Sonne durch, aha hab ich den Wetterbericht doch richtig gedeutet. Aber muss das unbedingt sein wenn es hoch geht, würde doch reichen wenn die Sonne bei der Abfahrt scheint.

Der Schweiß fängt an zu rinnen, wird ab nun zu meinem ständigen Begleiter…

 

Die berühmt, berüchtigte Leiter am Schrofenpass:

 

Jo, OBEN, ich bin der Bringer, war doch gar nicht so schwer, ab nun geht’s bergab, der erste Trail, geil, der Federweg hat was, nur warum ist man so viel schneller unten wie oben, das ist unfair.

Warth – Lech eine Asphaltpassage eher langweilig, aber es geht voran. Heute noch über zwei kleine Pässe, sollte lässig zu machen sein, nur nicht überanstrengen gleich zu Anfang.

Upsi eine Baustelle mit Ampel, wohl Baustelle mit Einbahnführung, aber im Tunnel, nö sicher erst dahinter.

Ich fahr vor zu einem Motorradfahrer bitte ihn hinter mir her zu fahren, hab ja kein Licht (wegen Leistungsgewicht, ich erwähnte es), das war eine gute Idee, und hinter einen Geländewagen, das war eine nicht so Gute…

Endlich wird die Ampel grün, rein in die Pedale, rein in den Tunnel, den natürlich stockfinsternen, unbeleuchteten…nur nicht abreißen lassen zum Geländewagen, der hat gutes Licht, ich keins…

Was hoppelt der vor mir plötzlich so komisch, und was fliegt mir um die Ohren, Dreck, Matsch, bääääääääääääääääh, ein Bobcat an der Seite, die bauen hier tatsächlich.

Unbeleuchtete Baustellen in Tunneln können sich auch nur Österreicher einfallen lassen, die Spinnen. Wieder am Tageslicht seh ich aus wie die Drecksau, hellbrau bis beige gepunktet…

Der Sprint hinter dem Geländewagen her, „den zieh ich raus aus seiner Gurke, wer fährt auch nur so einen Müll“, geht eindeutig für Ihn aus, er entschwindet einfach meinen Blicken… die Sau die, obwohl , eher seh ich wohl so aus…

Das Ziel für den ersten Tag heißt eigentlich St. Anton, aber der Sprint hat mich mächtig vorangeschoben, es läuft, oha, wieder ein Tunnel, ich mag keine Tunnel, Tunnel sind blöd, laut, stinken nach Abgasen.

Ok, nichts wie durch, kommt grad keiner, vielleicht hab ich ja Glück.

Erst fängt es entfernt an zu Grummeln, dann lauter, und lauter, boah, da kommt mindestens ein 40 Tonner, es wird noch lauter, nein das muss ein 100 Tonner sein, hoffentlich sieht der mich, hab ich doch nun die Farbe der Straße angenommen…

Ein Wohnmobil schleicht an mir vorbei…

Mann, wenn nun noch so eine Horde verrückter Sportwagenfahrer kommt, die ständig runterschalten und dann auch noch Gas geben… ha, lass sie nur kommen, denen tret ich die Außenspiegel ab, ha, hoffentlich kommen die bald, das wird ne Gaudi.

Ferrari, Lambo, Porsche Außenspiegelsammlung, YEAH!!!

Der Tunnel ist zu Ende, blöd, ich hasse Tunnel, kommen ja nicht mal Sportwagen.

Es geht immer ständig bergan, so leicht so, irgendwie sagt mr mein Autofahrerblick, das dies keine nennenswerte Steigung ist, aber wieso bin ich schon wieder im Ersten Gang?

Der Schweiß fließt, die Sonne brüllt vom Himmel.

Der nächste blöde Tunnel kommt ich Reichweite, keine Sportwagen zu sehen,

hoffentlich kommen noch welche, denen trete ich den Außenspiegel ab, so als Rache für den ganzen Schweiß den ich hier lasse, warum tu ich das eigentlich, ich bin blöd.

Neben dem Tunnel ein Schotterweg, und ein paar wunderschöne Cavalli…

Ich entscheid mich für den Schotter… Glück gehabt Ihr Sportwagenfahrer der Welt!

Warum fahre ich hier eigentlich nicht mit meinen 400 Cavalli hier längs, das wär`s doch, träum seufz, die gehorchen aufs Wort, bzw. Fußtritt, und das ganz ohne Sporen, meine Waden tun weh.

Ob die Cavalli hier wohl auch schnell sind, zumindest mein Bike finden sie toll, NEIN, nur den Helm, der ersetzt jeden Salzleckstein, und ist nun völlig zugeschleimt, bäh, blöde Pferde, ich tret Euch den…

 

Ein Hubschrauberlandeplatz, ob ich hier wohl umsteigen kann, goile Idee, aber ob der mit dem Namen Geschäfte macht? Egal, ich hab ja meinen Carbonrenner, wäre doch gelacht…

 

St. Anton, irgendwie bin ich echt früh da, da kann ich doch noch etwas weiter das Verwalltal hoch. Und irgendwann bin ich tatsächlich da, Konstanzer Hütte,

auf 1688 m, KM 58, bin ein ganzes Ende weiter als gedacht gekommen, wow ist das schön hier, wow schmeckt das Bier geil hier, man fall ich bald um ins Bett…

träum von Außenspiegeln, die durch die Gegend fliegen... aber nicht hier, hier ist Null Autoverkehr :-))!

Jetzt registrieren, um Themenwerbung zu deaktivieren »
  • Antworten 166
  • Erstellt
  • Letzte Antwort

Aktivste Mitglieder

  • Kai360

    41

  • stefschu

    33

  • FutureBreeze

    31

  • svenundjenny

    9

Aktivste Mitglieder

  • Kai360

    Kai360 41 Beiträge

  • stefschu

    stefschu 33 Beiträge

  • FutureBreeze

    FutureBreeze 31 Beiträge

  • svenundjenny

    svenundjenny 9 Beiträge

Ach mein neuer Renner,wartet er doch nun schon seit vielen Wochen als neuer Bewohner meiner Garage auf den großen Tag.

Und ab nun täglich etwas mehr!

Meine Name ist Hase: ich nix wissen.

Aber machs nur spannend. Bitte aber jede Stunde O:-)

Stefan, ich habe das so verstanden, dass das Gewicht sich aufs Gepäck bezieht.

Selbst ein Vollcarbonrad kommt ohne Pedale auf mindestens 5 Kilo und dann bewegen wir uns schon im 5-stelligen Bereich.

Habe auch gerade eine Bergtour hinter mir, allerdings bei über 30 Grad in Mallorcas Norden.

Mein treuer Begleiter:

Bei Kai hört es sich aufgrund des verstellbaren Fahrwerks nach einem Mountainbike an.

Jo, das ist er nun, Carbonrahmen, knapp 12 kg, Federweg vorne 140 mm, hinten 130 mm, Scheibenbremsen, zusammen mit Fahrer und Gepäck ein wirklich jenseits von gut und böse liegendes Leistungsgewicht von 105 kg / Menschenstärke, aber immerhin 27 Gänge, die sollten doch reichen…

 

Start Oberstdorf, Ziel Riva del Garda…mmmmh da gibt’s bestimmt schöne Mädchen und Wein zu Belohnung….

Nur leider hat der liebe Gott dazwischen die Alpen gelegt, oder haben es die Schweizer erfunden, egal, so 380 km, 13.000 Höhenmeter, sechs Tage werden es wohl, kurz zurück zur Langsamkeit, wie ich schnell feststellen sollte eine völlig andere Art zu reisen als mit dem KFZ…

Es geht stur nach Süden raus aus Oberstdorf dem Schrofenpass entgegen, lässig rollt es dahin, das Roadbook stimmt (son Quatsch wie GPS hab ICH doch nicht!!!), ok, es geht ja auch nur Geradeaus und bis zur Fellhornbahn kenn ich die Strecke ja, das macht ja richtig Spaß, ich sehe mich schon als Held in Garda einrollen.

Langsam wird es steiler, und steiler, und steiler.

Mein Gott ist man schnell im ersten Gang, gibt es nicht noch mehr, ich will mehr…

Dann die erste echte Hürde der Schrofenpass, Schieben, Tragen, Buckeln ist angesagt. So langsam kommt die Sonne durch, aha hab ich den Wetterbericht doch richtig gedeutet. Aber muss das unbedingt sein wenn es hoch geht, würde doch reichen wenn die Sonne bei der Abfahrt scheint.

Der Schweiß fängt an zu rinnen, wird ab nun zu meinem ständigen Begleiter…

 

Jo, OBEN, ich bin der Bringer, war doch gar nicht so schwer, ab nun geht’s bergab, der erste Trail, geil, der Federweg hat was, nur warum ist man so viel schneller unten wie oben, das ist unfair.

Warth – Lech eine Asphaltpassage eher langweilig, aber es geht voran. Heute noch über zwei kleine Pässe, sollte lässig zu machen sein, nur nicht überanstrengen gleich zu Anfang.

Upsi eine Baustelle mit Ampel, wohl Baustelle mit Einbahnführung, aber im Tunnel, nö sicher erst dahinter.

Ich fahr vor zu einem Motorradfahrer bitte ihn hinter mir her zu fahren, hab ja kein Licht (wegen Leistungsgewicht, ich erwähnte es), das war eine gute Idee, und hinter einen Geländewagen, das war eine nicht so Gute…

Endlich wird die Ampel grün, rein in die Pedale, rein in den Tunnel, den natürlich stockfinsternen, unbeleuchteten…nur nicht abreißen lassen zum Geländewagen, der hat gutes Licht, ich keins…

Was hoppelt der vor mir plötzlich so komisch, und was fliegt mir um die Ohren, Dreck, Matsch, bääääääääääääääääh, ein Bobcat an der Seite, die bauen hier tatsächlich.

Unbeleuchtete Baustellen in Tunneln können sich auch nur Österreicher einfallen lassen, die Spinnen. Wieder am Tageslicht seh ich aus wie die Drecksau, hellbrau bis beige gepunktet…

Der Sprint hinter dem Geländewagen her, „den zieh ich raus aus seiner Gurke, wer fährt auch nur so einen Müll“, geht eindeutig für Ihn aus, er entschwindet einfach meinen Blicken… die Sau die, obwohl , eher seh ich wohl so aus…

Das Ziel für den ersten Tag heißt eigentlich St. Anton, aber der Sprint hat mich mächtig vorangeschoben, es läuft, oha, wieder ein Tunnel, ich mag keine Tunnel, Tunnel sind blöd, laut, stinken nach Abgasen.

Ok, nichts wie durch, kommt grad keiner, vielleicht hab ich ja Glück.

Erst fängt es entfernt an zu Grummeln, dann lauter, und lauter, boah, da kommt mindestens ein 40 Tonner, es wird noch lauter, nein das muss ein 100 Tonner sein, hoffentlich sieht der mich, hab ich doch nun die Farbe der Straße angenommen…

Ein Wohnmobil schleicht an mir vorbei…

Mann, wenn nun noch so eine Horde verrückter Sportwagenfahrer kommt, die ständig runterschalten und dann auch noch Gas geben… ha, lass sie nur kommen, denen tret ich die Außenspiegel ab, ha, hoffentlich kommen die bald, das wird ne Gaudi.

Ferrari, Lambo, Porsche Außenspiegelsammlung, YEAH!!!

Der Tunnel ist zu Ende, blöd, ich hasse Tunnel, kommen ja nicht mal Sportwagen.

Es geht immer ständig bergan, so leicht so, irgendwie sagt mr mein Autofahrerblick, das dies keine nennenswerte Steigung ist, aber wieso bin ich schon wieder im Ersten Gang?

Der Schweiß fließt, die Sonne brüllt vom Himmel.

Der nächste blöde Tunnel kommt ich Reichweite, keine Sportwagen zu sehen,

hoffentlich kommen noch welche, denen trete ich den Außenspiegel ab, so als Rache für den ganzen Schweiß den ich hier lasse, warum tu ich das eigentlich, ich bin blöd.

Neben dem Tunnel ein Schotterweg, und ein paar wunderschöne Cavalli…

Ich entscheid mich für den Schotter… Glück gehabt Ihr Sportwagenfahrer der Welt!

Warum fahre ich hier eigentlich nicht mit meinen 400 Cavalli hier längs, das wär`s doch, träum seufz, die gehorchen aufs Wort, bzw. Fußtritt, und das ganz ohne Sporen, meine Waden tun weh.

Ob die Cavalli hier wohl auch schnell sind, zumindest mein Bike finden sie toll, NEIN, nur den Helm, der ersetzt jeden Salzleckstein, und ist nun völlig zugeschleimt, bäh, blöde Pferde, ich tret Euch den…

 

Ein Hubschrauberlandeplatz, ob ich hier wohl umsteigen kann, goile Idee, aber ob der mit dem Namen Geschäfte macht? Egal, ich hab ja meinen Carbonrenner, wäre doch gelacht…

 

St. Anton, irgendwie bin ich echt früh da, da kann ich doch noch etwas weiter das Verwalltal hoch. Und irgendwann bin ich tatsächlich da, Konstanzer Hütte,

auf 1688 m, KM 58, bin ein ganzes Ende weiter als gedacht gekommen, wow ist das schön hier, wow schmeckt das Bier geil hier, man fall ich bald um ins Bett…

träum von Außenspiegeln, die durch die Gegend fliegen... aber nicht hier, hier ist Null Autoverkehr :-))!

Anzeige eBay
Geschrieben
Geschrieben

Hallo Kai360,

 

schau doch mal hier zum Thema Zubehör für Aus dem Alltag (Anzeige)? Eventuell gibt es dort etwas Passendes.

  • Gefällt Carpassion.com 1

Kai, warum stehst Du so gut im Training? Die 13.000 Höhenmeter wären für einen Untrainierten der absolute Overkill, ich merk das jedes Mal wenn ich hier in Passau und Österreich unterwegs bin. 100km in Berlin, kein Problem, 30km im Voralpenland und ich bin fix und fertig.

2. Tag: 28.06.2008 Samstag, 5:30

Warum stehen die in so Hütten nur so früh auf, bin ich den ein Hahn oder was? Aber das Frühstück ist gut und geht richtig runter. Ich befrage mal meine Waden, hmmm, erstaunlicherweise gar kein Muskelkater, wirken die kleinen Pillen mit Vitaminen, Kräutern und Salzen wohl doch…supi! Sind doch die Beine das Kapital des Radlern, der Motor sozusagen. Und zweitwichtig ist der Hintern, schließlich ist er der wesentliche Kontaktpunkt zum Bike, aber dafür gibt es ja „Arschcreme“. Hatte ich doch in der Vorbereitung seitenweise Abhandlungen im Internet gefunden (also musste es wohl wichtig sein), und mich schlussendlich für die „Melkfett mit Ringelblumen“ – Variante entschieden (war auch die Billigste). Also jeden Morgen die gleiche Prozedur, eine richtig große Handvoll auf den Allerwertesten, gut (überall!!!) verteilen, und direkt die Radlerhose drüber. Die ersten 2 Tage noch gewöhnungsbedürftig, dann freut man sich schon drauf, und mein Hintern war nach der Tour so glatt und weich wie das letzte Mal direkt nach der Geburt.

Und spätestens nach dem ersten Tag ist so viel des Fettes in die Hose übergegangen, das selbst der schlimmste Furz zwangsdurchgefiltert wie eine Bergringelblumenwiese duftet!

Um 7:00 sitz ich im Sattel zusammen mit einem anderen Deutschen der zum Comer See will, im Schönverwalltal (und das macht seinem Namen alle Ehre, Alpenrosen ohne Ende), trennen sich unsere Weg, er fährt rechts dem Pfeil seines GPS nach, hat was so ein Ding, aber mein Roadbook ist auch nicht von schlechten Eltern. Stimmt sehr genau.

 

Wie bin ich nun eigentlich hierher in dieses Tal gekommen. Letztes Jahr schenkt mir doch meine Frau ein Buch. „Transalp“ prangt auf dem Titel, hey bestimmt goile Pässe für den Sportwagen… weit gefehlt. Viel schlimmer, der Verfasser ist doch echt der Meinung, dass es ein riesen Spaß sei über die Alpen zu pedalen, der hat doch nen Schuß! Naja, aber wenn die Frau mir schon so ein Buch schenkt, dann will sie mich sicher mal wieder loswerden für ne Zeit.

Bis jetzt rollte es richtig schön eine Schotterstraße das Tal hoch, annehmbare Steigung, gut zu fahren, auch andere Gänge als Nummer 1 kommen mal zum Einsatz, aber nun ist Schluss, Brücke, es geht an die Schiebestrecke hoch zur Heilbronner Hütte.

Toll bei so einer Tour ist die eigene Gedankenwelt, die springen wild hin und her, man kann Ihnen so richtig freien Lauf lassen, und manchmal ist man auch absolut Gedankenleer, auch mal witzig. Handy ist mit, aber konsequent ausgeschaltet, nur für den Notfall, und Abends eine SMS an die Frau, die dies alles verursacht hat, mit „Lebe noch“ bin bei Kilometer…

Absicht war es auch, diese Tour alleine zu machen, da sabbelt einem keiner rein (Frauen gibt es da auch echt wenige, das reduziert die tägliche Wortanzahl schon naturgemäß erheblich) und alle Entscheidungen fallen sehr schnell O:-)

Also in dem Buch sind ja schon echt tolle Fotos, und ganz hinten eine CD mit einem Programm, hey geil mit der kann man ja seine Route selber planen, und ein Roadbook ausdrucken, das klingt ja schon viel besser, so nach Rallye, Walter Röhrl im Drift, Boxenluder usw.

Die erste Tourzusammenstellung hat dann tausende Kilometer, und Millionen von Höhenmetern….zu lang…zu schwer…allein das Roadbook würde eine Tonne wiegen, geht also nicht.

Nach mehrmaligem Umplanen kommt dann Oberstdorf – Riva mit 380 km und 13.000 Höhenmetern raus. Quasi der Klassiker mit Umwegen, Abstechern.

 

Von hinten kommen zwei weitere Deutsche auf, der eine fährt immer noch, ich halte es schon länger für unfahrbar, aber er springt einfach von Felsen zu Felsen und findet es wunderbar. Wir kommen ins Gespräch, er fährt schon ewig Mountainbike, davor Radball und BMX. Ja, wenn man schon im Uterus mit dem BMX rumcruised und von der Plazenta springt, dann soll es wohl gehen!!!

Man liegt hier oben Schnee, der hat ja mindestens Minus 5 Grad, brrrrr, und windig ist es auch. Alles natürlich in kurzer Radlerhose, die lange blieb, genau, wegen Leitstungsgewichtsoptimierung, daheim.

Entweder Schnee, oder Matsch, oder Gebirgsbach, die bieten ja echte Alternativen hier, das hat hier mindestens Minus 150 Grad, ich will hier weg…

 

Endlich Heilbronner Hütte oben auf 2320 Meter, ab hier geht es bergab, juhu, eine Abfahrt von 25 Km bei 1000 Höhenmetern, Schotter, Trail, Radweg bis nach Ischgl….Mann ist das Geil, so sollte die ganze Stecke sein...und es wird immer wärmer, richtig Sonnig, heiß, was ein toller Tag…wenn ich vorher gewußt hätte was noch kommt...

 

Kurz vor Mittag geht es schon auf Ischgl zu, irgendwie echt laut hier, Motoren, Menschen, was ist denn hier los?

Fortsetzung folgt...von Motoren, Gridgirls, dedopten Kühen, vö...Murmeltieren und mehr....

Die werden doch nicht, doch sie tun es… die düsen mit Karts auf einer Stadtrennpiste quer durch das Zentrum, wie geil ist dass denn!!??

Und ein Audi R8 steht da auch noch so rum, ganz in rot, steht ihm.

Rennfahrer in Overalls, Carts, Sportwagen, Boxenluder…ich mach mal ne Pause…war sowieso gerade dran nach soooooo anstrengender Abfahrt…

 

Es ist genau Mittag, die Sonne brennt vom Himmel, und ja hier gibt es eine Möglichkeit zu schummeln, soll doch die folgende Strecke bei über 20% Steigung auf Asphalt nicht so prall sein…es gibt eine Seilbahn bis zur Mittelstation als nette Abkürzung.

Wo nur ist die Talstation… ah am Ende der Seile… und die enden in der MITTE der KARTRENNSTRECKE… das darf doch wohl nicht wahr sein… die ist wegen diesem blöden Kartrennen geschlossen…

Grumpf&%$§!!!?%&

Ok, dann schummel ich eben nicht, dann fahr ich eben jeden Kilometer, Meter, Zentimeter, Millimeter….MILLIMETER, wow hat das Gridgirl aber ein scharfes Top an, die Träger sind ja nur den Bruchteil eines Millimeters dick, wow, die reißen bestimmt bald, rein statisch ist das sowieso gar nicht möglich, die halten DAS nie…ist die süüüüüüüüüüüsssssssss, und die Träger dünnnnnnnnnnn…..

Sie halten immer noch, ich muss weg hier…

Wasser brauch ich noch, Ischgl hat irgendwie keinen Brunnen, die trinken wohl nur Champus und pfeifen sich Dope ein oder was??, WASSER brauch ich!!!

Da ne Kirche, die haben Friedhöfe, und da gibt es Wasser. Im Verlauf so einer Tour lernt man vieles, auch Wasserquellen in der Zivilisation zu finden. Fühl mich wie Mc Giver oder war das Mc Donald, auch egal, 1,7 Liter tanken, sollte reichen…

Es geht aufwärts, es ist 12:15 als ich den Friedhof verlasse, Asphalt in der gleißenden Mittagssonne, YEAH 20%, kann mich doch nicht schocken, nein ich werde nicht schummeln, nix Seilbahn, muss ich doch den netten Motorsportlern glatt dankbar sein…

12:20, Mann ist das heiß hier, der Schweiß rinnt, nur erster Gang, 5,7 km/h

12:25, diese Deppen mit ihren Carts hätten doch auch an einem anderen Tag fahren können…

12:28, der erste Liter Wasser ist weg…

12:30, der Asphalt ist so heiß dass der Schweiß schon vor Auftreffen verdunstet…

12:32, über mir bildet sich eine Wolke, ist wohl der verdunstete Schweiß, wahrscheinlich fängt es gleich das Gewittern an aus der eigenen Schweißwolke…

12:35, Kurve, die Sonne brät direkt auf den Bitumen, die Frisur sitz nicht mehr, „ich dreh um und tret dem R8 den Außenspiegel ab, gehört bestimmt dem blöden Organisator…“

12:37, der Hinterreifen, Profil vom Typ „Nobby Nick“ (bei dem süüüüüüüssssen Gridgirl sind bestimmt die Träger gerissen, wie komm ich nur darauf) stanzt lauter kleine Noppen in den geschmolzenen Asphalt, 4,5km/h

12:39, die Wolke über mir entpuppt sich als Mücken, Fliegen die sich bei Unterschreitung von 4km/h auf mich stürzen…

12:40, das kann ja wohl nicht sein, das Fahrrad ist bestimmt kaputt, Lager gefressen oder so, da Baum, Schatten, Fahrrad hingeschmissen, hingelegt…

12:45, die Räder drehen sich immer noch, hin und wieder von einer kleinen Windböe angeschubst. Ist wohl doch nicht kaputt. Wasser ist alle…

12:50 Mittelstation, WC ist geöffnet, Wasser pur...Kopf drunter, die Frisur hält....nicht mehr...

13:00 Ab hier macht es wieder richtig Spaß, ein schönes Tal, mäßige Steigung, Schotter, man ich bin den netten Motorsportfreunden doch echt dankbar, hab ich doch nicht geschummelt, ob wohl die Träger…man war die süüüüüüüüüüüsssssss

 

Die Heidelberger Hütte auf 2264 Meter kommt in Sicht, eigentlich mein Tagesziel, kurz vorher noch die Grenze zur Schweiz überquert, da steht ein Schild sonst nichts, so gefällt es mir, nix Vignettenzwang, pöh.

Fühl mich erstaunlich gut, Beine gut, etwas trinken, eine Suppe, es ist 15:30, der Tag noch jung. Der Hüttenwart erzählt was von einer ¾ h Schieben / Tragen, ja ist bekannt.

Also kurzerhand den Fimberpass mach ich heute noch! Und runter soll es Abfahrt sein, hätt ich mir doch nur das Höhenprofil mal näher angeschaut…

Auszug aus dem Transalp Programm mit Karte Roadbook und Höhenprofil

 

Die erste ¾ h ist vorbei, wie viele ¾ da wohl noch kommen?

Der Pass ist nicht in Sicht, dafür bin ich Mutterseelenallein, so spät gibt es hier weder Wanderer noch Biker, dafür Murmeltiere, mei sind die nett… Pfeifen so lieb vor sich hin.

Aber da, kein Pfeifen --- läuten, gebimmel, auf über 2500 Meter??

Da kommen doch tatsächlich 5 Kühe um die Ecke, schwanken gefährlich hin und her, irgendwie total aus dem Häuschen. Dann noch der Hirte, grinst von einem Ohr zum Anderen, nur der Hütehund scheint einigermaßen normal.

Was war denn das nun, kurz vor der Nacht über einen alten Schmugglerpass von der Schweiz nach Österreich---Richtung Ischgl, was der wohl schmuggelt?

Sein Rucksack war echt klein, aber was hatte der blöd grinsende Gesichtsausdruck seiner Rindviecher zu bedeuten.

 

Langsam setz ich Fuß vor Fuß komm dem Pass näher, teils das Bike schiebend, teils tragend.

ICH HABS!!!!!!!!!!!

Die Rindviecher wollen zu den anderen Rindviechern nach Ischgl, NACHSCHUB bringen, genial!!! Die haben bestimmt hunderttausende Kondome mit Dope im Pansen und das eine oder andere ist geplatzt, YEAH, deswegen fliegen die hier so runter.

Und wenn ich nun genau hinhöre bimmeln die doch tatsächlich die Jamaikanische Nationalhymne

„I believe I can fly“

Ich sollte vielleicht einen Kuhfladen aufsammeln…und den Pass hochfliegen...kann mich nicht überwinden.

Aber geniale Idee, welcher Zöllner will schon bis zur Schulter in einem Rindviech stecken und nach Dope angeln, das tut nicht mal ein Österreicher.

Ha, wieder ein Problem gelöst, und oben bin ich auch auf 2608 Metern bei Kilometer 106, man ist die Luft dünn hier, es ist 17:15, und saukalter Wind.

 

Egal, will ja wieder runter, nur deswegen bin ich ja hoch, Jacke an, Sattel runter, Federung auf vollen Federweg, Bike auf wuilde Abfahrt getrimmt, in die Pedale, 10 Meter, es wird steil, 20 Meter es wird steiler, 30 Meter es wird senkrechttttttttttt.

Bremse, anhalten, schieben, aufsteigen, schieben, so geht es fortwährend, toller Trail 😞

 

Und wenn jetzt wieder dieser Uterus – Plazenta Springer von hinten kommt schmeiß ich mein Bike in die Schlucht!

Ah, endlich mal wieder fahren, es wird besser, ich wohl auch.

Vor mir Murmeltiere auf dem Pfad, hey gleich zwei, und die, die, neee nicht wirklich, geht ja wohl gar nicht, die vö…. da und ich bin schon zwei Tage ohne …

Ob wohl inzwischen die Träger abgerissen sind, uuuu war die süüüüüssss, und hatte so große runde…

Der Stein unter den Vorderrad ist groß, aber nicht rund, aber dafür glitschig, und er meint mich von meinem geliebten (ja, immerhin pflegt dieses seit 2 Tagen den einzigen je 8 stündigen permanenten Kontakt zu meiner Genitalgegend) Bike hebeln zu müssen, von meinen wunderschönen Gedanken abbringen zu müssen. Kai, du sollst mit den Gedanken beim Biken bleiben und nicht…YEAH!!!!

Zu spät, im Abflug schießt mir noch durch den Kopf „Du hättest etwas von den Kuhfladen schnupfen sollen, dann könntest du jetzt fliegen,

und hoffentlich liegen da keine Felsen rum im Einschlagsgebiet“

Glücklicherweise eine Bergwiese neben dem Trail, nur warum ist der Flug so lang, genau, weil diese blöde Wiese fast senkrecht ist…

Dafür ist der Aufprall weich (eben wegen spitzem Winkel), nur Gras, glattes Gras, es geht weiter abwärts, sauglattes Gras, irgendwann auf dem Bauch die Schuhspitzen und die Fingernägel in den Hang, das bremst, Stillstand.

Blick nach oben, es kommt wie es kommen musste, das Bike nimmt eine ähnliche Flugbahn, bleibt aber glücklicherweise etwas oberhalb liegen.

Irgendwie scheint es mir als hörte ich ein Flöten: „I believe you can fly“. Das sind die MURMELS. „Wenn ich Euch erwische kriegt ihr so einen Tritt, dass ihr zum Mars fliegt, aber ohne Rakete!“

 

Ich versuch hochzukommen, sinnloses Unterfangen, sauglatt, sausteil, bin ja keine Bergziege. Irgendwann doch am Bike, halte mich an den Reifen fest. Guck nach unten, ha, Serpentinen sind eine geniale Einrichtung, unterhalb geht der Pfad längs, also runter, hoch geht eh nicht mit dem Bike. Rutschend mit den Händen an den Reifen und die Schuhspitzen am Hang lässt sich die Geschwindigkeit kontrollieren, es knirscht ich bin wieder auf dem Pfad.

Untersuchung, Bike ok, ich ok, nur die Knie grün, Klasse weiter geht`s. Man hab ich nun einen Hunger, Spagetti müssen es sein heute.

Langsam wir es immer besser zu fahren, immer am Gebirgsbach längs heut komm ich bis Kilometer 120, das muss sein! Bremse, wo ist der Pfad?

Nicht mehr da, liegt im Bach, drüben scheint es weiter zu gehen.

Also rüber, geil, werden die Schuh auch gleich wieder sauber, man ist das kalt, gefühlte Minus 50, Knie werden auch schon sauber, man der hat Minus 150 Grad,

Scheiße ist der kalt, der hat Minus 273 GRAD!!

Ein kleines Stücken weiter unten entdecke ich die Brücke, toll !!!!

 

Voll in die Pedale das macht warm, noch 7 Kilometer dann kommt Vna (nur Schweizer können eine Ort so nennen, oder), da such ich mir ne Pension!

19:00, Vna, Vollbremsung, das sieht geil aus. In Rekordzeit Bike versorgt, Trikot, Handschuh, Schuhe gewaschen, geduscht.

19:15 ne halbe Radler

 

Beim Essen rechne ich so vor mich hin, ich brauch für 60 Kilometer allein abends 2 Portionen Spaghetti, ein Eis, Espresso, 4 halbe Radler macht 40 EURO, dafür krieg ich auch 26 Liter Super und damit fahr ich mindestens 150 km mit meinen Cavalli.

Da sag noch mal einer Radfahren sei Umweltfreundlich, pöh!!!!

Und wenn ich dann noch den nächtlichen CO² - Ausstoß nach den Spaghetti Alio – Olio hinzurechne, dann ist eh jede Bilanz im A…, aber bei mir riecht`s wenigstens nach Ringelblumen 🙂

Frau Merkel, es gibt Handlungsbedarf, die Radfahrer und Kühe (die furzen noch mehr, und es riecht trotzdem sie auf einer Wiese mit Blumen liegen echt dooooof) verursachen den Klimawandel!!!

Ich träum von Murmelltieren die lustig „I believe you can fly“ flöten, und meiner neuen Karriere als Kuhhirte für Ischgl, die Idee ist einfach zu geil!

Wahnsinn Kai, wie hältst Du so eine Tour durch? Ich könnte das nur zu Fuß, aber niemals mit dem Mountainbike!

Danke für die schönen Impressionen und den wie immer humorvoll geschriebenen Bericht. Es macht wirklich Spaß das zu lesen. :-))!

Danke,

durchhalten???----machs wie die Kurbelwelle---immer drehen :-)

Also ich fahr eher langsam bergan, aber kontinuierlich, das funkt!

Sind die Muskeln erst mal sauer ist schnell Ende! (siehe morgen :-))) Und auch mal ein Stück schieben, wenn`s arg steil ist. Trainiert hab ich die letzen Wochen vorher wenn irgend möglich täglich 15 bis 20 km, in Ausnahmefällen mal 30 km. Das Training kommt dann dabei, am Ende der Woche ist man fit!

Laufen? Denk mal nach, bergab!!! Macht erstens mehr Spaß und schafft auch mal echt Kilometer. Bei 380 Kilometern in 6 Tagen mußt du gut 60 am Tag machen. Das geht zu Fuß nicht!

3. Tag 29.06.2008 Sonntag Tag des EM Endspieles

Wow, welche ein Panorama gleich zum Frühstück, mächtig hohe Berge (da haben die Schweizer echt mehr von erfunden) wolkenloser Himmel, verspricht ein guter Tag zu werden. Außerdem steht das 2te Highlight auf dem Programm, das „Val d`Uina“

Von Vna geht es erst einmal in rasanter Fahrt über Teer steil nach unten, Topspeed 65km/h, sind leider nur 6 km/h.

Rauskommen tu ich auf der Verbindungsstraße Nauders Scuol, aber anstatt gemütlich weiter dem Asphalt zu folgen, nein diese Mountainbiker meinen immer irgendwie Täler ausschließlich zum queren zu benutzen, könnte man sie doch viel einfach längs hinunterfahren, nein es geht auf möglichst kurzem Weg QUER durchs Tal, um möglichst schnell wieder zu SCHWITZEN, der Autor von dem Buch spinnt.

Also Wasser tanken, rein ins gegenüberliegende Tal.

Menno heute ist irgendwie eine Mischung aus Blei und Pudding in den Beinen, die ersten 6 km bergab war ja noch super aber nun…also noch nen Gang runter, Mist geht nicht, gibt keinen mehr….ich will mehr Gänge!!! Vor allem unten!!

Aber es geht so gerade noch, ganz langsam im ersten quäl ich mich das Tal hoch, wenigstens ist es meist im Schatten, und vor der Schlucht kommt eine Alm zum Einkehren, das zieht.

Hinter mir knirscht es, ein junges Mädchen fährt freundlich lächelnd und grüßend an mir vorbei, … ich mein ich stehe…

Geh ja wohl gar nicht, und außerdem, Mann hat die in dem eng anliegenden Dress einen süüüüüüssssssen Hint…

Also Puddingbeine rein in die Kurbel, ran an ihr Hinterrad, geht auch immerhin 5 Kurbelumdrehungen, dann seh ich weiter unten, nachdem sich meine Blicke lösen können (sorry, ist immerhin mein dritter Tag ohne…) DIE fährt ja das gleiche Bike – Modell und ist ja im DRITTEN Gang.

Aha, so geht das also, 2 Gänge Hochschalten, Reintreten, ich bleib stehen, die Kurbel dreht sich einfach nicht mehr, sie entschwindet meinen schmachtenden Blicken.

„Das blöde Bike ist kaputt, Radlager gefressen, kann GAR nicht anders sein.“

In Schatten setzen, Fahrrad auf den Kopf, Räder anwerfen, 5 Min später und um 1 Liter Wasser leichter, die drehen immer noch. Hmmmm, liegt wohl doch nicht am Bike, Mist!!!

Wieder aufs Bike, hinterher, der Ehrgeiz hat mich gepackt, nur meine Waderln nicht, die meinen heute einen auf Pudding machen zu müssen, verzeihen mir die 2 Pässe vom Vortag wohl nicht.

Ich hab SIE nie wieder gesehen!

 

Das ist ja echt schön hier, der halbe Liter Milch direkt von der Kuh schmeckt wunderbar, der Älpler hat Zeit für einen Plausch. Stellt sich dann als Deutscher aus der Rhön heraus, der hier jeden Sommer als Saisonarbeiter jobbt, zusammen mit seiner Familie. Gibt schon witzige Menschen auf der Welt!

Frisch gestärkt auf in die Schlucht, hab ich diese doch anhand der im Buch gesehenen Bilder als absolutes Muss in die Tour eingefügt.

 

Aber was wollen mir die Schweizer mit dem Schild am Eingang sagen…stossen…hä? Ich mein ist ja generell in Ordnung, aber ein Fahrrad?

Wie haben die Schweizer es nur geschafft als Volk zu überleben? Schieben die ihre Frauen?

Und da ist sie die „Uina – Schlucht“, schon geil, Tunnel mit Eis drin,

Mal ein Geländer, meist keins, den Weg einfach in eine

senkrechte Felswand geschlagen. Stolpern sollte man hier wirklich nicht, für sanfte Gemüter wohl auch eher ungeeignet. Das Schild dass man sein Bike schieben muss war für mich auch eher überflüssig, ich schiebe es freiwillig aber immer auf der Schluchtseite!!

 

Die Schweizer sind schon lässig drauf, die Verteilung von Geländern eher nicht einsichtig, da wo es besonders schmal war haben sie auf Geländer verzichtet, wie an sich auf dem Großteil der Strecke. Warum hier und da dann doch welche waren hat sich mir als Ingenieur nicht wirklich erschlossen, es gab keinen Grund überhaupt eines zu montieren. In Deutschland definitiv undenkbar. Die Schweizer sind mir sympathisch…

Hinweis: Die Schlucht erreicht man auch gut als Wanderer.

Von Scuol oder Nauders bis Sur En, von dort per Pedes nach Süden, Rast in der genannten.

Oder von Italien über die Sesvennahütte und das folgende Hochtal nach Norden.

Das Val d`Uina ist DEFINITIV einen Besuch wert.

Oben geht es teilweise wieder zu Biken bis zur Sesvennahütte.

Sesvennahütte, was ist den hier los, ach so es ist Sonntag, und irgendwie sind die Frauen völlig anders angezogen. Herrschte doch bisher in Deutschland, Österreich und der Schweiz dieser unnachahmlich Charme der Birkenstock, Wolfskin und Ichversteckmichincharmingolive vor, sehen meine entzündeten Augen nun ein Heer von Hotpants und Miniröcken in Farbe!!

Die Erklärung ist einfach, irgendwo überquerte ich die Grenze nach Italien, dem Land von Gucci, Ferrari, Cappucino, Antipasta und Pasta.

Was haben wir zu bieten?? Birkenstock, Volkswagen, a Maß Bier und Schweinebraten mit Semmelknödeln.

Irgendwie sind die „kulturellen“ Unterschiede selbst auf dem Berg nicht zu verleugnen, wenn ich auch das eine oder andere Schuhwerk und Outfit nicht zwingend als Berggeignet bezeichnen würde…egal…hier bleib ich … hier ist es schön…ich muss darauf ja nich laufen, außerdem fahr ich, bäh!

Aber ich hab gerade erst 20 KM geschafft heute und die Sonne steht schon im Zenit, das ist nicht akzeptabel. In den Sattel, es folgt ein Downhill von 15 KM. Wow, der macht Spaß, alles fahrbar, viel Schotterpiste, richtig heiß, der Wind bläst um die Nase.

 

Das Vinschgau ist erreicht, ein Gleitschirmflieger dreht seine Runden…nächstes Transalp mach ich damit, ist lässiger, weniger Schweißtreibend. Und keine blöden Berge rauf!

 

Es zieht sich immer nur rauf wieder Richtung Schweiz, glücklicherweise meist Radweg, aber bei KM 166 in Santa Maria (Schweiz) hab ich keine Lust mehr, diese Puddingbeine mit Blei drin wollen nicht mehr.

Bike – Hotel Stelvio steht auf einem Schild. Super die haben einen Wäscheservice, eine Sauna, Restaurant mit Großbildleinwand, Werkstatt, Garage, Hochdruckreiniger. Es ist erst 16:00, ich gebe mir und dem Bike das ganze Programm.

Deutschland – Spanien 0:1, erste Halbzeit, ich geh zu Bett, habe fertig, Flasche total leer, warum nur tu ich mir das an ist der letzte Gedanke, und ich bin 24 km hinter Plan, morgen wird hart!

Die Erklärung ist einfach, irgendwo überquerte ich die Grenze nach Italien, dem Land von Gucci, Ferrari, Cappucino, Antipasta und Pasta.

Um dich zu korrigieren: Du bist nicht in Italien, du bist in SÜDTIROL!

Das wollte ich als Tiroler nur mal angemerkt haben! O:-)

Übrigens: Es war doch mal ein Streit ob Ötzi ein Tiroler oder ein Italiener ist -

Die Untersuchungskommission hat ganz zweifelsfrei festgestellt:

Natürlich ein Tiroler, da ein Italiener gar nie so hoch hinaufgekommen wäre!

:D

@Kai:

Hut ab vor der Leistung :-))!

Hab mittlerweile meine Family + Arbeitskollegen schon mit dem Thread infiziert und jetzt ist immer kollektiv-lesen angesagt X-)

Übrigens: Es war doch mal ein Streit ob Ötzi ein Tiroler oder ein Italiener ist -

Die Untersuchungskommission hat ganz zweifelsfrei festgestellt:

Natürlich ein Tiroler, da ein Italiener gar nie so hoch hinaufgekommen wäre!

:D

Naja, anhand des Schuhwerks gehen aber doch viele von nem Italiener aus :wink:

Und weils grad so schön OT ist:

Wie heißt der Ötzi auf englisch???

Freut mich wen nes Euch gefällt, macht aber auch mir Spaß, kommen doch die ganzen kleinen Erlebnisse und Erinnerungen O:-)wieder hoch.

Tag 4: 30.06.2008, Montag

Die Nacht hat es mächtig gewittert, aber früh morgens ist es klar, frische gefilterte Bergluft, kühl, genau richtig für den folgenden Anstieg ins „Val Mora“ – das nächste Highlight der Tour.

Das Wetter entwickelt sich exakt nach Vorhersage, so langsam wird es Gewittriger. Allerdings Wärmegewitter, keine Frontgewitter.

Aus gegebenen Anlass (2 Tote bei Extremberglauf auf die Zugspitze) hier an dieser Stelle vielleicht ein kleiner Hinweis oder auch eine Warnung:

Ich möchte hier niemanden ermutigen ohne entsprechende Orts- und vor allem Wetterkenntnis so eine oder ähnliche Tour in den Alpen zu unternehmen. Man quert hochalpine Bereiche, die sind zwar per se nicht tödlich, können es aber innerhalb kürzester Zeit bei Wetterstürzen werden. Insbesondere Gewitter und Temperaturstürze einhergehend mit Hagel- und Schneefall sind nicht unbedingt eine Seltenheit auch im Sommer, gerade in der Gewittersaison Juni bis Juli. Es gibt eine ganz klare Grundregel. Man geht nur in die Berge mit entsprechender Ausrüstung, Wetterinformation- und Kenntnis, und eben nur bei gut angesagtem Wetter. Dann geht das Risiko gegen Null, aber eben nur dann. Meine persönliche Meinung zu dem Unglück an der Zugspitze (wohlgemerkt dort ist man maximal 2000 Meter Luftlinie von geheizten Häusern im Tal entfernt!!!). Dort wurden alle obigen Grundregeln missachtet, und das ein Veranstalter ein derartiges Rennen startet ist an Verantwortungslosigkeit kaum noch zu überbieten. Wohlgemerkt, das schlechte Wetter kam nicht erst, es war bereits DA! Und die Wetterlage war seit Tagen bekannt. An dem betreffenden Wochenende wäre ich nicht einmal mit dem Auto in die Alpen gefahren, und da ginge es nur um Hagelbeulen.

Also was hieß nun die Wetterentwicklung für mich. Ganz einfach, früh los, der Vormittag ist ungefährlich, Gewittergefahr gibt es bei der labilen Luftschichtung geschätzt ab 14 bis 16 Uhr, und am Nachmittag dürfen ganz einfach keine hochalpinen Passquerungen mehr anstehen, oder es muss möglich sein innerhalb kürzester Zeit abzufahren (sprich Asphalt).

Nach ein paar hundert Meter Asphalt geht es direkt auf einen wunderschönen Waldweg – Schotter durch einen wunderschönen Lärchenwald. Und der duftet nach den nächtlichen Regengüssen höchst intensiv, und kühl ist es auch noch. SOooooooo soll es sein!

 

Hab heute gute Beine – würde Jan Ulrich jetzt sagen (aber der hatte ja auch immer so ein Zeug in der Blutbahn, hmmm, hätte ich doch was von den Ischgl – Kuhfladen schnupfen sollen? „I believe I can fly“)– schaun wir mal wie weit die tragen. Ziel wäre irgendwo nah an KM 240, dann wäre ich wieder im Plan, aber das wäre mächtig lang heut, will ja auch nicht rasen, welches aber per se mit dem Bike doch eher ausgeschlossen ist. Ok, dann rase ich eben nicht!

Im Übrigen fällt mir immer mehr auf, dass diese Art zu Reisen definitiv eine ganz Andere ist wie mit dem KFZ. Die Eindrücke sind intensiver, die Gedankenwelt auch (man muss sich nicht so konzentrieren, zumindest bei Auffahrten auf Waldwegen, bei Abfahrten sollte man doch eher…siehe Murmelltieraktion. „Und die kriegen doch noch nen Freiflug zum Mars, wenn ich denn mal eines erwische!“ Hab ich aber nie!), es bleibt einfach mehr Zeit sich die Umgebung anzuschauen, Gerüche einzusaugen, Blumen, Gräser, Bäume, Brunnen wahrzunehmen.

Brunnen!!!, ein Hoch auf die Schweizer und Italiener, hier gibt es Brunnen an masse. Bin zwar kein Pferd (auch wenn ich mich ab und an wie ein Esel fühl. Die Frage, warum machst DU das eigentlich ist schon Standard :-)) aber der Wasserkonsum liegt so bei 6 – 8 Litern / Tag.

 

Flüssigkeitszufuhr ist extrem wichtig, bist du erst einmal dehydriert, wird es sehr schwierig wieder in Form zu kommen.

Wird von vielen missachtet, kommt erst der Kopfschmerz (klares Zeichen) ist es meist zu spät. Und es gibt simple Tricks. Wenn du dich nicht mehr erinnern kannst wann du das letzte Mal austreten musstest ist es dringend Zeit. Ist der Strahl dann „strunzengelb“, sofort Wasser tanken, so ein Liter darf es dann schon sein. Und dann immer darauf achten, dass es höchsten „blassgelb“ ist, dann stimmt alles! Ja, die Probleme des Bikers sind definitiv andere als des Autoreisenden, aber Öl ist ja auch gelblich, ist es schwarz wechselst du es ja auch.

Ich bin oben, das „VAL MORA“ ist ein Traum, ein Hochtal wie es im Bilderbuch steht, keine Autos, nur eine Schotterpiste, die mit leichtem Gefälle über viele Kilometer geht und in einen Supertrail nach Italien mündet!

 

Da hat es den Weg wohl vom Gewitter der letzen Nacht weggewaschen, wird sofort repariert, sind ganz bestimmt noch in der Schweiz dort!!!

Es geht weiter an zwei Stauseen vorbei, eine super Einkehrmöglichkeit, es ist genau Mittag, das Wetter hält noch, aber es brauen sich bereits erste Cumuli zusammen.

Also einkehren, richtig italienisch Essen (irgendwo bin ich über die Grenze, keine Ahnung wo). Hab ich bis jetzt vermieden, ein voller Bauch fährt nicht gerne, zumindest nicht Rad und dann auch noch hoch! Es geht bestimmt wieder hoch, ahne ich irgendwie.

 

Beim Essen schweift mein Blick umher, da hinten soll ich wohl irgendwo hoch, MIST! Koin Luscht, bei der Menge Polenta und Gulasch im Magen!!!

 

Aber wie soll es anders sein, damit der Biker auch wirklich vollen Genuss hat geht es erst einmal runter, irgendwie schickt mich der Verfasser dieses blöden Buches bis unter die Grasnarbe, was soll dassssss denn!! Eindeutig zuviel Polenta, aber lecker war`s.

 

Aber die Abfahrt war schon geil, nun bin ich unten, „Bormio“, es gilt den „Passo del Gavia“ in Angriff zu nehmen. Es ist heiß, schwül, Asphalt. Das Wetter wird nicht mehr lange halten.

Ein Blick ins Roadbook zeigt durchgehend Steigung auf den nächsten 25 km, nicht einmal geht es runter!

Dazwischen Ortschaften, Übernachtungsmöglichkeiten. Ich entschließe mich so lange zu fahren wie das Wetter hält, dann einzukehren. So geht es Höhenmeter um Höhenmeter, Kurve um Kurve. Bin mal wieder im ersten Gang. Warum hat so ein Bike eigentlich 27 davon, irgendwie benutze ich nur 2, einen für rauf, blöd, einen für runter, YEAH!

Ich fange an zu rechnen. Für zehn Meter trete ich 14 Mal, heißt 7 Kurbelwellenumdrehungen. Macht auf einen Kilometer 700 Kurbelwellenumdrehungen aufwärts. Im höchsten Gang sind es nur

1 ¼ Umdrehungen, also 125 / Kilometer.

Mach also bei Hälfte Bergauf / Bergab nur 156.750 Umdrehungen bis zum Gardasee in 6 Tagen. Die macht mein Ferri ja in 18 Minuten--- blöd!---

Das Wetter hält, die Frisur ist hin, ich denke schon lange nicht mehr, starre den Tacho an, verfolge den 10 Meter Zähler, ist ja so schnell wie bei einem Auto die Kilometer.

5 Stunden später (mit Ferri wäre es eine Halbe gewesen) bin ich tatsächlich oben. „Passo di Gavia“, 2652 Meter und damit auch gerade eben höchster Pass der Tour, Kilometer 239,11 (ok nicht ganz die gewollten 240). Tagesleistung 74 km!! Höchste bisher!

Egal, oben, YEAH, hier haben ja sogar die Kaninchen ihr eigenes Passhaus.

Eine Mama, wie sie im Bilderbuche steht, heiße Dusche, ehrliches italienisches Essen! Abends kommt das obligatorische Gewitter, tolle Stimmung hier oben, umgefallen, eingeschlafen

Ich träum gar nix die Nacht.

 

Hinweis: Der „Passo di Gavia“ ist vollständig geteert, die Südrampe großteils neu, allerdings häufig einspurig, auch ein Tipp für den Motorsportler! Die ganze Gegend mit Stilfserjoch, Livigno ist ein Tipp. Ruhig oben auf dem Gavia übernachten, nichts für 5 - Sterne Fetischisten, aber ehrliches italienisches Essen und ein Erlebnis. Und dann abends noch mal schnell den Pass runter und rauf, wenn alle anderen weg sind!

Mensch Kai Du geiler Typ Du.

Hab das eben erst gefunden (bekommen) hier.

Meinen allergrößten Respekt !!!!!!!!!!!

Traumtour und auch mal was anderes als "nur" mit ´nem Auto.

Sooooo stelle ich mir das vor.

Ich bin von 16. - 24.08. dran mit Schwabsoien - Riva !!!!

Und do gfrei i mi a scho drauf.

Mach weiter so !!!!!

Ich durfte hier beim Lesen schon heftig lachen.

Klasse!!!!

Michl :-))!

Schreibe eine Antwort

Du kannst jetzt einen Beitrag schreiben und dich dann später registrieren. Wenn du bereits ein Benutzerkonto hast, melde dich zuerst an.

Gast
Unfortunately, your content contains terms that we do not allow. Please edit your content to remove the highlighted words below.
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Restore formatting

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorhergehender Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.



×
×
  • Neu erstellen...