Was würde passieren, wenn man den 2,5 Liter großen Fünfzylindermotor aus dem TT RS und dem RS 3 in den Kleinwagen A1 verpflanzt und die Karosserie optisch an die neue Leistungsausbeute anpasst? Es könnte soetwas wie der nun am Wörthersee präsentierte Audi A1 Clubsport quattro dabei herauskommen. Die Ingolstädter bliesen dem Triebwerk sogar noch zusätzlich Leistung ein und erreichen 503 PS.

Audi A1 Clubsport quattro

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Der große Dachspoiler sorgt in Verbindung mit dem Diffusor für ordentliche Abtriebswerte. Die Abgase entweichen wie in der DTM durch ein seitliches Endrohr vor dem linken Hinterrad.

Zum 30. Mal findet in diesem Jahr das berühmte Wörthersee-Treffen in Österreich statt. Was einst als kleines lokales Treffen von Golf GTI-Fans begann ist längst zu einem Großereignis für Fahrer aller Marken aus dem Volkswagen-Konzern geworden. Die Wolfsburger unterstützen die Fans live vor Ort und bringen seit einigen Jahren speziell vorbereitete Fahrzeuge mit. Nach dem VW Golf GTI W12 650 vor einigen Jahren ist es in diesem Jahr Konzernschwester Audi, die mit einem gewagten Konzept überrascht.

Auf Basis des Kleinwagens A1 erstellten die Ingolstädter ein Clubsport-Modell mit viel Leistung und wilder Optik. Bereits die Front macht hierbei den Anspruch des Autos deutlich: Keine Gefangenen! Die außen in der Schürze liegenden, zweigeteilten Lufteinlässe mit Carbon-Stegen scheinen gierig am Asphalt zu schnüffeln, während der Single-Frame-Grill mit schwarzem Wabenmuster droht, die vorausfahrenden Verkehrsteilnehmer einzusaugen. Um die im Maschinenraum entstehende Wärme wirkungsvoll abführen zu können, sind in die Motorhaube zwei je dreigeteilte Luftauslässe integriert. Wie beim legendären Ur-quattro wurden die vorderen und hinteren Radhäuser verbreitert. Insgesamt 60 Millimeter mehr Fahrzeugbreite wurde so generiert, wodurch deutlich breitere Räder Platz finden. Die 19 Zöller haben ein spezielles Turbinendesign und sind mit Reifen der Dimension 255/30 bezogen. In die vorderen Kotflügel sind hinter den Radausschnitten Luftauslässe eingelassen, die als Entlüftung der Bremsen dienen.

Hinter der Fahrertür tritt das Endrohr des Abgassystems ins Freie und erinnert damit an den aktuellen A4 aus der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM). Das Heck wird vom großen Dachspoiler optisch klar dominiert. Dieser sorgt mit einem Doppelspoilerblatt und in Verbindung mit dem in die Heckschürze eingelassenen Diffusor für gute Abtriebswerte an der Hinterachse. Während die Leuchteinheiten am Heck schlicht dunkel eingefärbt wurden, erhielten die Scheinwerfer vorn neue mattierte Spangen und einen roten „Wing“, was für einen bösen Blick im Rückspiegel sorgt. Trotz der Lackierung in fast unschuldigem Gletscherweiß matt kann der A1 Clubsport quattro also auf keinen Fall darüber hinwegtäuschen, wes Geistes Kind er ist. Als optischer Kontrast dienen das Dach, die Außenspiegel und die Schwellerverkleidungen, die in Sichtcarbon ausgeführt wurden.

Dass der Clubsport quattro quasi ein Rennauto für die Straße ist, wird auch im Interieur sofort deutlich. Rennsportschalensitze aus dem R8 GT sorgen für hervorragenden Seitenhalt und machen die Besatzung mittels Vierpunktgurten zu einem Teil des Fahrzeugs. Anstelle der Rücksitzbank gibt es zwei Helmablagefächer, eine große Ladefläche und einen Querbügel zur Versteifung der Karosserie. Unter dem sichtbaren Laderaumboden sind zwei Staufächer versteckt, um Wertgegenstände unsichtbar im Auto lassen zu können. Im Cockpit wurde auf alles Unwichtige verzichtet. Da der Wagen eher auf der Rennstrecke denn in der Innenstadt zu Hause sein wird, fielen das MMI-System nebst Bildschirm, sowie Radio und Lautsprecher direkt weg. Stattdessen gibt es Kippschalter für die wichtigsten Funktionen, die auch die gewohnten Lenkstockhebel ersetzen, und drei Zusatzinstrumente für Öldruck, Ladedruck und Bordspannung, die mittig im Armaturenbrett integriert sind. Das tief geschüsselte Lenkrad aus CfK mit abgeflachter Unterseite liegt bestens in der Hand und sorgt dafür, dass der Fahrer den A1 Clubsport quattro jederzeit in die gewünschte Richtung dirigieren kann. Es ist, wie der restliche Innenraum, mit dunkelgrauem Leder überzogen. An Türen, Handschuhfach und Ablagefächern finden sich rote Schlaufen zum öffnen.

Diese ganze Optik wäre nichts, wenn Audi nicht auch der Technik auf die Sprünge geholfen hätte. Und genau hier setzte man den ganz großen Schraubendreher an und hielt sich nicht mit Kleinigkeiten zurück. Anstatt also beispielsweise dem Toptriebwerk des A1 mittels Tuning ein wenig Leistung nachzuschenken, verbaute man den 2,5 Liter Fünfzylinder-Turbomotor, der bereits aus dem TT RS und dem RS 3 Sportback bekannt ist. Dessen 250 kW/340 PS hätten bereits für ordentliche Fahrwerte ausgereicht, waren den Ingolstädtern jedoch nicht genug. Also überarbeitete man die Ladeluftkühlung, die Turbos und das Abgassystem und erreichte eine Maximalleistung von 370 kW/503 PS, kombiniert mit einem Drehmoment von 660 Newtonmetern. Nun wird auch klar, warum der Stadtfloh in dieser Version den permanenten quattro-Allradantrieb benötigt. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Nach lediglich 3,7 Sekunden stehen 100 km/h auf dem Tacho, weitere 7,2 Sekunden später sind es bereits 200. Wie bei allen großen Audi-Limousinen ist die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 250 limitiert.

Wo wir gerade von Limitierung sprechen: Der Audi A1 Clubsport quattro wird ein Unikat bleiben. Da helfen auch gezückte Blankoschecks von wohlhabenden Bewunderern nichts. Stattdessen wird Audi demnächst ein neues Topmodell für den A1 vorstellen, das jedoch deutlich unterhalb der hier verbauten 500 Pferdestärken bleiben wird.

Quelle: Audi

Autor: Matthias Kierse