Mitte der 1960er Jahre wollte Jaguar auf die Rennpiste zurückkehren und erschuf dazu einen beeindruckenden V12-Motor, den man in einen Mittelmotorsportwagen einbaute. Doch gegen den gleichzeitig weiterentwickelten Ford GT40 war kein Kraut gewachsen und so blieb der Prototyp des Jaguar XJ13 ein Unikat. Nach einem schweren Crash bei Filmaufnahmen 1971 wurde der Wagen komplett wiederaufgebaut.

Jaguar XJ13

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Flach geduckt über dem Asphalt steht er da, der Jaguar XJ13. Seine Geschichte ist durchaus interessant, obwohl er niemals im Rennsport antreten durfte.

Mit Fahrzeugen wie dem C- und D-Type war Jaguar über Jahre hinweg eine Macht im internationalen Motorsport gewesen. Doch bis 1966 schloss sich eine mehrjährige Pause in der Rennsportabteilung an, um die Produktion des neuen E-Type in geordnete Bahnen zu bekommen – immerhin überstiegen die Bestellungen aus aller Welt bei diesem Modell jede Erwartung. Doch Jaguar wollte zurück auf die Pisten, die den Ruhm bedeuteten. Bereits seit 1950 hatten die Ingenieure über einen V12-Motor nachgedacht, der schließlich 1964 erstmals auf dem Prüfstand lief. Was ursprünglich aus zwei an der Kurbelwelle zusammengesteckten Sechszylinder-Reihenmotoren aus den legendären XK-Modellen entstanden war, wurde durch ein Aluminiumgehäuse, neu gestaltete Ansaugbrücken, geänderte Zylinderköpfe mit veränderten Ventilwinkeln und ein gänzlich neues Abgassystem verfeinert. Das finale Triebwerk hat 5 Liter Hubraum und wird auf 331 kW/450 PS geschätzt.

Ab 1960 machte man sich in der Designabteilung Gedanken darum, welche Bauform ein kommendes Rennsportfahrzeug haben müsste, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Schnell fiel die Entscheidung zugunsten des Mittelmotorkonzeptes. Dennoch dauerte es bis 1965, bis die Arbeiten am ersten Prototypen begannen. Ein Aluminium-Chassis mit vereinfacht ausgeführten Aufhängungsteilen vom E-Type bilden das Untergerüst für eine von Jaguar-Designer Malcolm Sayer betörend geformten, tief geduckten Karosserie, deren einzeln von Hand geformten Teile miteinander vernietet wurden. Sayer hatte vorher bereits C- und D-Type eingekleidet und war später auch für den XJS verantwortlich, aber die Form des XJ13 darf zweifelsfrei als Meisterwerk angesehen werden. Hinter der Besatzung arbeitet unter einer Plexiglasabdeckung das V12-Triebwerk, von dem lediglich sieben Testaggregate aufgebaut wurden. Von diesen sieben erhielten jedoch nur zwei die XJ13-Spezifikation – ein Fakt, der später noch bereut wurde.

Als der Prototyp 1966 fertiggestellt wurde, begannen umgehend die Testfahrten in Silverstone und auf dem Testgelände MIRA der britischen Automobilindustrie in Nuneaton. Schnell stand dabei jedoch fest, dass man bei der 1966er Ausgabe des Langstreckenrennens in Le Mans keine Chance gegen den auf 7 Liter Hubraum aufgebohrten Ford GT40 oder den Ferrari P3/4 haben würde. Hierfür wären teure Weiterentwicklungen an Fahrzeug und Motor nötig gewesen, was die British Motor Corporation, zu der Jaguar nun gehörte, nicht bezahlen wollte. Zwar erreichte der XJ13 in MIRA eine Höchstgeschwindigkeit knapp unter der 300 km/h-Marke und legte einen neuen Rundenrekord mit einem Durchschnitt von 259 km/h hin, womit das Potenzial des Wagens deutlich aufgezeigt wurde, aber es nutzte nichts mehr. Der Wagen rollte ins Depot.

Als 1971 die dritte Serie des E-Type mit dem ersten serienmäßigen V12-Motor für Jaguar präsentiert wurde, wollte man auf dem MIRA-Testgelände einige Filmaufnahmen zu Werbezwecken mit dem Neuling und dem technischen Vorreiter, dem XJ13 drehen. Was dann genau geschah, liegt heute im Bereich der Spekulationen. Manche Quellen sprechen von einem Unfall während der Aufnahmen, andere von einer schnellen Runde nachdem die Kameras abgestellt waren. Klar ist einzig, dass Jaguar-Testfahrer Norman Dewis allein im Fahrzeug unterwegs war und nahe der Höchstgeschwindigkeit einer der Hinterreifen platzte. Der Wagen geriet ins Schleudern und überschlug sich mehrfach. Dewis war jedoch schnell genug, um die Zündung abzuschalten und somit den Benzinfluss zum Motor zu stoppen und ein Feuer zu verhindern. Dennoch war das Fahrzeug nach diesem Crash ein Totalschaden.

Anstatt nun jedoch die Reste zu verschrotten und damit ein Stück Markengeschichte aufzugeben, wurde das XJ13-Wrack zurück ins Werk transportiert und dort zwei Jahre später in jahrelanger Handarbeit restauriert. Da es sich um ein Unikat handelte, das noch dazu als Prototyp entstanden war, gab es natürlich kaum Aufzeichnungen, geschweige denn Handbücher über den XJ13, wodurch die Arbeiten nicht unbedingt vereinfacht wurden. Anhand von Fotos und Erinnerungen von Personen, die am Aufbau des Wagens beteiligt gewesen waren, entstand das Fahrzeug jedoch von Grund auf neu und wurde wieder mit seinem Motor versehen. Jedoch wurde dieser bei einer der ersten Präsentationen des restaurierten Jaguar XJ13 mit einem unüberlegten Gasstoß überdreht und somit zerstört.

Nun kam der zweite XJ13-Motor zum Einsatz, der jedoch bereits in den 1960er Jahren viele Stunden auf dem Prüfstand gelaufen war und einen reparierten Kolben in sich trug. Da man keinen neuen Kolben für dieses Triebwerk mehr hatte, gab es von nun an ein striktes Verbot für hohe Drehzahlen, um den XJ13 trotzdem noch fahrend auf Oldtimer-Events zeigen zu können. Am Ende machte jedoch nicht der geflickte Kolben, sondern eine Bodenwelle in Kopenhagen dem Motor den Garaus. Die Ölwanne setzte auf und verursachte dabei Risse im Aluminium-Motorblock. Der XJ13 rollte wieder für einige Jahre ins Depot.

Es folgte die zweite Komplettrestaurierung, bei der einige mechanische Komponenten gegen Teile aus dem XK- und XJ-Baukasten getauscht wurden – jedoch nur an unsichtbaren Stellen. Die Karosserie erhielt eine Neulackierung im originalen Dunkelgrün, während das Aluminium im Cockpit gesäubert und wo nötig ersetzt wurde. Heute ist der Wagen Teil der Jaguar Daimler Heritage Trust und wird bei verschiedenen Events weltweit gezeigt. Wenn der XJ13 gerade einmal nicht bewegt wird, kann er im kleinen, aber feinen Jaguar Museum in der alten Fabrik in Coventry besichtigt werden – allerdings wohl vorerst nur noch bis Ende September diesen Jahres. Die Räumlichkeiten des JDHT ziehen um und ein neues öffentliches Museum ist zwar geplant, jedoch noch nicht bewilligt. Hoffen wir also, dass Inventarnummer 062/J.22, besser bekannt als Jaguar XJ13 weiterhin begutachtet werden kann. Dieses einmalige Fahrzeug ist jeden Blick wert.

Quelle: Jaguar

Autor: Matthias Kierse