Nun sind sie auch schon wieder vorbei. Am letzten Wochenende fanden die nunmehr 5. Schloss Dyck Classic Days statt und dem Publikum wurde ein attraktives Programm geboten, welches vom Mercedes Benz Patent Motorwagen bis zum aktuellen Mercedes SLS nahezu das gesamte Spektrum der Automobilwelt- und Geschichte abdeckte. Neben den zahlreichen Klassikern waren auch einige moderne Fahrzeuge mit dabei die schon jetzt Kultstatus genießen.

Schloss Dyck Classic Days 2010

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Moment mal, war da nicht gerade Mercedes Jelinek? Nein, aber viele Besucher in zeitgenössischer Kleidung ließen einen durchaus den Eindruck bekommen, man ist einige Jahrzehnte zurück. Zudem war „ihr“ Fahrzeug da, denn Mercedes ließ es sich nicht nehmen einen historischen Mercedes Simplex mitzubringen, eben der erste Wagen mit dem Namen Mercedes und wohl der erste Supersportwagen der Stuttgarter, auch wenn dessen Leistung heute mehr als nur moderat anmutet.

Neben dem Simplex brachten die Stuttgarter das schon legendäre Uhlenhaut Coupe 300SLR mit ins Rheinland, die moderneren Nachfolger dieser Legenden in Form eines Mercedes C111 Rekordwagens und eines Mercedes SLS durften dabei allerdings ebenso wenig fehlen.

Als besonderes Highlight präsentierten die Stuttgarter einen Mercedes CLK GTR Roadster. Da von diesem Fahrzeug seinerzeit lediglich 5 Fahrzeuge gefertigt wurden, ist die Chance eines dieser Modelle zu begegnen sicherlich bei nahezu Null angesiedelt. Umso beeindruckender war es, dieses Highlight der Stuttgarter einmal in voller Pracht zu bewunden.

Ist da nicht gerade Ettore Bugatti an mir vorbei gegangen und hat sich auf den Weg zu seinem wohl berühmtesten Stück gemacht? Neben diversren Bugatti T35 Grand Prix Sportwagen aus Privatbesitz steuerte das weltberühmte Musee National de l´Automobile aus Mühlhausen, die ehemalige Collection Schlumpf einen ihrer 3 Bugatti Royale bei. Auf Schloss Dyck konnte man daher den atemberaubenden Roadster Esders bewundern.

Jean Bugatti hat sich mit diesem Fahrzeug wirklich ein Denkmal geschaffen und auch die von Rembrandt Bugatti modellierte Kühlerfigur beeindruckt. Wer schon einmal die Collection Schlumpf besucht hat, kennt dieses Fahrzeug. Das Fahrzeug wirkt aber im realen Leben noch ein ganzes Stück erhabener als auf dem Mühlhausener Drehteller. Wer weiß, wann man diese Legende wieder einmal in der wunderschönen Umgebung des Schlosses sehen wird?

Stopp! Ist da nicht eben W.O. Bentley an mir vorbei gegangen und hat sich direkt zu den Herren des Benjafield Racing Club gesellt. Immerhin sind die Clubmitglieder sicherlich das, was sich jeder Automobilenthusiast wünscht, echte Bentley Boys, die sich weder davor scheuen, mit ihren Fahrzeugen auf eigener Achse aus England anzureisen, noch den Legenden, ganz nach Art des Hauses so richtig die Sporen zu geben. Wer sich an der Rundstrecke aufhielt konnte sich davon ein eigenes Bild machen. Die Bentley Boys gehörten sicherlich zu den schnelleren auf der Rundstrecke.

Die Pretiosen, die sie dafür zur Verfügung hatten waren allesamt beeindrucken, neben 4 ¼ Tourern engagierten die Boys ebenso Speed Six Modelle als auch einen 8 litre Bentley. Als Besonderes Highlight dürften aber die legendären Birkin Blower Modelle gelten, von denen 2 Stück den Weg auf Schloss Dyck gefunden haben. Wer sich ein wenig mit der Bentley Markenhistorie beschäftigt, der weiß, dass von diesem legendären Fahrzeug lediglich 55 Fahrzeuge gebaut wurden.

Während sich W.O. Bentley seiner Zeit die Blower nicht so recht akzeptierte und an seiner festen Überzeugung festhielt: „If you want more horsepower get more cubic inches“ ließ es sich der ebenfalls zur Legende gewordene Sir Henry Tim Birkin nicht nehmen den Supercharged Bentley Blower in Eigenregie zu finanzieren und zu entwickeln. Die Blower gehörten damals zu den sicherlich schnellsten Fahrzeugen auf den Rennstrecken dieser Welt, diverse Rekordrunden in Le Mans sprechen eine eigene Sprache. Dennoch blieb dem Blower der Le Mans Sieg versagt, was aber nichts daran änderte, dass sich der Name unausweichlich ins Gedächtnis brannte.

Die beiden wohl berühmtesten Bentleys auf Schloss Dyck wurden von Stanley Mann Racing mitgebracht und es handelt sich dabei um die Modelle Old Mother Gun und die Other Gun. Old Mother Gun ist ein 350 PS starkes Fahrzeug, welches 1927 in Le Mans in Führung liegend beim legendären White House Crash ausschied. Im Jahre 1928 klappt es schließlich mit dem Le Mans Sieg und 1929 reichte es noch für einen zweiten Platz an der gleichen Stelle. Ursprünglich war es ein 6 litre Rennwagen, der aber durch eine für Bentley standesgemäße Hubraumerhöhung von Stanley Mann nunmehr einen 8ltr. Motor hat.

Einen großen Geburtstagskuchen mit 40 Kerzen gab es denn ebenfalls auf Schloss Dyck. Ein beherzter Tritt auf das Gaspedal des Jubilars hätte sicherlich auch zum Ausblasen selbiger gereicht. Vermutlich hätte den Kuchen aber anschließend niemand mehr essen mögen. Daher feierte man das Jubiläum des Porsche 917 anders. Man ließ die zahlreichen Fans teilhaben und schickte den Porsche 917 mit seinen Rennsportbrüdern 908 und 936 Spyder auf die Rennstrecke. Standesgemäß schickte man übrigens einen 917 mit Gulf Lackierung ins Rheinland.

Was aber gab es sonst noch. Neben den wunderschönen Fahrzeugen der Sektion Jewels in the Park waren es auch die Fahrzeuge der Wirtschaftswunderära aber auch die vielen Klassiker aus Privathand.
Um wirklich alles zu sehen und zu erleben waren denn auch zwei Tage bei weitem zu kurz.

Es bleibt an dieser Stelle vielleicht nur Eines: Ein herzliches Dankeschön an das Organisationsteam der Classic Days und alle Helfer, die es geschafft haben zum nunmehr 5. Mal eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die im Kalender eines jeden Automobilenthusiasten ein Muss sein sollte. Kommendes Jahr ist es dann wieder so weit und es wird spannend sein, welche Überraschungen und Legenden 2011 den Weg zum Schloss finden werden.

Fotograf und Autor: Oliver Kühlein