Bei sportlichen Ablegern von Renault denkt man erst mal an Alpine, berühmt geworden vor allem durch den A110. Weniger bekannt sind die Fahrzeuge des Amédée Gordini. Ursprünglich baute er Monoposti und war mit seinem Team in den Jahren 1950 bis 1956 in der Formel 1 unterwegs. Später machte der Name Gordini die eher braven Renault-Modelle Dauphine, 8 und 12 zu ernstzunehmenden sportlichen Tourenwagen.

Gordini

Bild 9 von 9

Der erste Renault mit Gordini-Schriftzug war die Dauphine. In der Serienversion mit bescheidenen 18 kW/25 PS ausgestattet, verhalf Gordini im Auftrag von Renault ab 1958 zu beachtlichen 27 kW/37 PS. Wem das noch nicht reichte, der konnte sich ab 1962 die heisse Dauphine Gordini 1093 mit 40 kW/55 PS zulegen. Eines der ersten speziellen Homologationsfahrzeuge. Dabei geht es darum einige für das Reglement erforderliche Basisautos für den Motorsport in einer geforderten Mindeststückzahl zu bauen und auch an Normalkunden zu verkaufen. Die 1093 waren grundsätzlich weiss und trugen längs über die Wagenmitte verlaufende blaue Streifen. Die wurden in abgewandelter Form auch das Erkennungszeichen späterer Gordini-Modelle.

1965 kam der Renault 8 Gordini auf den Markt. Die üblicherweise blau, mit auf der Fahrerseite verlaufendem weißen Doppelstreifen, lackierte viertürige Heckmotorlimousine hatte es faustdick unter der Haube. 66 kW/90 PS aus einem Hubraum von 1.108 ccm, damit war man Mitte der 60er Jahre ganz weit vorne. 1967 wurden Hubraum und Leistung auf 1.255 ccm und 74 kW/100 PS angehoben, äusserlich wurde dem Faceliftmodell noch ein zusätzliches Scheinwerferpaar verpasst. Neben dem typischen blau gab es auch ein ins orange gehende gelb. Einige motorsportverliebte Belgier wird dies gefreut haben. Noch lange Zeit nach Produktionsende wurde der R8 Gordini im Motorsport eingesetzt, leider zum grossen Teil auch bis zur Unkenntlichkeit modifiziert. Ein Schicksal dass er mit dem konzeptionell ähnlichen Simca 1000 Rallye teilte.

Lange Zeit von den Fans weniger geliebt wurde der 1970 vorgestellte Renault 12 Gordini. Frontantrieb und die eher biedere Grundform des Zwölfers wollten nicht auf Anhieb begeistern. Auch die 83 kW/113 PS rissen keinen vom Hocker. Cool war dagegen die Tatsache, dass ein Renault 12 Gordini ab Werk auf die spiessigen Stoßstangen verzichtete. Daraufhin verzichtete der deutsche TÜV allerdings auch auf die Straßenzulassung. Ab 1972 gab es dann doch Stoßstangen und somit die Möglichkeit, den deutschen Markt zu erobern. Aber das Interesse war selbst in Frankreich eher bescheiden, hierzulande dürfte kaum eine Handvoll zugelassen worden sein.

Damit wäre die Gordini-Geschichte fast abgeschlossen. Es gab zwar auch noch den Renault 5 Gordini für den englischen Markt, weil der R5 Alpine dort so nicht heissen durfe. Auch das Renault 17 Coupé hatte kurzzeitig eine Gordini-Variante und hiess in den USA nur Gordini Coupé. Dennoch verschwand der Name Gordini ab Ende der 1970er Jahre zunehmend in den Geschichtsbüchern. Die wenigen überlebenden Fahrzeuge reiften zu gesuchten Klassikern, aber ansonsten blieb es still um die Sportabteilung von Renault.

Bis zum November 2009. Irgendein Franzose scheint im Werksarchiv über die Kiste mit der Aufschrift „Gordini – bitte nicht füttern“ gestolpert zu sein. Offenbar war der gute Mann in leitender Position, denn nun kommt das, was kein Renault-Fan mehr für möglich hielt: Renault belebt Gordini wieder! Den Anfang macht demnächst ein kleiner Kraftprotz, nach und nach sollen weitere Modelle nachziehen. Und es ist nicht einfach nur ein Sondermodell mit ein paar Sportsitzen. Nein, Renault positioniert Gordini wieder dort, wo sie hingehören: on top. Die sportlichsten Fahrzeuge der Marke mit dem Rhombos tragen also künftig einen historisch einwandfreien Namen.

Wir bleiben am Ball und zeigen euch dann hier in naher Zukunft das erste Ergebnis der Wiederbelebung.

Quelle: Renault Presseserver, Archiv

Autor: Lutz Abel