Neben den hochbezahlten Formel 1-Rennfahrern dürfte sich eine weitere Person besonders auf die neue Rennsaison freuen. Dieser jemand kommt aus Deutschland und macht seinen Job in der Königsklasse seit vielen Jahren. Die Rede ist von Safety Car-Fahrer Bernd Mayländer. Warum er sich freut? Ein neuer Mercedes-Benz SLS AMG dient ihm 2010 als Dienstwagen und ist mit 571 PS das stärkste Safety Car aller Zeiten.

SLS 63 AMG, Safety Car (C197) 2010

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Am 14. März geht das erste Mal die Startampel in der neuen Formel 1-Saison aus und gibt die Rennsaison frei. Neben den 26 Rennfahrern (wenn denn wirklich alle 13 Rennteams schon in Bahrain antreten), bereitet sich ein weiterer Fahrer intensiv auf den Saisonstart vor. Sein Job ist extrem wichtig und doch freut er sich, wenn er nicht zum Einsatz kommt. Wobei sich das mit seinem neuen Dienstwagen ein klein wenig ändern dürfte.

Die Rede ist von Safety Car-Fahrer Bernd Mayländer, der von der Rennleitung im Falle eines Crashes oder extrem schlechten Wetters angefordert wird und daraufhin jedem hochbezahlten Formel 1-Fahrer den Platz an der Sonne wegnehmen darf. Sein Safety Car darf nur überholt werden, wenn er die Fahrer vorbeiwinkt. Dies geschieht in der Regel nur, wenn überrundete Fahrzeuge direkt hinter ihm fahren oder er beim Rausfahren aus der Boxengasse nicht den Führenden Fahrer abfangen konnte. Ansonsten gilt striktes Überholverbot.

Das gibt dem Führenden die Gelegenheit, sich Mayländers neues Spielzeug besonders gut anzusehen und sich die Formen gut einzuprägen. Bei einem Mercedes-Benz SLS AMG bestimmt keine schlechte Idee, auch wenn die Flügeltüren während der Fahrt geschlossen bleiben. Bernd Mayländers Beifahrer Pete Tibbetts kümmert sich während der Fahrt um den Kontakt zur Rennleitung, das Ein- und Abschalten der gelben Blinklichter auf dem Dach und alle weiteren Kleinigkeiten, während Bernd sich voll auf das Fahren konzentrieren kann und dem SLS auf den F1-Strecken richtig die Sporen geben wird.

Die angesprochenen gelben Blinklichter arbeiten mit LED-Technik und sind in einem aerodynamisch optimierten Balken auf Höhe der Heckscheibenoberkante angebracht. In diesem Balken sitzen auch TV-Kameras, die während einer Safety Car-Phase Onboard-Aufnahmen liefern. Die Form der Balkenaufhängung wurde im Windkanal erprobt, um die Anströmung des serienmäßigen Heckspoilers, der bei 120 km/h ausfährt, nicht zu stören. Gegenüber der Serienversion des SLS AMG sind Front- und Rückleuchten mit Stroboskoplampen ausgestattet, um die Wirkung des Safety Car zu verbessern. Am Heck sorgt ein mit LED-Technik beleuchtetes Kennzeichen bei Regen und Dunkelheit dafür, dass die Fahrer das Sicherheitsfahrzeug besser erkennen können.

Technisch wurde gegenüber der Serie nichts verändert. Es bleibt beim 6,3 Liter großen V8-Motor mit 420 kW/571 PS. Die Kraft wird über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Rennstrecke übertragen. Somit sind schnelle Rundenzeiten gewährleistet. Dies ist auch nötig, da ansonsten die Reifen und Bremsen der Formel 1-Boliden zu sehr abkühlen und die Gefahr von Drehern dadurch unverhältnismäßig ansteigen würde. Unvergessen ist wohl die Saison 1994, in der es bei einem Grand Prix vorkam, dass die Rennwagenmotoren hinter dem damals eingesetzten Safetycar beinahe abgesoffen wären, weil das dort verwendete Serienfahrzeug schlicht zu langsam für die hochgezüchteten Renngeräte war.

Im Innenraum finden sich zwei Monitore, über die Mayländer und Tibbetts in der Boxengasse dem Renngeschehen folgen können. Auf diese Weise sind sie schnell einsatzbereit, wenn die Rennleitung ihnen das „Go“ funkt. Während einer Safety Car-Phase kann Pete Tibbetts auf den Monitoren über eine Kamera am Heck des Fahrzeugs das Formel 1-Feld im Auge behalten und Mayländer gegebenenfalls Bescheid geben, wenn er zu schnell fahren sollte und das Feld nicht folgen könnte. Neben dem unteren Monitor sind die Knöpfe für die Funkverbindungen von Mayländer und Tibbetts untergebracht. Im Gegensatz zur Serie sind die schwarzen Leder-Sportschalensitze mit Sechspunktgurten ausgestattet, um Fahrer und Beifahrer ordentlich mit dem Fahrzeug zu verbinden. In der Mittelkonsole befinden sich rechts neben dem Schalthebel Schalter für die verschiedenen Lichtfunktionen des Leuchtbalkens.

Bei 571 freudigen V8-PS kann man sich durchaus vorstellen, dass Bernd Mayländer Spaß an seinem Job hat, dennoch sollten wir hoffen, dass wir ihn möglichst selten im Renngeschehen zu Gesicht bekommen, denn immerhin hat sein Auftauchen wie oben beschrieben selten positive Gründe.

Noch seltener als das SLS AMG Safety Car wünscht man sich ein zweites Auto aus der Affalterbacher Manufaktur auf der Strecke: das so genannte Medical Car auf Basis einese Mercedes-Benz C 63 AMG T-Modells. Besetzt mit zwei Ärzten und einem professionellen Fahrer kommt es im Falle eines schweren Unfalls auf die Strecke, um am Unfallort Soforthilfe leisten zu können.

Mercedes-Benz setzt mit dem SLS AMG eine lange Reihe fort. Seit 1996 stellen die Schwaben das offizielle Safety Car der Formel 1 Weltmeisterschaft. Anfangs war es ein C 36 AMG (W202, 1996), gefolgt von einem CLK 55 AMG (C208, 1997 – 1999), einem CL 55 AMG (C215, 2000), einem SL 55 AMG (R230, 2001 – 2002), einem weiteren CLK 55 AMG (C209, 2003), einem SLK 55 AMG (R171, 2004 – 2005), einem CLK 63 AMG (C209, 2006 – 2007, führte zum CLK 63 Black Series für die Straße) und schließlich einem SL 63 AMG (R230, 2008 – 2009).

Quelle: Mercedes-Benz

Autor: Matthias Kierse