Am Vorabend des ersten IAA-Pressetages findet im Umfeld von Frankfurt traditionell eine Veranstaltung des VW Konzerns statt, bei der bereits erste Premieren gezeigt werden. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für euch von dieser Veranstaltung berichten zu können und haben es auch relativ problemfrei geschafft. Mit uns waren weitere 2.000 Journalisten vor Ort, die genau wie wir neugierig waren, was Volkswagen unter dem Motto „ViaVision“, das auf der Rampe zur Drehbühne aufgedruckt war, wohl zeigen würde.

IAA 2009 - Volkswagen Group

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Den Anfang machte Skoda mit der Premiere des neuen Superb Combi. In unseren Augen ein sehr gelungenes Fahrzeug, das definitiv seinen Platz im Markt finden wird. Sehr schöne Linienführung, gute Ausstattung und dabei günstiger als manch gleichgroßer Konkurrent.

Anschließend rollte der Chef von Volkswagen Nutzfahrzeuge mit der neuesten Version des beliebten Multivans auf die Bühne. Neben der äußeren Auffrischung von Front und Heck wurde vor allem der Innenraum deutlich aufgewertet.

Seat zeigte das erste Konzeptfahrzeug des Abends, den IBZ Concept Frankfurt 2009. Hier wird jetzt schon die Linienführung des kommenden Ibiza Kombi gezeigt, der vermutlich kommendes Jahr in Genf stehen dürfte. Nachdem der IBZ vorgestellt wurde, präsentierte der neue Seat-Chef James Muir den Pokal der neu geschaffenen UEFA Europaliga und gab bekannt, dass Seat alleiniger Hauptsponsor geworden ist. Leider ließ sich das von meinem Standpunkt aus nur von einer der zahlreichen Leinwände abfotografieren.

Franz-Josef Paefgen, CEO von Bentley, fuhr anschließend das neue Flaggschiff der britischen Nobelmarke ins Rampenlicht, den Mulsanne. Klassische Linien, die an die lange Bentley-Tradition anknüpfen und ein Innenraum in feinstem Leder und edelstem Holz überzeugen auf Anhieb.

Nachdem Herr Paefgen mit dem Bentley Mulsanne die Bühne verlassen hatten, wurde über die Leinwände Bugatti angekündigt und bei vielen Anwesenden breitete sich eine nicht geringe Spannung aus, welches Fahrzeug wohl präsentiert würde. Immerhin war zwei Tage vorher der Bugatti 16C Galibier in Molsheim gezeigt worden, würde man ihn nun hier auch zu sehen bekommen?
Zuerst kam Franz-Josef Paefgen aber mit einem historischen Bugatti mit Elektroantrieb auf die Bühne gerollt. Sechs Stück waren in den 1920er Jahren im Bugatti-Werk im Einsatz, um Ettore Bugatti geräusch- und emissionslos von einer Abteilung zur nächsten zu bringen. Mit der Vorstellung auf diesem Event wollte Bugatti die Brücke zur heutigen Zeit schlagen, denn auch Bugatti muss sich Gedanken um weniger CO²-Ausstoß und Verbrauch machen.
Anschließend rollte der Veyron Grand Sport Bleu Sang auf die Bühne, der bereits in Pebble Beach, Kalifornien, USA gezeigt worden war. Laut Franz-Josef Paefgen bleibt dieses Fahrzeug ein Einzelstück und ist bereits verkauft worden. Schade nur, dass laute Musik lief, als der Wagen an uns vorbei auf die Bühne rollte.

Rupert Stadler, Chef von Audi, rollte schließlich mit dem R8 Spyder herein und öffnete unterwegs das Verdeck. Ganz ehrlich? Offen gefällt uns der R8 besser als die Coupé-Version. Der Spyder ist übrigens nur als 5,2-Liter V10 erhältlich.

Seit Monaten vorhergesagt und kurz vor der Messe ja bereits offiziell durchgesickert: Lamborghini zeigte die offene Variante des Reventón. Er wird noch seltener als das Coupé auf der Straße zu sehen sein, denn nur 15 Exemplare werden gebaut. 493 kW/670 PS sorgen für ein Maximaltempo von 330 km/h. Stephan Winkelmann, CEO bei Lamborghini, konnte man den Stolz auf sein Produkt direkt ansehen.

Bei einem Blick auf die Markenvielfalt des Konzerns fiel auf, dass nun nur noch Volkswagen selbst mit einer Premiere fehlte (Scania war zwischenzeitlich als Live-Schaltung von vor der Halle präsent gewesen, die neue Zugmaschine hätte wohl auch nur schwerlich durch die Tore und danach auf die Bühne gepasst).
Dabei gab es nun einen krassen Themenwechsel: von 670 super plus befeuerten Pferdestärken und einem Auspuff, der sogar die laute Musik übertönt hatte runter zur totalen Stille eines Elektromotors. Von der Exklusivität von lediglich 15 Exemplaren hoch zu einem Fahrzeug, das ab 2013 als Massenautomobil für jedermann erhältlich sein könnte.

Noch handelt es sich beim E-Up! um eine Studie, einen Gedankenanstoss in Richtung Zukunft. Aber da bereits vor zwei Jahren das Conceptcar Up! in ähnlicher Form in Frankfurt stand, darf man erwarten, dass das spätere Endprodukt designtechnisch nicht mehr arg weit vom E-Up! abweichen wird.
Bei VW ist man sich durchaus auch der Gefahr des lautlosen „dahinstromerns“ bewusst und so zeigte Dr. Martin Winterkorn, Chef der Volkswagen AG, mittels Knopfdruck, wie sich der E-Up! mit einem Geräuschsimulator anhören könnte.

Nun war der offizielle Teil soweit vorbei und der „gemütliche Abend“ wurde eingeläutet. Die hohen Herren – anwesend waren neben den bereits im Text genannten Herren Paefgen (Bentley und Bugatti), Winkelmann (Lamborghini), Stadler (Audi), Muir (Seat) und Winterkorn (VW Group) auch Herr Reinhard Jung (Skoda), Ferdinand Piech (VW Aufsichtsrat), Wolfgang Porsche (Porsche Aufsichtsrat) und Michael Macht (Porsche Vorstandsvorsitzender), sowie Matthias Wissmann als Präsident des Verband der Automobilindustrie (VDA) – standen allesamt für Interviews und persönliche Gespräche zur Verfügung, was von vielen Journalisten auch gern genutzt wurde.

Zusätzlich zu den Gesprächsmöglichkeiten wurden die vorgestellten Fahrzeuge wieder in den Saal gefahren und ausgestellt. So hatte jeder anwesende Fotograf die Möglichkeit, exklusive Bilder von allen Seiten zu machen, die im Messe-Alltag häufig nicht möglich sind.
Der Bentley Mulsanne beeindruckt allein durch sein Erscheinungsbild direkt und dürfte im Markt der Superluxuslimousinen eine gute Alternative zu seinen Wettbewerbern bieten.

Beim neuen Seat IBZ Concept fanden wir besonders das toll gearbeitete Interieur sehenswert. Schade, dass auf dem Messestand häufig die Türen von Conceptcars geschlossen bleiben, denn auch in den Innenraum wird von den Ingenieuren häufig viel Liebe zum Detail gesteckt.

Bereits aus Pebble Beach war der Bugatti Veyron Grand Sport Bleu Sang bekannt, aber erst wenn man live davor steht kann das blaue Sichtcarbon seine Wirkung richtig entfalten. Der Wahnsinn! Wenn irgendwannmal genug Geld über sein sollte…

Der Audi R8 Spyder macht live eine sehr gute Figur und wird mit Sicherheit an die Verkaufserfolge seiner geschlossenen Brüder anschließen. Auf dem abendlichen Event präsentierte er sich in rot, am nächsten Tag auf dem Audi-Messestand in Halle 3.0 sollte er sich dann in weiß im Messelicht sonnen.

Die längste Zeit des Abends verbrachten wir in Rufweite des Lamborghini Reventón Roadster. Immerhin ist die Chance, eines der 15 Exemplare nochmal so exklusiv vor die Kamera zu bekommen mehr als gering. Ein kurzes Interview mit Stephan Winkelmann brachte die Infos, dass es 1.) keine andere Farbe außer diesem mattgrausilber geben wird (übrigens eine deutlich hellere Farbe als auf dem Reventón Coupé) und 2.) bis zu diesem Abend bereits 12 Exemplare verkauft werden konnten, ohne, dass die Kunden jemals das Auto gesehen hatten. Im Laufe des ersten Pressetages kam die 13te feste Zusage und bis zum heutigen Tage sind es bereits 14 verkaufte Fahrzeuge – bei einem Preis von 1.100.000,-€ zuzüglich Steuern.

Autoren und Fotografen: Lutz Abel und Matthias Kierse