Die Reihe der Mercedes-Benz-Forschungsfahrzeuge ist lang und interessant. Zum Genfer Salon reiht sich ein weiteres Auto in die Ahnenreihe ein. Mit dem Mercedes-Benz F 800 Style bieten die Schwaben einen optischen Ausblick auf kommende Modelle. Unterm stylischen Blechkleid arbeiten wahlweise ein Plugin-Hybrid oder ein Brennstoffzellen-Elektroantrieb. Ein besonderer Gag sind die hinteren Schwenktüren, die zum Heck hin öffnen.

F 800 Forschungsfahrzeug

Bild 1 von 9

Mit dem F 100 begann Mercedes-Benz 1991 auf der Tokyo Motorshow die hauseigene Forschungsfahrzeugreihe. Seitdem erschienen in unregelmäßigen Abständen immer wieder neue Familienmitglieder der „F-Klasse“, die auf ihre eigene Art neue Techniken mitbrachten. Unvergessen ist dabei wohl der mit Neigetechnik ausgestattete F 300 oder der nach einem Ski-Prinzip benannte und arbeitende F 400 Carving.

In Genf gesellt sich nun der achte Wagen in die Ahnenreihe. Mit dem Mercedes-Benz F 800 Style gibt man erstmals einen Ausblick auf den kommenden neuen CLS, aber auch auf weitere Mercedes-Modelle, die in den nächsten Jahren neu erscheinen werden.

Auf einer Gesamtlänge von 4,75 Metern haben die schwäbischen Designer eine hinreißende Coupé-Karosserie mit vier Türen gezaubert. Charaktervolle Linien geben dem Design schon optisch die Kraft, die man vom Straßenfahrzeug später auch erwarten darf. Seitlich wirkt es fast so, als würde der Wagen einige Muskeln gezielt anspannen, bereit, nach vorne zu springen. Diese Dynamik wird durch das Alubeam-Graumetallic, welches wie flüssiges Metall schimmert, noch unterstrichen. An der Front findet sich ein großer Grill, den wir im Ursprung bereits vom legendären 300 SL kennen. Der Stern wird von zwei Streben in der Mitte gehalten. Durch leicht sportlich-aggressiv gestaltete LED-Frontleuchten erhält der F 800 ein Gesicht. Auch am Heck findet sich die LED-Technik wieder und gibt dem Wagen ein unverwechselbares Nachtdesign. Spannende Technik bieten auch die Türen. Während vorne konventionelle Klapptüren zum Einsatz kommen, schwenken die Hinteren an einem in der C-Säule versteckten Schwenkarm platzsparend nach hinten. Durch den B-Säule-freien Einstieg gelangt man nun problemlos auf alle vier Plätze des F 800.

Durch ein großes Glasdach ist der Innenraum hell und freundlich ausgeleuchtet. Dabei wird das Wellendesign der Luftein- und auslässe an Front und Heck im Glasdach wieder aufgenommen. Für das Interieur-Design zeichnete das Mercedes-Benz Advanced Design Studio im italienischen Como verantwortlich. Auf raffinierte Art schweben das Cockpit und die Armlehnen in den Türen optisch im freien Raum. Durch harmonische hell-dunkel-Farbverläufe wird eine Wohlfühl-Landschaft geschaffen. Edle Holzfuniere, Alcantara, Sitzschalen aus ultraleichtem Magnesium und Kohlefaser mit Bezug aus strapazierfähigem Gewebe und eine neue 3D-Flächenbeschichtung, die erstmals in einem Mercedes-Benz-PKW zum Einsatz kommt, setzen neue Akzente in der optischen Interior-Gestaltung.

Natürlich erhält so ein Forschungsfahrzeug nicht nur ein aufregendes Exterieur und ein innovatives Interieur, sondern in der heutigen Zeit auch einen möglichst grünen Antrieb. Der Mercedes-Benz F 800 Style ist mit einer so genannten flexiblen Multiantriebsplattform ausgerüstet. So sind für dieses Fahrzeug momentan zwei Antriebe angedacht, die ohne Probleme im Motorraum ihren Platz finden würden. Zum Einen handelt es sich um einen Plugin-Hybrid-Antrieb, der auf bekannte Weise im Stadtverkehr rein elektrisch bewegt werden kann, auf Landstraßen und Autobahn dann jedoch einen Benzinmotor zuschaltet. Die elektrische Reichweite würde bei 30 Kilometern liegen und damit die dringendsten Einkäufe ermöglichen. Mit zugeschaltetem Verbrennungsmotor steigt die Reichweite auf über 700 Kilometer an, wobei der durchschnittliche Verbrauch dank der guten Aerodynamik bei lediglich 2,9 Litern pro 100 Kilometern liegt. Und das mit einem 220 kW/300 PS starken V6-Motor, der den Wagen auf bis zu 250 km/h bringt. Mit zugeschaltetem Elektromodul würde der Wagen 300 kW leisten, umgerechnet also 409 PS. Der zweite angedachte Antrieb ist eine Brennstoffzelle, die den Wagen zum reinen Elektrofahrzeug macht. Einzig Wasserdampf würde dann aus den Auspuffrohren kommen. Der Elektromotor leistet in diesem Fall 100 Kilowatt, was umgerechnet 136 PS entspricht. Seit 1994 erforscht Mercedes-Benz die Brennstoffzellentechnik, um in naher Zukunft mit der B-Klasse F-CELL ein marktreifes Produkt präsentieren zu können, das testweise an erste Kunden ausgeliefert wird. Im F 800 Style kommt die selbe Technik wie in der B-Klasse zum Einsatz und beschleunigt den Wagen auf bis zu 180 km/h. Mit gefülltem Wasserstofftank ist eine Reichweite von 600 Kilometern realisierbar.

Natürlich sind viele der gezeigten Innovationen, sowohl optisch als auch technisch, noch weit von einem eventuellen Einsatz in der Serie entfernt, einige Elemente werden sich aber wie gesagt schon im Herbst am neuen CLS finden lassen. Wer den F 800 Style eingehend betrachten möchte, sollte sich ab dem 4. März auf den Weg nach Genf machen.

Quelle: Mercedes-Benz

Autor: Matthias Kierse