Nach mehr als 40 Jahren kehrt ein großer Name mit einem kleinen Auto zurück auf die Geröllpisten und Schlammpfade dieser Welt. Mit dem Mini Countryman WRC treten die Briten ab kommendem Jahr bei einigen Testläufen und ab 2012 in der vollen Saison der Rallye-Weltmeisterschaft an. Die Basis bildet der neue Mini Countryman, vorbereitet wird die Rallyeversion von den Experten bei Prodrive.

Mini Rallye

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Wenn wir einmal in der Rallyegeschichte zurückschauen gibt es viele Automarken, die erfolgreich unterwegs waren. Im neuen Jahrtausend vor allem Peugeot und Citroën, unterbrochen von ein paar Ford-Siegen. In den späten 90ern rauften sich Mitsubishi, Toyota und Subaru um die Siege, während die späten 80er und frühen 90er ganz unter dem Einfluss des Lancia Delta standen. Davor gab es die wildeste Ära des Motorsports mit den wilden Gruppe B-Rallyemonstern. Aber was war davor? Gut, der Lancia Stratos ist vielen Autofans bis heute ein Begriff, aber wer weiß auf Anhieb die Gewinnermarke der Rallye Monte Carlo 1964?

Rein von der Papierform her hätte man entweder auf einen wiederholten Sieg der Saab-Truppe um Erik Carlsson getippt, oder die großen V8-Ford und -Austin Healey auf dem Tippzettel gehabt. Doch da war noch ein britisches Team mit klitzekleinen Autos angereist. Wollen die mit ihren Spielzeugautos wirklich teilnehmen? Kommen die überhaupt an, bevor die Siegerehrung vorbei ist? Solche und ähnliche Fragen durchzogen das Fahrerlager vor dem Start. Spätestens nach den ersten Zwischenzeiten verstummten die Stimmen. Der Mini mit dem Iren Paddy Hopkirk lag fast schon uneinholbar vorn. Grund dafür war die hervorragende Agilität und Quirligkeit, mit der sich der Kleinwagen durch Schnee und Eis in den Alpen rund um Monaco wühlte. Hopkirk nutzte die Bremse höchstselten und konnte mit dieser Fahrweise Zeiten einfahren, die der Konkurrenz hören und sehen vergehen ließ. Der Sieg war schließlich nur noch Formsache.

Im Folgejahr sicherte sich Timo Mäkinen erneut den Sieg bei der Monte. Als er 1966 selbigen verteidigen wollte, scheiterte er an den französischen Sportwarten. Angeblich seien in den Scheinwerfern regelwidrige Glühbirnen verbaut worden. Im Endeffekt ging es den Franzosen wohl nur darum, den Citroën DS siegen zu lassen, weshalb man nach irgendeinem Grund suchte, um die überlegenen Minis zu disqualifizieren. Die Briten schlugen 1967 mit Rauno Aaltonen zurück und gewannen die berühmteste Rallye der Weltmeisterschaft zum dritten Mal. Im Anschluss daran wurde es auf den Rallyepisten zumindest werksseitig ruhig um die genialen Kleinwagen. Einige Privateers nutzten die Fahrzeuge weiter, bis Ende der 90er Jahre die Homologation ablief.

Seit Anfang vergangenem Jahres arbeitet Mini nun mit einem absoluten Experten zusammen, um die Marke zurück auf die Schotterpisten dieser Welt zu bringen. Mit Prodrive hat man die Firma engagiert, die schon, unter anderem mit Subaru, sechsmal Rallyeweltmeister wurde und auch auf der Rundstrecke mit Ferrari und Aston Martin viele Siege eingefahren hat. Nun also Mini.

Basis für den neuen Renner ist der Mini Countryman. Damit erfüllt man die mittlerweile gültigen Regularien, die vier Türen und eine Mindestlänge des Autos von vier Metern fordern. Flitzige Kisten wie der Ur-Mini wären somit eh nicht mehr gestattet. Unter der Haube kommt ein 1,6 Liter großer Vierzylinder-Turbomotor zum Einsatz. Damit bringt Mini eines der ersten World Rally Cars (WRC) nach neuem Reglement auf die Piste.

Prodrive und Mini haben den Ersteinsatz des Mini Countryman WRC auf Herbst 2011 angesetzt. Bis dahin soll mit Volldampf entwickelt und getestet werden, um ein voll ausgereiftes Rallyeauto auf die Räder zu stellen. Keine Frage: Ein wenig träumt man von einem ähnlichen Erstauftritt wie einst 1964 bei der Monte.

Ab der Saison 2012 möchte Mini dann voll angreifen und gegen die dann hoffentlich zahlreiche Konkurrenz bestehen. Neben Ford und Citroën haben auch Toyota, VW und einige weitere Hersteller ihr Interesse an den neuen WRC-Regeln bekundet.

Quelle: Mini

Autor: Matthias Kierse