VW-Konzern-Designchef Walter De Silva beschenkte die italienische Tochtermarke zum 50. Geburtstag am gestrigen Abend mit dem Lamborghini Egoista Concept. Dieser Monoposto mit Designanleihen bei Kampfjets und Militärhelikoptern wird ein exklusives, unverkäufliches Unikat bleiben und in Zukunft das Museum am Stammsitz Sant’Agata Bolognese schmücken. Hinter dem Fahrer arbeitet ein 600 PS starker V10-Motor.

Lamborghini Egoista Concept

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Mit dem Lamborghini Egoista Concept überraschte der VW Group Designchef Walter De Silva gestern die anwesenden Gäste bei der 50-Jahre-Jubiläumsfeier in Sant'Agata.

Am gestrigen Abend ging die Jubiläumsveranstaltung zum 50. Geburtstag von Lamborghini mit einem Gala-Abend am Firmensitz in Sant’Agata Bolognese zu Ende, bei dem alle teilnehmenden Lamborghini-Fahrer nicht nur auf’s Beste verköstigt wurden, sondern auch einen exklusiven Blick auf den Veneno werfen durften. Doch damit nicht genug. Der VW-Konzern Designchef Walter De Silva durfte sich im Vorfeld der Veranstaltung mit seinem Designteam einmal so richtig austoben und präsentierte das Lamborghini Egoista Concept, eine fahrbare Designstudie, die laut seiner Aussage die Marken-DNA hervorragend aufgreift: „Eben ganz gemäß den Worten von Ferruccio Lamborghini: Den Motor baue ich hinten ein. Einen Beifahrer möchte ich nicht. Ich will dieses Auto für mich und so, wie ich es mir vorstelle. Das ist ein fanatisches Auto – Egoista steht mir gut.“

„Ich fühle mich dieser italienischen Marke sehr verbunden, schließlich bin auch ich ein Italiener. Ich hatte den Wunsch, ein Geschenk zu machen, und da kam mir der Gedanke an ein Auto, das das Wesen von Lamborghini unterstreicht: denn die Fahrzeuge werden dort von je her mit großer Leidenschaft und viel Herz gebaut. Der Verstand rückt in die zweite Reihe“, sagt ein bewegter De Silva. Beim Blick auf den Egoista fällt es nicht schwer, ihm zuzustimmen. Mit dem puren Verstand lässt sich dieses Fahrzeug nicht begreifen. Also schalten wir einmal mehr unsere Emotionen ein und versetzen uns gleichzeitig zurück in unsere jungen Jahre, als Autos am besten fliegen, schwimmen und schießen können mussten.

Speziell in den letzten Jahren orientiert sich das Design der Lamborghini-Modelle bekanntlich an aktuellen Kampfjets. In diesem Fall wurde zusätzlich die Optik des Apache-Helikopters mit hinzugezogen. Dazu gesellt sich die Kompromisslosigkeit, wirklich nur eine Person befördern zu können. So konnte jedoch auch das Cockpit zielgerichtet auf den Fahrer maßgeschneidert werden. Wie beim Apache kann die komplette Pilotenkanzel vom Fahrzeug getrennt werden – allerdings nicht per Notfallsprengung. Seitlich gibt die Karosserieform einen angedeuteten Stier in Angriffsposition mit gesenkten Hörnern wieder. Von oben hingegen erinnert die Ansicht eher an einen Trimaran, also ein Boot mit drei Rümpfen. Über dem direkt hinter dem Fahrer verbauten Motor befindet sich eine Abdeckung mit schuppenförmig angeordneten Luftauslässen, um die Abluft des Triebwerks abzuführen.

Anstelle von klassischen Fahrzeugleuchten finden sich am Egoista LED-Einheiten für die Umrissbeleuchtung, was eher an ein Flugzeug erinnert. Neben zwei weißen Leuchten vorn und zwei roten am Heck gibt es zusätzlich einen roten Heckblinker im oberen Heckbereich und zwei orangefarbene Positionsleuchten an den Stellen, wo der seitlich angedeutete Stier seine Augen haben müsste. Die Positionsleuchten auf dem Dach – grün rechts und rot links – machen den Lamborghini Egoista endgültig zum UFO (Unbekanntes Fahr-Objekt). Die leistungsstarken Xenon-Scheinwerfer verbergen sich vorn am Ende der Verbindungspunkte zwischen dem mittleren und den äußeren Rümpfen.

Ansonsten wird die Karosserie des Lamborghini Egoista neben dem extrem auffälligen Design mit vielen Kanten und Ecken vor allem auch durch die Materialwahl geprägt. Aluminium und Carbon sind teilweise so dünn verbaut, dass einige Flächen auf keinen Fall belastet werden dürfen. Die Oberfläche weist nicht nur die typische Stealth-Form auf, sondern wurde zusätzlich mit einer besonderen Lackierung versehen, die es Radar unmöglich macht, den Egoista zu erfassen. Das orangefarbene Glas der Pilotenkanzel ist reflexionsabweisend und passt farblich hervorragend zu den ebenfalls radarabweisenden, orange lackierten Leichtmetallrädern.

Innen ging es bei der Gestaltung vor allem um rationales Design und Funktionalität. Wenn die Glashaube elektrisch aufgeklappt ist und das Lenkrad von seiner Nabe abgenommen wurde, eröffnet sich der Einstieg, wobei man über den breiten Schweller auf den Sitz steigen muss. Der Fahrer – oder sollte man ihn Pilot nennen? – nimmt in diesem Schalensitz mit Vierpunktgurten Platz. Klassische Instrumente wurden fast vollständig durch ein Head-Up-Display ersetzt, das alle wichtigen Informationen einblendet. Es ist, im Gegensatz zu bekannten Systemen aus Serienfahrzeugen, nicht in die Windschutzscheibe eingeblendet, sondern auf eine transparente achteckige Scheibe, die oberhalb des Cockpits ausfährt.

Dies ist auch notwendig, immerhin handelt es sich hier um einen wahren Lamborghini und nicht etwa um einen untermotorisierten Kleinwagen. Hinter dem Fahrer ist ein 5,2 Liter großes V10-Triebwerk eingebaut, das 441 kW/600 PS auf die Hinterachse überträgt. Und das nicht nur theoretisch, wie Lamborghini Geschäftsführer Stephan Winkelmann auf dem Gala-Abend gestern eindrucksvoll unter Beweis stellte, indem er den Egoista selbst auf die Showbühne fuhr. Es wird eine der wenigen Fahrten dieses Unikates bleiben. Ein Verkauf an Interessenten wurde direkt ausdrücklich ausgeschlossen. Der Lamborghini Egoista ist ein Geschenk von Lamborghini an Lamborghini und wird in Zukunft bei ausgesuchten Events die Marke vertreten und ansonsten in der hauseigenen Fahrzeugsammlung in Sant’Agata zu besichtigen sein.

So sieht es also aus, wenn Auto-Designer einmal das innere Kind, den inneren siebenjährigen Jungen herauslassen dürfen, um ein einzigartiges Fahrzeug auf die Räder zu stellen. Happy Birthday Lamborghini, es lebe die Verrücktheit.

Quelle: Lamborghini

Autor: Matthias Kierse