Was schenkt man, wenn einer der berühmtesten deutschen Rennsportwagen 75 Jahre alt wird? Wie wäre es mit einer Hommage? Genau das haben die Münchner Ingenieure jetzt getan. Der BMW 328 Hommage erinnert an den 1936 präsentierten 328, der vor dem zweiten Weltkrieg eine einzigartige Motorsportkarriere hinlegte und selbst nach dem Krieg noch als technische Basis für den einen oder anderen Sportwagen herhalten konnte.

BMW 328 Hommage

Bild 1 von 6

Der Jubilar und sein Urenkel: BMWs berühmter Vorkriegs-Sportwagen 328 feiert seinen 75. Geburtstag. Dazu beschenken sich die Münchner selbst mit dem BMW 328 Hommage.

Als er vor 75 Jahren die Motorsportbühne betrat, tat er das mit einem Paukenschlag und dem Sieg beim Eifelrennen auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings. Zahlreiche Siege und einige Jahrzehnte später gehört der BMW 328 heute nicht nur zu den erfolgreichsten, sondern auch zu den teuersten Automobilen mit dem blau-weißen Propeller im Logo. Gute Exemplare wechseln heute jenseits von 400.000,- € den Besitzer. Das CPzine wird in Kürze mehr zu dieser bayrischen Legende, die jedoch nicht in Bayern gebaut wurde, berichten.

Hier und jetzt soll es um den BMW 328 Hommage gehen. Ein Fahrzeug, das in München anlässlich des runden Geburtstages aufgebaut wurde. Die beteiligten Ingenieure sehen die Hommage als „Verbeugung vor der Leidenschaft und dem Erfindergeist der Väter des 328“ an, so der Leiter der BMW Group Classic, Karl Beumer. Der 328 Hommage soll ein Brückenschlag in die Vergangenheit sein und aufzeigen, wie einer der schönsten Sportwagen der 1930er Jahre in der heutigen Zeit aussehen könnte. Hierzu wurden die Prinzipien des Oldtimers in die heutige Zeit übertragen. Leichtbau ist dabei ein absolutes Kernthema, wiegt doch der Jubilar lediglich 780 Kilogramm.

Waren es 1936 noch Aluminium und Magnesium ist es heute vor allem Carbon, das als Leichtbaumaterial zum Einsatz kommt. Hier konnte BMW seine Erfahrung aus dem Serienbau einbringen, wo kohlefaserverstärkter Kunststoff bereits beim Bau von Dächern (M3 CSL E46, M3 E92 und M6 E63) eingesetzt wird. Beim 328 Hommage sind alle aus Kohlefaser gefertigten Teile an Ex- und Interieur deutlich sichtbar an der Faserstruktur zu erkennen. Dazu gesellen sich schwarz lackiertes Aluminium und edles Leder.

Klare Flächen und scharfe Kanten definieren das Bild eines sportlichen Roadsters, womit die Hommage deutlich das Vorbild aufgreift. Das komplette Fahrzeug ist keilförmig nach vorne geneigt und wirkt so schon im Stand so, als seie es bereits mit ordentlicher Geschwindigkeit unterwegs. Anstelle von Türen gibt es lediglich tiefe Einschnitte in den Seiten, die den Einstieg erleichtern und die Besatzung zu einem aktiven Teil der Fahrt werden lassen. Große Lufteinlässe und die senkrecht stehende Niere in Kombination mit zwei Rundleuchten lassen die Front zum einen modern aussehen, nehmen zum anderen aber auch das Design des 328 auf und interpretieren es neu. Unter der mit breiten Lederriemen gehaltenen Haube arbeitet ein 3 Liter großer Sechszylindermotor – ein Liter mehr Hubraum als im historischen Vorbild, aber ebensoviele Zylinder. Durch stilistisch zurückhaltende Rückleuchten und großzügige Entlüftungsöffnungen fügt sich das Heck in das leichte Design des 328 Hommage ein.

Einige kleine Details wurden vom Vorbild mehr oder weniger direkt auf die Hommage übertragen. So findet sich in der rechten Hutze hinter den Passagieren ein herausstehender Tankdeckel. Die Leichtmetallfelgen orientieren sich optisch stark an den gelochten Rädern des 328 und werden ebenfalls durch zentrale Flügelmuttern gehalten.

Das Interieur konzentriert sich klar auf’s Wesentliche und das ist bei einem solchen Roadster natürlich die schnelle Fahrt, am besten bei einem klassischen Straßenrennen wie der Mille Miglia. Um dort nicht nur um den goldenen Blumentopf mitzufahren, sondern eventuell gar um den Gesamtsieg zu kämpfen, benötigt man neben einer Stoppuhr vor allem einen Tripmaster, der dem Beifahrer genaueste Informationen über die zurückgelegte Wegstrecke gibt. Beides steht im 328 Hommage in Form von zwei iPhones bereit, die vor dem Copiloten in speziellen Aluminiumhalterungen montiert sind, die an klassische Stoppuhren erinnern. Dem Fahrer steht ein einziges Rundinstrument mit Kombianzeige zur Verfügung, auf dem wie beim historischen Vorbild lediglich die Drehzahl, Öltemperatur und -druck, sowie die Wassertemperatur angezeigt werden. Dazu gibt es ein paar Kontrollleuchten und eine Schaltpunktanzeige. Der restliche Innenraum wird durch braunes Leder und Sichtcarbon bestimmt, wodurch das sportlich-edle Exterieurdesign fortgesetzt wird. Moderne Vierpunktgurte und ein Notausschalter für die Elektronik bringen heutige Rennsport-Sicherheitstechnik in den 328 Hommage.

Vermutlich nicht weiter verwundern dürfte der folgende Satz: So schön der BMW 328 Hommage auch sein mag, beim freundlichen Händler um die Ecke werden wir ihn leider niemals sehen. Es handelt sich um eine reine Konzeptstudie, die nicht in Serie gehen wird. Stattdessen bleibt diesem Fahrzeug wohl nur der Weg vom Comer See, wo es momentan beim Concours d’Elegance an der Villa d’Este präsentiert wird, hinein in die heiligen Hallen der BMW Fahrzeugsammlung. Eventuell kann man ihn eines Tages im Museum betrachten, wo er zusammen mit seinem Urahn die Fantasie beflügelt: „Einmal eine Runde Nordschleife bitte…“

Quelle: BMW

Autor: Matthias Kierse