Verspottet, belächelt, ausgelacht – Fahrer des Opel Manta hatten es nicht leicht. Erst sechs Jahre nach Markteinführung der zweiten Generation rollte schließlich ein Geschoss ins Rampenlicht: Der Opel Manta 400. Gedacht als Homologationsfahrzeug für die Gruppe B der Rallye Weltmeisterschaft wurde der 400 zum Topmodell der Baureihe. 144 PS in der Straßenversion und sogar 280 PS im Rallyeauto sorgen für gute Fahrwerte.

Opel Manta 400

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Als Frisuren noch lang und wild, Kotflügel ausgestellt und Straßen auch mal staubig waren, machte sich der Opel Manta 400 daran, seine Fans zu begeistern.

Wer in den 1970er und 80er Jahren einen Opel Manta fuhr, musste sich nicht selten anhören, dass sein Auto eindeutig zu wenig Leistung für die Optik habe und nicht zu den wirklichen Sportwagen zu zählen seie. Ein Schicksal, dass er mit dem Ford Capri und dem Porsche 924 teilte. Mit der aufkommenden Gruppe B im Rallyesport wurde in Rüsselsheim jedoch der Entschluss gefasst, auf Basis des Manta B eine ordentliche Wettbewerbsversion auf Kiel zu legen, um zu beweisen, dass der Fuchsschwanz an der Antenne nicht die einzige Kraftspritze für den Manta ist. Dies bedeutete zugleich die Entwicklung einer Topversion für die Straße, da laut Reglement eine Homologationsserie gefordert war.

Diese musste mindestens 400 Fahrzeuge umfassen, die in den wichtigsten technischen und optischen Details mit dem Wettbewerbsauto übereinstimmen mussten. Opel leitete dabei auch noch flugs den Beinamen für diesen heißen Manta ab: 400. Entgegen vieler Planungen bei den Konkurrenten sahen die Rüsselsheimer im von Audi eingeführten Allradantrieb noch keinen entscheidenden Vorteil und entwickelten den Manta 400 daher mit dem konventionellen Heckantrieb zur Einsatzreife. Unter der Haube kam ein 2,4 Liter großer Vierzylindermotor mit 16 Ventilen und einer Bosch-LE-Jetronic-Einspritzanlage zu höheren Weihen, der es in der zivilen Straßenversion auf 106 kW/144 PS bringt. Damit ist man 1981 auf deutschen Straßen schon ganz ordentlich unterwegs.

Die Optik tut ein Übriges dazu, dass der Manta 400 durchaus ernstgenommen werden kann. Ein volles Jahr vor der Modellpflege des Manta B trägt die Sportversion bereits neue Scheinwerfer und einen Grill mit vier Lufteinlässen. Dazu gibt es am Heck einen rund um die Scheibe laufenden, dreiteiligen, fest auf dem Kofferraumdeckel integrierten Spoiler mit Abrisskante und vorn einen Frontspoiler mit zusätzlichem Lufteinlass. Gegen Aufpreis ließ sich der Wagen mit den Breitbau-GfK-Kotflügeln der Rallyeversion ausstatten, wodurch auch die Reifenbreite auf bis zu 285 Millimeter ansteigen konnte.

Die Fahrwerte der Straßenversion zeigten, dass man es ernst meinte. Für den Standardspurt auf Tempo 100 vergingen 7,5 Sekunden und erst bei 210 km/h hörte der Vortrieb auf. Innenbelüftete Bremsscheiben an der Vorderachse trugen dafür Sorge, dass der 400er auch wieder ordentlich verzögert werden konnte. Eine Fünflenkerhinterachse sorgt für genug Traktion und das manuelle Fünfgang-Getriebe, für das ab Werk zwei verschiedene Übersetzungen erhältlich sind, für die passenden Gänge während der Beschleunigungsphasen.

Für die schmale Basisversion verlangt Opel 1981 durchaus stolze 31.201,- DM. Allerdings haben nur sehr wenige Exemplare die Rüsselsheimer Werkstore in dieser Konfiguration verlassen. Die meisten Kunden reizte doch eher der marzialische Auftritt mit den von Irmscher zugelieferten GfK-Verbreiterungen. Ob, um damit anzugeben oder um den Wagen in Heimarbeit selbst für Rallyes vorzubereiten, lässt sich heute schwerlich nachweisen. Auf jeden Fall lag der Preis inklusive Verbreiterungen bei 40.611,- DM. Für die wettbewerbshungrigen Kunden bot Opel über das hauseigene Sportteile-Programm recht bald eine Leistungssteigerung auf 184 kW/250 PS an, die auch in einigen Straßenversionen verbaut wurde.

Das Reglement der Gruppe B wird 1982 zu Gunsten der Hersteller verändert. Nun sind nicht mehr 400 Basisfahrzeuge notwendig, sondern lediglich noch 200 Exemplare. Dies ermöglichte es Opel bereits 1983, nach erfolgreichem Nachweis von 200 gebauten Manta 400, an den Start der Korsika Rallye zu gehen. Jedoch wurde schnell deutlich, dass gegen die allradgetriebene Konkurrenz auf internationaler Ebene mit dem heckgetriebenen Manta kein Kraut gewachsen ist. In den nationalen Serien sieht das Blatt jedoch anders aus und so werden Erwin Weber und Copilot Gunter Wanger auf Anhieb Deutsche Rallye Meister.

Die Rüsselsheimer entwickelten das 2,4 Liter-Aggregat fleißig weiter, um durch mehr Motorenleistung den Rückstand zur Konkurrenz zu verkleinern. Da diese jedoch auf aufgeladene Motoren setzte, während Opel beim 16V-Saugmotor blieb, ist bei rund 206 kW/280 PS recht bald das Ende der Fahnenstange erreicht. Ein solches Phase III-Triebwerk kam 1984 in einem Manta 400 bei der Paris-Dakar-Rallye noch zu fast unverhofften Ehren. Die Belgier Guy Colsoul und Alain Lopes bringen dort zusammen mit dem werksunterstützten Bastos-Team den Opel Manta 400 nach 20 harten Rallyetagen und rund 11.000 zurückgelegten Kilometern auf dem stolzen vierten Platz ins Ziel und gewannen zeitgleich die Wertung für Fahrzeuge ohne Allradantrieb. Von den insgesamt 396 gestarteten Fahrzeugen schafften nur 92 den Zieleinlauf. Ein Jahr später errang ein Schwestermodell bei der Hongkong-Peking-Rallye einen Podestplatz, bevor das Kapitel „Rallyesport“ mit dem Manta werksseitig beendet wurde. Bis heute finden sich jedoch in den Starterlisten diverser Rallyeserien weiterhin Fahrer mit dem Manta 400, die durchaus um vordere Plätze mitkämpfen können.

Zu ungewohnten Ehren kam ein weiterer Opel Manta 400, der 1986 mit dem damaligen Opel-Kommunikationsdirektor Karl Mauer, dem damals noch als Motorjournalisten bekannten heutigen Mercedes-Benz-Motorsportchef Norbert Haug und dem Rennfahrer Joachim Winkelhock hinter’m Steuer den zweiten Platz beim legendären 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring Nordschleife einfuhr. Bis heute gehört der Manta 400 bei Langstreckenrennen auf der „Grünen Hölle“ zum gewohnten Bild dazu und verbuchte mehr als 40 Klassensiege.

Zurück zur Straßenversion: Nach den eher zurückhaltenden Erfolgen im internationalen Rallyesport brachen die Verkaufszahlen ziemlich ein, so dass 1984 der letzte von nur 245 gebauten Opel Manta 400 die Produktionsstraße verließ. Geringe Stückzahlen sorgen in späteren Jahren häufig dafür, dass gute Exemplare zu gesuchten Sammlerstücken werden und so verwundert es nicht, dass mittlerweile Preise zwischen 50.000,- und 70.000,- € erzielt werden. Wie immer gilt auch hier, dass Fahrzeuge mit belegbarer Motorsporthistorie einen Hauch mehr Wert sind, als vergleichbare Straßenversionen. Happy Birthday, Manta 400. Schön, dass es so wilde Fahrzeuge wie dich gegeben hat.

Quelle: Opel

Autor: Matthias Kierse