Jahrelang war die Essen Motorshow die letzte größere Autoausstellung Europas am Ende des Jahres. Die Hersteller zeigten die Neuentwicklungen der vergangenen Monate und teils auch Premieren. 2009 ist anders. Die Finanzkrise hat zugeschlagen, nur wenige Autohersteller sind angereist. Sondershows und Tuning versuchen die Lücken zu füllen, aber ob man mit diesem Konzept erfolgreich in die Zukunft gehen kann?

Essen Motorshow 2009

Bild 1 von 18

Seit 1999 bin ich jährlicher Besucher der Essen Motorshow. Damals fand ich es einfach klasse, dass man vorm langen kalten Winter noch einmal die Möglichkeit hatte, die großen Automobilhersteller und ihre Neuheiten von den Autoausstellungen des fast vergangenen Jahres zu Gesicht bekam. Es war quasi wie eine IAA in Kleinformat. Neben den Neuwagen war Essen, so lange ich die Show kenne, auch immer Präsentationsfläche für Tuningfirmen, Teilehersteller, Motorsportfahrzeuge und Fahrzeughändler für Exoten und Oldtimer. Meinen ersten McLaren F1 habe ich in Essen gesehen, ebenso den Porsche 911 GT1, den Pagani Zonda oder den Koenigsegg.

Dieses Jahr war also mein elfter Besuch auf der Motorshow. Bereits im Vorfeld hatte ich in der Ausstellerliste und auf dem Geländeplan gesehen, dass die größte Halle des Messegeländes, Halle 3, die ansonsten immer von den Herstellern belegt worden war, in diesem Jahr komplett leer blieb. Die Krise hat also offenbar voll zugeschlagen, wie vorher schon auf der IAA (wir berichteten).

Nun gut, eine leere Halle heißt ja nicht zwingend, dass dadurch die Gesamtshow leidet. Was also bekommt man zu sehen, wenn man nach Essen fährt? Immerhin könnte der eine oder andere Leser nach der Lektüre dieses Artikels ja den Besuch dort einplanen, bis zum 6. Dezember ist die Messe noch geöffnet.

Hersteller-mäßig herrscht annähernd Ebbe. Neben Skoda, Abarth und Alfa Romeo ist nur Renault werksseitig vertreten, das aber auch nur mit dem werksunterstützten Motorsportangebot. Alfa Romeo zeigte aber immerhin einen wunderhübschen 8C Spider. Im Bereich Tuning gibt es wie immer zwei Bereiche: Komplettfahrzeuge von mehr oder weniger bekannten Veredlern und Eigenkreationen, in die von Privatleuten viel Zeit und Geld investiert wurde.

Bei den Komplettfahrzeugen war unter anderem ein Ferrari Enzo zu sehen, der von Edo Competition zu einem FXX look-a-like umgebaut wurde. Vom schweizer Tuner FAB war ein SLR Roadster zu sehen, für den wie so oft gilt „love it or leave it“. RUF zeigte die neueste Version des Greenster und manche Leute halten es für besonders lustig, einen 300 SL Flügeltürer zum Dragster oder einen Rolls-Royce zum Hot Rod umzubauen.

Auf einigen Sonderschauflächen gab es Ausstellungen zu speziellen Themen. In diesem Jahr sind dort Ferrari Straßensportwagen, Lotus Rennsportfahrzeuge und Traktor-Pulling-Fahrzeuge zu sehen. Schon lustig, was für Leistungen diese Traktoren auf den Boden bringen. Das kleinste Modell, unten auch im Bild zu sehen, ist maximal 1,60 Meter hoch aber leistet bereits über 1000 PS.

Wie bereits angesprochen sind auch Autos von Privatleuten zu sehen, die teils monate- oder jahrelang an der Individualisierung gearbeitet haben. Für sie gibt es hier auch alle möglichen Teile, von Scheinwerfern mit LED-Tagfahrleuchten bis hin zu bunten Felgen, wie Olli sie bereits in Las Vegas auf der SEMA gesehen hat.

Zuletzt fiel mein Blick auf ein Motorrad, an dem selbst ich als Nicht-Zweirad-Fan meine Freude hätte. Aber gut, man muss eben ein wenig verrückt sein im Leben. 3,44 Meter lang, 1,48 Meter breit und 1,5 Meter hoch. Ja, ich rede wirklich über ein Bike und nicht etwa über einen Kleinwagen. Kommen dann noch 350 PS dazu, könnte man von „interessant“ sprechen, oder nicht? Damit an der Ampel neben einem Hardcore-Harley-Fahrer anhalten, kommt bestimmt gut.

Alles in allem präsentierte sich die 2009er Ausgabe der Motorshow am Pressetag nicht so furchtbar, wie ich es beim Studium der Ausstellerliste im Vorfeld befürchtet hatte. Dennoch ist von der alten Show nicht mehr viel geblieben. Wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird, wird sich im kommenden Jahr zeigen.

Autor und Fotograf: Matthias Kierse