Seit Italdesign Giugiaro vor einiger Zeit vom Volkswagen Konzern übernommen wurde, gab es in Sachen emotionale Studien nicht viel aus dieser Richtung zu berichten. Auf dem Genfer Salon 2012 ändert sich dies mit dem Italdesign Giugiaro Brivido Concept, einem Ausblick in die Zukunft der Grand Tourer. Angetrieben wird er von einem Kompressor-V6 in Verbindung mit einem Elektromotor, die gemeinsam 408 PS leisten.

Italdesign Giugiaro Brivido Concept

Bild 1 von 7

Bereits von vorne zeigt der Italdesign Giugiaro Brivido, dass sich unter seiner Karosserie leistungstechnisch einiges tut.

Während auf den vergangenen Messen, auf denen Italdesign Giugiaro zugegen war, auf dem hauseigenen Stand vor allem Raumnutzungskonzepte im Vordergrund standen, ist 2012 in Genf die Emotion zurück an Bord. Gleichzeitig gehen die Forschungen am Raumkonzept mit dem neu vorgestellten Grand Tourer in ein neues Kapitel. Der Italdesign Giugiaro Brivido ist eine fahrfähige Studie, die mit Technikkomponenten aus dem Volkswagen Konzern ausgestattet wurde.

Für Italdesign Giugiaro ist der 82. Internationale Automobilsalon in Genf bereits zum 42. Mal Anlass, mit einem eigenen Stand nebst hauseigenen Fahrzeugkreationen dabei zu sein. Mit dem Brivido zeigt Giorgetto Giugiaro einen Ausblick in die Zukunft von Sportwagen und Grand Tourern, wobei er gleichzeitig eindeutig Träume weckt, wenn man einmal in die Augen der Messebesucher blickt. Zu diesen Träumen tragen zweifelsfrei das Design mit seinen geschwungenen Linien, große Glasflächen und der rote Xirallic-Perleffekt-Lack bei. Obwohl es sich zweifelsfrei um einen sportlichen GT handelt, war das Entwicklungsziel klar umrissen: Vier Erwachsene Personen sollen im Innenraum komfortabel Platz nehmen und problemfrei weit reisen können.

Gleichzeitig sollte sich der Brivido möglichst nah an Serienfahrzeugen aufhalten, so wie es vor ihm bereits viele Italdesign Giugiaro-Studien getan haben. Als einziges „exotisches“ Detail ließ Giorgetto Giugiaro die großen Flügeltüren zu, durch die man bequem auch in die zweite Reihe des GT gelangt. Seitlich laufen die Oberkanten der vorderen Kotflügel bis in die Türen hinein. Auf ihnen ziehen sich zusätzlich Leuchtelemente mit LED-Technik entlang, die vorn am Fahrzeug als Full-LED-Scheinwerfer starten und an den Türen als Seitenblinker und Standleuchten ausgebildet sind. Darüber hinaus fällt auf, dass der Brivido auf konventionelle Rückspiegel gänzlich verzichtet. Stattdessen verfügt er an beiden Seiten über je eine Rückfahrkamera, die ihre Bilder auf Monitore rechts und links vom Lenkrad übertragen.

Hinter dem aggressiv gestalteten Kühlergrill an der Front schließt sich eine lange Motorhaube an, unter der sich ein 3 Liter großer V6-Kompressor-Motor aus dem Volkswagen Konzern verbirgt. Dies sollte nicht verwundern, immerhin gehört das Designstudio Italdesign Giugiaro seit Mai 2010 zu 90,1% zu VW, arbeitet aber weiterhin eigenständig an Designstudien wie dem Brivido. Der Sechszylinder leistet 265 kW/360 PS und wird von einem Elektromotor dabei unterstützt, die Hinterräder in Bewegung zu versetzen. Die Gesamtleistung des Brivido gibt Italdesign Giugiaro mit 300 kW/408 PS und einem maximalen Drehmoment von 600 Newtonmetern an. Dank eines sequentiellen Achtgang-Getriebes ist der Wagen in der Lage, in 5,8 Sekunden auf Tempo 100 zu spurten und eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h zu erreichen.

In Zusammenarbeit mit dem Volkswagen Electronics Research Lab (ERL) in Kalifornien entwickelte Italdesign Giugiaro die interaktive Elektronik nebst dazugehörenden Displays für das Interieur des Brivido. Oberhalb des Handschuhfachs ist eine Docking Station für das beliebte iPad eingelassen. Dieses kann mit einer Handbewegung im Armaturenbrett versenkt oder leicht ausgezogen werden, um Dateien anzuwählen. In der Mittelkonsole ist ein Display untergebracht, über dessen Touchscreen-Oberfläche die Klimaanlage und alle weiteren Komfortoptionen des Brivido intuitiv bedient werden können. Die sonst an Lenkstockhebeln untergebrachten Schalter für Licht und Scheibenwischer sind im Brivido unterhalb der Rückfahrmonitore angeordnet.

Während es sich der Fahrer und seine Passagiere auf den mit Titan-Tex bezogenen Sitzen gemütlich machen, können die Mitfahrer über eine Multifunktionsanzeige auf der Beifahrerseite jederzeit die gleichen Informationen abrufen, die der Fahrer hinter dem Lenkrad ebenfalls angezeigt bekommt. Tempo, Drehzahl und gewählte Route stehen also allen Brivido-Passagieren optisch zur Verfügung. Zusätzlich kann über diesen Bildschirm auch Einfluss auf das Entertainment-System genommen werden. Das Armaturenbrett und der Mitteltunnel sind mit neuartigem Raw-Cut-Leder bezogen, dessen Dicke optisch durch die gewählte Nähtechnik unterstrichen wird.

Alles in allem ist der Brivido zwar noch ein gutes Stück von heutigen Serienfahrzeugen entfernt, zeigt aber bereits technische Lösungen, die in rund 5 bis 10 Jahren tatsächlich in der Luxusklasse zu finden sein könnten. Er erfüllt also genau den Zweck, den ihm seine Erbauer zugedacht haben. Noch ein Wort zur gewählten Überschrift: „Brivido“ ist das italienische Wort für „Schauer“ im Sinne von „prickeln“, „Nervenkitzel“. Bei 408 PS und dieser Form könnte durchaus emotionaler Nervenkitzel aufkommen, oder?

Quelle: Italdesign Giugiaro

Autor: Matthias Kierse