Was vor 40 Jahren aus den Motorsportaktivitäten der Marke als Motorsport GmbH hervorging, ist heute als BMW M GmbH weltbekannt. Bis heute ist man dem Rennsport sehr verbunden, hat aber auch Straßenlegenden, wie den M1 oder den M3 erschaffen, die der Marke BMW einen ganz neuen, sportlicheren Anstrich verliehen. Wir gratulieren der M GmbH zu 40 erfolgreichen Jahren und hoffen, dass wir noch viele tolle Autos aus München erwarten dürfen.

BMW M1

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Mit dem Mittelmotorsportwagen M1 ging bei der BMW M GmbH die Produktion von straßentauglichen Ablegern der erfolgreichen Rennsportgeräte los.

Am 1. Mai 1972 nahm in München die BMW Motorsport GmbH ihren Betrieb auf. Unter dem neuen Vorstand, der von Eberhard von Kuenheim geleitet wurde, sollte die Marke eine neue Erfolgsgeschichte im internationalen Rennsport aufschlagen. Das damalige Vorstandsmitglied für den Verkauf, Robert A. Lutz, brachte es in seiner Taufrede für die neue Tochterfirma auf den Punkt: „Eine Firma ist wie ein Mensch. Treibt sie Sport, so ist sie durchtrainiert, begeisterungsfähig, leistungsfähiger.“ Die Begeisterung sollte auf potenzielle Kunden übertragen werden und diese von den bayerischen Produkten überzeugen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte BMW zwar Rennteams mit Material und Fahrzeugen wie den 1800 und 2000 TI beliefert, war jedoch produktionstechnisch nicht in der Lage den Bedarf an Motoren und Autos komplett zu decken. Speziell die Triebwerke für Formel 2-Renner waren begehrt und holten weltweit Siege und Titel. Die motorsportlichen Bestrebungen sollten nun in der Motorsport GmbH gebündelt werden.

Der Anfang war also nicht schwer: Man musste lediglich die Kapazitäten für den Kundensport schaffen und alle Fäden in einer vertrauensvollen Hand bündeln. Diese fand man in der Person Jochen Neerpasch, den man aus der Position des Ford Rennleiters abwerben konnte und der zuvor bereits Werksfahrer bei Porsche gewesen war. Er und seine anfänglich 35 Mann große Mannschaft konnten bereits wenige Monate nach der Gründung der M GmbH auch das Kapazitätenproblem lösen, als auf einem 8.000 Quadratmeter großen Areal in unmittelbarer Nähe zum Münchener BMW-Stammwerk der Rennmotorenbau und die Rennabteilung ein neues Zuhause fanden. Sofort wird die Arbeit an den Sportgeräten für 1973 fortgesetzt und beendet: ein 950 Kilogramm leichter und 240 PS starker 2002 für die Rallyepisten der Europameisterschaft, wo Achim Warmbold und Björn Waldegaard am Steuer drehten und ein neues Coupé für die Tourenwagen-Europameisterschaft mit dem kurzen, aber prägnanten Namen 3.0 CSL.

Dieses Coupé entwickelte sich zwischen 1973 und ’79 zum erfolgreichsten Renntourenwagen seiner Zeit und steigerte sich von anfänglichen 360 auf finale 800 PS in der Turbo-aufgeladenen letzten Variation des Fahrzeugs. Gleichzeitig wurde mit diesem Wagen der gute Ruf der Motorsport GmbH in die Welt hinausgetragen, unter anderem in der amerikanischen IMSA-Rennserie, wo die Bedeutung der drei Buchstaben „BMW“ als Windschutzscheibenaufkleber mit der Aufschrift „Bavarian Motor Works“ erklärt werden musste – nicht jedem Amerikaner war BMW vor dieser Rennsportära ein Begriff. Mitte der 70er Jahre wurde das Angebot der Motorsport GmbH noch um einen Faktor erweitert: Fahrertrainings. Man wollte nicht nur hervorragend-sportliche Fahrzeuge und die dazu passenden Renngeräte liefern, sondern den Fahrern dieser Autos auch das passende Knowhow an die Hand geben, um mit diesen Sportgeräten auch richtig umgehen zu können.

Während man sich bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich auf den Bau von Rennfahrzeugen konzentriert hatte, ging man ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre auch auf den immer lauter geäußerten Wunsch vieler Kunden ein, die gern sportlichere BMW-Modelle ab Werk kaufen wollten. Die ersten Produkte, die vom Wissen der Motorsport GmbH profitierten, waren die 5er Modelle 530, 533i und 535i (Baureihe E12). Neben einer Leistungskur bot man auch überarbeitete Fahrwerke und Bremsen an. Bis 1980 entstanden exakt 895 überarbeitete 5er BMW in den Hallen der Motorsport GmbH. Im Anschluss daran erschien mit dem M535i der erste 5er mit dem heute berühmten „M“-Signet am Revers, der mit seinem 218 PS starken Reihensechszylindermotor schnell zum König der Autobahnen wurde.

Deutlich eigenständiger und für viele Experten damals unerwartet rollte 1978 der BMW M1 auf die Showbühne. Gedacht war er als Einsatzfahrzeug im Motorsport, für den jedoch eine Mindestanzahl von 400 Straßenfahrzeugen aufgelegt werden musste. Bis schließlich die Produktion dieser Homologationsserie anlaufen konnte, verging jedoch soviel Zeit, dass die angedachte Rennserie bereits ad acta gelegt worden war. Ursprünglich hätte der M1 als Lohnarbeit im Lamborghini-Werk entstehen sollen, wurde jedoch nach Querelen und Verzögerungen schließlich als Puzzle bei Marchesi (Gitterrohrrahmen), T.I.R. (Kunststoffkarosserie), ItalDesign (Zusammenbau von Rahmen und Karosserie) und Baur (Einbau der Technik) gefertigt. Trotz eines Einstandspreises von exakt 100.000,- DM wurde die 277 PS starke Straßenversion schneller abverkauft, als sie nachgefertigt werden konnte. Die 470 PS starke Rennversion lief in der eigens geschaffenen ProCar-Serie im Vorprogramm der europäischen Formel 1-Rennen, sowie in der amerikanischen IMSA-Serie in der GTO-Klasse, wo die Wagen des „Red Lobster“-Teams alle Konkurrenten in Grund und Boden fuhren.

Während Anfang der 80er Jahre in der Formel 1 Turbomotoren Trumpf waren und die BMW Motorsport GmbH hierfür eigens einen 1,5 Liter großen Vierzylinder auf bis zu 1.500 PS aufblies, um zusammen mit dem Brabham-Team und Nelson Piquet 1983 den Weltmeistertitel einzufahren, ging man im Serienfahrzeugbau weiterhin den Weg der Saugmotoren. 1984 zog der Motor des M1 in die eher biederen 5er- und 6er-Baureihen ein und erhob die so entstandenen M5 und M635 CSi zu Dauergästen auf der linken Spur. Zusätzlich wuchs der Einfluss der Motorsport GmbH, die nun von einer reinen Rennsportabteilung zu einer hochleistungsorientierten Entwicklungsgesellschaft ausgeweitet wurde. Die Anzahl der Bediensteten hatte sich mit nunmehr 380 mehr als verzehnfacht. Neben Motorsport-Organisation, Verwaltung und Rennsportwerkstätten gehörten nun auch Entwicklung, Konstruktion, Versuch und Erprobung mit zu den Aufgabenfeldern. Dies drückte sich auch nach außen hin aus, wo längst nicht mehr nur reine Rennsportfahrzeuge, sondern auch Zubehör oder individuell ausgestattete Automobile von den Kunden angefragt wurden.

Einer der größten Meilensteine der Motorsport GmbH gelang 1986 mit der Einführung des BMW M3. Nach dem Rückzug aus der Formel 1 hatte man bereits während der Entwicklung der neuen 3er Reihe eine sportliche, dreitürige Version auf Kiel gelegt, mit der man in der Gruppe A für Tourenwagen angreifen wollte. Hierzu mussten jedoch zunächst 5.000 Straßenfahrzeuge in gleicher Konfiguration abverkauft werden. Um eine solch große Anzahl von Fahrzeugen überhaupt herstellen zu können, bezog die Motorsport GmbH im Münchener Vorort Garching ein neues Domizil. Während die Rennversion ab ihrem Ersteinsatz Erfolge einfuhr und neben dem Tourenwagen-Weltmeistertitel 1987 mit Roberto Ravaglia auch noch zwei DTM-Titel abräumte, entwickelte sich die straßentaugliche Version zum Verkaufshit. 17.970 Exemplare wurden insgesamt gefertigt, darunter 600 Exemplare der M3 Sportevolution genannten Variante mit 2,5 Liter großem Motor und 765 von Hand gefertigte M3 Cabrios.

Über den zweiten M5, der erstmals auch als Kombiversion Touring erschien, und die zweite Generation des M3 wurde die M-Geschichte weitergeführt. Der zweite M3 wurde in vielen Ländern zum „Auto des Jahres“, unter anderem auch in den USA – als erstes Importauto überhaupt. Zusätzlich kam mit BMW Individual 1992 eine weitere Aufgabe zum Spektrum der Motorsport GmbH hinzu. Hier werden bis heute individuelle Kundenwünsche, die Lackierungen und das Interieur betreffen, bearbeitet und umgesetzt. Eine Umfirmierung der Motorsport GmbH war somit auch notwendig, da die Aufgabenbereiche längst über reine Motorsportbetreuung und -entwicklung hinausgingen. Seit 1993 gibt es daher die M GmbH. Als Unterstreichung des technischen Vorsprungs stellte man mit dem SMG-Getriebe das erste sequentielle Getriebe für Serienautomobile im M3 vor. Darüber hinaus gelangte 1995 ein anderer M-Motor zu besonderen Ehren: Im britischen Supersportwagen McLaren F1 werkelte ein Zwölfzylinder-Triebwerk mit 6 Litern Hubraum, der von der M GmbH auf Basis des 750i-Aggregats aufgebaut und auf 627 PS gebracht wurde. Im selben Jahr gelang einer Rennversion des McLaren der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Vier Jahre später errang BMW selbst mit einer Weiterentwicklung des Triebwerks im V12 LMR erneut diesen Erfolg. Seit 1995 sind die Motorsportaktivitäten jedoch nicht mehr Teil der M GmbH, sondern der BMW Motorsport Ltd. in Großbritannien. In der M GmbH konzentriert man sich auf die drei Kernbereiche M Fahrzeuge, Individual und BMW Fahrertrainings.

Als erste Neuheit der umstrukturierten Firma wurde 1997 der Z3 M Roadster vorgestellt, dem ein Jahr später mit dem M Coupé ein bis heute kontrovers diskutiertes Fahrzeug zur Seite gestellt wurde. Zweisitzig, aber mit Kombiheck ausgestattet bringt er die Sportlichkeit der M-Modelle mit hohem Nutzwert zusammen. Dazu gesellte sich mit der dritten Generation des M5 eine 400 PS starke Sportlimousine. Im Jahr 2000 sorgte schließlich der dritte M3 für Schlagzeilen, der in seiner GTR-Rennvariante nach Amerika auszog, um die dortige GT-Rennserie erneut das Fürchten zu lehren. Auch auf der Nürburgring Nordschleife errang der von Fans „Gabi“ getaufte Wagen einige Erfolge, wie den doppelten Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen.

Mit den kürzlich aus der Produktion genommenen V10-Modellen M5 und M6, sowie dem vor der Ablösung stehenden M3 mit 420 PS starkem V8 endet eine Ära bei der M GmbH. Bis zu diesen Modellreihen gab es M-Modelle ausschließlich mit Benzin-Saugmotoren und Heckantrieb, sowie manueller oder sequentieller Schaltung. Seit Ende 2009 gibt es jedoch mit den Modellen X5 M und X6 M bereits zwei Vertreter mit Allradantrieb, Turbotriebwerk und Automatikgetriebe, sowie seit Anfang 2012 mit den ersten Fahrzeugen der M Performance Automobile sogar Dieseltriebwerke mit dem M-Signet am Heck. Selbst den neuen M135i gibt es wahlweise mit manuellem Getriebe oder Automatik und in absehbarer Zeit auch mit Allradantrieb. Dennoch steht das M der M GmbH weiterhin für die Speerspitze der einzelnen Modellreihen und verspricht einzigartigen Fahrspaß auf Straße und Rennstrecke.

Wir gratulieren herzlich zu 40 erfolgreichen Jahren und freuen uns bereits jetzt auf mindestens 40 weitere Jahre voller toller Produkte im Zeichen des „M“.

Quelle: BMW

Autor: Matthias Kierse