Als vor rund einem Jahr der Growler E durch die Presse ging, wünschten sich nicht wenige Fans eine solche Neuauflage des legendären Jaguar E-Type. Seitdem wurde zum einen an der Weiterentwicklung der Studie zum Lyonheart K gearbeitet, zum anderen wurde eine neue Manufaktur in Coventry gegründet, wo der Wagen mit einem 5 Liter großen V8-Kompressor-Motor und 550 PS in Handarbeit gebaut werden soll.

Lyonheart K

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Als der Jaguar E-Type im vergangenen Jahr sein 50stes Jubiläum auf dem Genfer Salon feierte, war das für das Schweizer Designunternehmen Classic Factory Anlass genug, eine Neuinterpretation in Form des Growler E anhand von Computerbildern zu zeigen. Der Name sollte wohl auf die fauchende Katze hindeuten (to growl = fauchen, knurren, brummen), deren Geräusch vom Motor imitiert wird. Leider hatten die Entwickler vorher nicht ins Wörterbuch geschaut, denn das hätte eventuell vorweggenommen, dass der „Growler“ in Großbritanniens Umgangssprache noch andere Bedeutungen hat, die man eher nicht mit einem Sportwagen verbindet – ein willkommener Erheiterungsgrund in einer nicht allzulang zurückliegenden TopGear-Folge. Für die Serienumsetzung dieses Wagens greift man nun zum Herz des Löwen: Der Lyonheart K wird demnächst in Handarbeit in einer neuen Manufaktur in Coventry gebaut.

Classic Factory ist dabei eines sehr wichtig: Der Lyonheart K soll ein Fahrzeug werden, das durch und durch britisch ist und auch komplett auf der Insel entsteht. Hierzu werden nur Komponenten genutzt, die in Großbritannien hergestellt werden. Das Design des Growler E wurde indes mit Blick auf eine Serienfertigung milde weiterentwickelt, ohne dabei die optische Nähe zum legendären Vorbild aus den Augen zu verlieren. Die ovale Kühleröffnung, die unter Glas liegenden Scheinwerfer, die lange Motorhaube mit den gerippten Luftauslässen, die herumgezogenen Fenster mit dem schwungvollen Ende an den hinteren seitlichen Scheiben, das schräg abfallende Dach, dass in einem knackigen Heck endet und die schmalen Rückleuchten – all das kennt man irgendwoher. Und doch hat der Lyonheart K eine gewisse Eigenständigkeit, die ihn zu einem modernen, elegant-kultivierten Sportwagen macht, der dennoch unzweifelhaft dynamisch und kraftvoll wirkt.

Dank der Verwendung modernster Fertigungsverfahren und neuzeitlicher Materialien soll das finale Leergewicht des Lyonheart K bei lediglich 1.575 Kilogramm liegen. Türen, Motorhaube, Heckklappe, Dach und hintere Kotflügel bestehen aus Kohlefaser, während das komplette Chassis nebst den Crashstrukturen aus Aluminium gefertigt wird. Vorn kommt eine Doppelquerlenkeraufhängung zum Einsatz, während es sich an der Hinterachse um eine Multilink-Federung handelt. Daran hängen 20 Zoll große Edelstahl-Speichenfelgen, die den traditionellen britischen Look in die Moderne holen. Sie sind mit Reifen der Größe 255/35 R 20 vorn und 285/30 R 20 hinten bestückt. Adaptive Dämpfer sorgen für hervorragende Straßenlage, während DSC und ABS für ein Mindestmaß an Sicherheit sorgen. Dazu gesellen sich eine elektronische Parkbremse und ein aktives Differential.

Womit wir kurz einen weiteren Blick auf das Thema Sicherheit werfen können: Im Gegensatz zu anderen Klein- und Kleinstserienautomobilen von den britischen Inseln geht der Lyonheart K an dieser Stelle keine Kompromisse ein. Fahrer- und Beifahrer-Airbags gehören ebenso zum Serienumfang, wie Sidebags und ein Reifendruckwarnsystem. Auch die restliche Ausstattung braucht sich nicht zu verstecken: Auf einem 7 Zoll großen Touchscreen-Monitor können alle relevanten Systeme wie die Soundanlage, das Navigationssystem, das Autotelefon und die Klimaanlage bedient werden. Bei abgeschaltetem Monitor verschwindet dieser oben im Armaturenbrett. Über Schnittstellen lassen sich moderne MP3-Player wie der iPod oder USB-Sticks mit dem Wagen verbinden, um die aktuelle Lieblingsmusik über die 525 Watt starke Bowers & Wilkins-Anlage abzuspielen. Dabei kann man es sich auf den 16-fach elektrisch verstellbaren Sitzen mit Kühl- und Heizfunktion bequem machen, die Zweizonenklimaautomatik passend einregeln und mit dem klassisch gestalteten Holzlenkrad mit gelochten Aluminiumspeichen über die kurvige Landstraße steuern. Dass man dabei auf klassischen Ledersitzen Platz nimmt, grenzt an Selbstverständlichkeit.

Wie auch bei der Wahl der Lackierung stehen bei der Wahl der richtigen Lederfarbe mehrere Dutzend Variationen zur Auswahl, die sich zusätzlich miteinander kombinieren lassen. Auch die Teppiche, Gurte, Fußmatten und Ziernähte stehen zur freien Farbwahl bereit. Ist man mit dieser Auswahl fertig, geht es mit dem passenden Holzfurnier für Armaturenbrett und Türen weiter. Einzig beim Motor ist die Liste sehr kurz und umfasst nur eine mögliche Kombination: Ein 5 Liter großer V8 mit Kompressor-Aufladung verrichtet unter der nach vorn öffnenden Haube seinen Dienst. Er bringt es auf 405 kW/550 PS und ein maximales Drehmoment von 680 Newtonmetern, das über eine Sechsgang-Automatik auf die Hinterräder übertragen wird. Mit derartiger Kraft gesegnet, soll der Lyonheart K in 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprinten und eine Höchstgeschwindigkeit von limitierten 300 km/h erreichen. Werte, die mit einem fertigen Auto noch verifiziert werden müssen.

Wann genau man den ersten Lyonheart K live und wahrhaftig antreffen wird, wurde noch nicht bekanntgegeben. Es wird jedoch mindestens noch 18 Monate dauern, denn so lang ist die Lieferfrist laut Pressetext. Die Bestellbücher für die ersten 50 Exemplare sind geöffnet worden und werden gern mit den persönlichen Wünschen der Kunden gefüllt – sofern diese bereit sind, für ein Fahrzeug, das in traditioneller britischer Handwerkskunst gebaut wird, mindestens 495.000,- € zuzüglich Steuern zu bezahlen.

Quelle: Lyonheart / Classic Factory

Autor: Matthias Kierse