Wie heißt der erste wahre Sportwagen, der aus dem Land der aufgehenden Sonne kam? Nein, er stammt weder von Nissan, noch von Mazda. Der Toyota 2000 GT läutete 1965 bei seiner Präsentation eine neue Ära für den japanischen Automobilbau ein und besitzt ein bis heute topmodisches Aussehen, kombiniert mit interessanter Technik und, für seine Zeit, genügend Leistung. Insgesamt entstanden nur 351 Exemplare, auch für James Bond.

Toyota 2000 GT

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Bis in die 60er Jahre hinein hatte die japanische Automobilindustrie eigentlich nur dadurch von sich Reden gemacht, dass sie erfolgreiches Design aus Amerika und Europa adaptierte und für ihre Modelle verwendete. Daher war das Fahrzeug, das Toyota auf der Tokyo Motor Show 1965 vorstellte nicht nur ein Paukenschlag für Japan, sondern eine weltweite Sensation. Die Japaner besaßen ernsthaft die Frechheit, einen rassig geformten Sportwagen auf den Weg zu bringen!

Zwar sollte es noch zwei Jahre dauern, bis der Toyota 2000 GT zu den Händlern in Japan und den USA rollte, seine Wirkung verfehlte er dennoch nicht. Von weitem mag die Form noch an den ebenfalls in den 60ern präsentierten Jaguar E-Type erinnern, je näher man dem 2000 GT jedoch kommt, umso mehr eigenständige Details lassen sich entdecken. Dies beginnt bei den unter Plexiglas liegenden Leuchten, die durch Klappscheinwerfer ergänzt werden und zieht sich über die Magnesiumfelgen bis zu den klassischen Rundleuchten am Heck.

Würde man einen Toyota 2000 GT heute in einen Showroom oder in eine gut besuchte Innenstadt stellen, könnten wohl nur wenige Leute auf Anhieb den Baujahreszeitraum richtig eingrenzen. Die meisten Betrachter wären wohl sehr erstaunt, dass dieses wunderschöne Coupé zwischen 1967 und 1970 gefertigt wurde – übrigens bei Yamaha, die auch einen Großteil der Entwicklungsarbeit übernommen hatten. Hier schließt sich auch der Kreis zur Moderne, immerhin wurde auch der V10-Hochdrehzahlmotor des neuen Lexus LFA bei Yamaha zur Serienreife gebracht. Zuständig für die Entstehung dieses neuen Supersportwagens der Toyota-Tochter war der kürzlich bei Fahrversuchen am Nürburgring verstorbene Cheftestfahrer und Entwickler Hiromu Naruse, dessen allererstes Projekt in den 60er Jahren der Toyota 2000 GT war.

Wer genau für die klassische Linienführung des Toyota 2000 GT verantwortlich gezeichnet hat, ist nicht 100%ig überliefert. Klar scheint zu sein, dass man sich durchaus an europäischen Sportlern der Epoche orientierte, jedoch einen völlig eigenständigen Klassiker erschuf, der bis heute begeistern kann. Die Karosserie besteht aus Aluminium und verkleidet einen Stahl-Zentralrohrrahmen. Mit gerade einmal 1,16 Meter Höhe duckt sich der 2000 GT eng an den Asphalt. Die Windschutzscheibe ist stark gewölbt und setzt sich beinahe nahtlos in den Seitenfenstern fort. Die Außenspiegel sind, typisch für Japaner dieser Zeit, auf den vorderen Kotflügeln platziert. Seitlich hinter den vorderen Radkästen finden sich Klappen, die für Servicearbeiten am Motor gedacht sind.

Unter der Haube arbeitet ein Reihen-Sechszylinder-Motor mit 1.988 ccm Hubraum, der 110 kW/150 PS an die Hinterachse liefert. Das mag aus heutiger Sicht nach wenig klingen, aber wenn man bedenkt, dass die ersten Porsche 911 mit gerade einmal 10 PS mehr daherkamen, wird die Relation deutlich. Der 2000 GT verfügte rundum über Scheibenbremsen, die auch nötig waren, um das Coupé von der damals als sehr hoch empfundenen Spitzengeschwindigkeit von 220 km/h wieder sicher herabzubremsen.

Im Interieur musste der Fahrer auf keinerlei Komfort verzichten. So gab es ab Werk bereits eine Klimaanlage und ein Radio mit Sendersuchlauf – durchaus keine Selbstverständlichkeit in Konkurrenzfahrzeugen. Das Armaturenbrett war – zeittypisch – mit Rosenholz-Furnier beklebt, wozu das Holzlenkrad und der Holzschaltstock bestens passten. Über die Sportsitze könnte man aus heutiger Sicht lachen, 1967 gehörten sie zu den Besten der Welt.

Aufgrund seines hohen Preises von 6.800,- US$ verkaufte sich der Toyota 2000 GT eher schlecht als recht. Dazu kam, dass die Japaner durch die hohen Entwicklungskosten an den Fahrzeugen kein Geld verdienten. Somit war der 2000 GT damals genauso eine Demonstration des Machbaren, wie es heute der Lexus LFA ist. Lediglich 351 Exemplare verließen das Yamaha-Werk. Heute gehört der Wagen zu den gesuchtesten Japanern überhaupt. Auf einigen Auktionen wurden bereits Preise jenseits der 350.000,- US$ für gut erhaltene Toyota 2000 GT gezahlt.

Noch mehr Geld muss man in die Hand nehmen, wenn man eine der raren Rennversionen erwerben möchte. Bereits 1966, also ein Jahr vor der Markteinführung, belegte ein Renn-2000 GT beim japanischen Sportwagen Grand Prix den dritten Platz. Im Jahr darauf gewann man die 24 Stunden von Fuji. In einem 72 Stunden Dauertest errang man darüberhinaus zahlreiche Geschwindigkeitsweltrekorde der FIA, was Porsche dazu veranlasste, einen 911 R auf einen ähnlichen Dauerlauf zu schicken, um den Japanern die Rekorde abzujagen. Für die 1968er Saison baute ein gewisser Carroll Shelby in den USA drei Rennversionen des 2000 GT auf, um damit in der SCCA in der CP-Kategorie anzutreten.

Am Bekanntesten dürfte der Toyota 2000 GT bei James Bond-Fans sein. Im Film „Man lebt nur zweimal“, der im ersten Produktionsjahr der 2000 GT erschien, spielte der Wagen die Rolle des Bond-Fahrzeugs, wenn auch in ungewohnt offener Konfiguration. Dies lag daran, dass Sean Connery in den eng gestrickten Innenraum des Coupés nicht hineinpasste. So wurden für den Dreh zwei 2000 GT Cabrios aufgebaut. Dies musste so schnell gehen, dass beide Wagen nicht einmal über ein Verdeck verfügten. Lediglich eine Persenning hinter den Sitzen war verbaut, um die Wagen „komplett“ wirken zu lassen. Trotz einiger Anfragen von Filmfans bei Toyota wurde die Serienfertigung des 2000 GT als Cabrio verworfen.

Quelle: Toyota

Autor: Matthias Kierse