Ist es ein Ferrari? Nein. Ein Maserati? Auch nicht. Dann muss es ja ein Lamborghini sein? Ebenfalls falsch. Dennoch handelt es sich um ein italienisches Auto. Der Cizeta Moroder V16T kam aus Modena. Kam? Ja, die letzten Modelle wurden in den USA gefertigt. Insgesamt entstanden jedoch nur elf Fahrzeuge, davon zehn Coupés und ein Spyder. Das Design kam von Marcello Gandini und war eigentlich für den Lamborghini Diablo vorgesehen.

Cizeta Moroder V16T

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Mitte der 1980er Jahre wurde Marcello Gandini von Lamborghini gebeten, einen Nachfolger für den Countach zu entwerfen, der ebenfalls aus seiner Feder geflossen war. Er machte sich an die Arbeit und präsentierte kurz darauf seinen Vorschlag. Jedoch stieß er damit beim Chrysler-Vorstand, dem damaligen Besitzer von Lamborghini, auf wenig Gegenliebe. Zu radikal und aggressiv seie der Wagen, man wolle etwas weniger auffälliges haben, ließ man dem entrüsteten Designer ausrichten.

Zur selben Zeit arbeiteten in Modena/Italien ein Herr Claudio Zampolli und ein Herr Giorgio Moroder daran, ihre eigene Automarke auf die Beine zu stellen. Zampolli hörte über Freunde von dem abgelehnten Fahrzeugdesign des Marcello Gandini und rief ihn an. Er kaufte ihm das Design ab und veränderte in Eigenregie das Heckdesign. Im Januar 1988 zeigte die neu gegründete Firma dann das Ergebnis als ersten Prototyp auf der Los Angeles International Auto Show.

Das Fahrzeug hörte auf den Namen Cizeta Moroder V16T. „Cizeta“ ist der Zusammenschluss der Anfangsbuchstaben von Claudio Zampolli im italienischen: Ci und Zeta. Kurz nach der Präsentation brach die Geschäftsbeziehung zwischen Zampolli und Moroder jedoch auseinander, wodurch der Namensteil Moroder aus der Fahrzeugbezeichnung entfernt wurde. In den Köpfen vieler Autofans ist er jedoch geblieben.

Warum aber „V16T“? Nun, der Cizeta war der erste Supersportwagen neuerer Bauart mit einem 16-Zylinder-Motor. Dieser ist, unüblich für einen so großen Motor, quer zur Fahrtrichtung eingebaut. Im Zusammenspiel mit dem längs eingebauten Getriebe ergibt sich von oben ein „T“. Aus 6 Litern Hubraum holt der Wagen 412 kW/560 PS und 540 Newtonmeter Drehmoment. Diese werden über ein Fünfgang-Schaltgetriebe auf die 335/35er Hinterräder in 17 Zoll übertragen. Vorne kommen 245/40er Reifen, ebenfalls auf 17 Zoll Felgen zum Einsatz. Der Wagen erreicht 100 km/h aus dem Stand in 4,4 Sekunden und ein Maximaltempo von rund 320 Stundenkilometern.

Ab 1991 nahm Cizeta Bestellungen für den Wagen entgegen, die erste Auslieferung erfolgte ein Jahr darauf. Jedoch fiel dies exakt in eine weltweite Finanzkrise, die es für neue Sportwagenfirmen ohne klangvolle Historie äußerst schwer machte. Bis 1995 wurden lediglich sieben Kundenfahrzeuge gebaut und ausgeliefert, davon zwei an den Bruder des Sultan von Brunei, Prinz Jeffrey. Jedoch war diese geringe Anzahl zu wenig, um die Fabrik auszulasten und offene Rechnungen bezahlen zu können.

Dies könnte jedoch auch am hohen Kaufpreis des Fahrzeugs gelegen haben. Rund 527.250,- DM hätte man hierzulande für einen Cizeta überweisen müssen, ohne optionales Zubehör. Hier bot man neben den üblichen verschiedenen Lackfarben und Farbgebungen des Leders auch eine Besonderheit an: der Kunde konnte sich aussuchen, ob die Streben vor dem Kühleinlass im hinteren Kotflügel waagerecht oder senkrecht und in Boomerangform verbaut werden sollten. Insgesamt erhielten vier Fahrzeuge die waagerechten Streben, darunter auch das weiße Fotofahrzeug.

Nach 1995 hörte man längere Zeit nicht viel von Cizeta. Einige eingefleischte Sportwagenfans bekamen mit, dass der Firmensitz von Modena nach Fountain Valley in Kalifornien verlegt wurde. Nach-wie-vor konnten Neuwagen bestellt werden. Dazu forderte man eine 100.000,- US$-Anzahlung, die nicht rückerstattbar war. Dies und die Tatsache, dass der Gesamtpreis für den Wagen bei gewaltigen 649.000,- US$ lag, führte dazu, dass nur noch zwei weitere Coupés gefertigt wurden. Immerhin kamen die Grundzüge des Fahrzeugs immer noch aus den 80er Jahren.

Lange galt die Firma daher auch als bankrott und aufgelöst. 2003 überraschte man dann jedoch die Fachwelt mit der Präsentation einer Spyder Version, des TTJ Feroce, auf dem Concours de Elegance im kalifornischen Pebble Beach. Der Preis wurde mit 849.000,- US$ angegeben und schreckte potenzielle Käufer direkt ab. Somit ist bis heute nur dieses eine Exemplar bekannt.

Bis heute? Ja, Claudio Zampolli betreibt zwar derweil eine Werkstatt für exotische Fahrzeuge, würde aber auf Kundenwunsch weiterhin neue Cizeta aufbauen. Laut unbestätigten Angaben lagern mindestens zwei Roh-Chassis noch in Containern. An den Preisen hat sich hingegen nichts geändert und auch die Anzahlung wird weiterhin fällig. Für das viele Geld erhält der Käufer freie Wahl bei Innen- und Außenfarbe, Leder oder Alcantara im Innenraum, die Wahl der schon erwähnten Streben vorm Lufteinlass, wahlweise in Sichtcarbon gehaltene oder lackierte Streben und Spoiler, sowie ein Hifi-Stereo-System, eine Klimaanlage und Zentralverriegelung. Weitere Optionen sind möglich, bedürfen aber der individuellen Absprache mit Herrn Zampolli. Nach rund 10 Monaten Bauzeit darf der Kunde dann sein individuelles Unikat in Empfang nehmen.

Wenn ein solches Fahrzeug für Sie interessant ist, oder sie mehr über die Firma Cizeta wissen möchten, besuchen Sie doch einfach einmal die offizielle Website unter www.cizetav16t.com. Aber nicht enttäuscht sein: das letzte Update erfolgte 2006.

Quelle: Cizeta, CP-Archiv

Autor: Matthias Kierse