Mit dem 911 Carrera RS schuf Porsche vor 40 Jahren einen bis heute gefeierten Sportwagen, der langsam aber stetig den Legendenstatus verliehen bekommt. Anfänglich geplante 500 Exemplare wurden am Ende zu 1.580 Fahrzeugen, die bis heute größtenteils erhalten sind. Aus damals 2,7 Litern Hubraum wurden zuletzt glatte 4 Liter im 997 GT3 RS 4.0. Doch der kompromisslose Leichtbau des Urmodells ist unerreicht.

Porsche 911 Carrera RS

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Die frühen Testfahrzeuge des Porsche 911 Carrera RS 2.7 trugen noch nicht den finalen farbigen Schriftzug auf den Türen.

Porsche-Modelle wurden ab der Markteinführung des ersten 356 weltweit von begeisterten Kunden im Rennsport eingesetzt. Das Werk in Zuffenhausen war dabei durchaus immer wieder in der Lage, die eingehenden Kundennachfragen nach motorsport-spezifischen Zubehörteilen passend zu beantworten. Selbst ging man indes nur ab und an als Werksteam an den Start. Dies änderte sich mit dem 911, der sowohl auf Renn- als auch Rallyepisten zeigen durfte, was in ihm steckt. Dabei war offensichtlich, dass hier noch mehr lauerte, als der in den späten 60er Jahren auf 2,4 Liter angewachsene Boxermotor serienmäßig abgab. Die inzwischen fest eingerichtete Rennabteilung machte sich an die Weiterentwicklung des 911, um in der Sportwagenweltmeisterschaft ein konkurrenzfähiges Auto an der Hand zu haben. Hierbei lag das Augenmerk nicht nur auf höherer Leistung, sondern auch auf konsequentem Leichtbau und guter Fahrbarkeit. Hierzu überlegte man anfangs, die Motorhaube im Stil der Abarth-Fiats auf Stützen waagerecht in den Fahrtwind zu legen, um so nicht nur die Motorkühlung zu verbessern, sondern die Haube zusätzlich als Flügel nutzen zu können und damit den Auftrieb an der Hinterachse in den Griff zu bekommen, der durch die typische 911er Form entsteht. Letztlich sorgte ein Veto des zuständigen FISA-Technikers (Vorläufer der FIA und damit maßgeblich an der Homologation des Neulings beteiligt) dafür, dass die Aerodynamiker diese Idee überdenken mussten. Mittels passend geformten Fiberglases entstand ein Designmerkmal, das bis heute weltweite Bekanntheit genießt: Der Entenbürzel.

Er zierte die Haube des 1972 präsentierten Porsche 911 Carrera RS 2.7, der als Homologationsmodell auch mit Straßenzulassung an Normalkunden verkauft werden musste. Laut Reglement hätten 500 Exemplare gebaut werden müssen, was auch den Planungen bei Porsche entsprach. Man bot zwei Ausstattungsvarianten an: Den Sport mit spartanischer Innenausstattung ohne hintere Sitzbank und den Touring mit hinterer Sitzbank, Heizung, Radio und der Möglichkeit eines Schiebedachs. Mit einem hatte in Zuffenhausen jedoch niemand gerechnet: Kaum standen die ersten Carrera RS beim Händler, waren sie bereits verkauft. Man konnte zeitweilig nicht schnell genug nachliefern. Am Ende waren es 1.580 Exemplare, von denen bis heute die allermeisten überlebt haben. Unter der Haube arbeitet ein 2,7 Liter großer Sechszylinder-Boxermotor mit 154 kW/210 PS, der bei der Sport-Ausführung auf lediglich knapp 1.000 Kilogramm Leergewicht trifft.

Für den Rennsport legte Porsche auf Basis des RS den Carrera RSR auf, von dem 55 Exemplare gefertigt wurden. Sie errangen in Kunden- und Werkshand ab 1973 diverse Siege, wie beispielsweise bei der Targa Florio. Diverse Weiterentwicklungen führten zum Carrera RS 3.0, der ebenfalls auf der Rennstrecke erfolgreich war und mit seinem riesigen Heckflügel bereits einen ersten Vorgeschmack auf den Turbo gab, der ebenfalls im Carrera RS sein Debüt im 911 gab. Der Porsche 911 Carrera RS Turbo 2.1 sorgte mit Fahrern wie Gijs van Lennep am Steuer für Angst und Schrecken unter den Gegnern und trug am Heck ein Luftleitwerk im Wohnzimmer-Schrankwand-Format.

In den 80er Jahren ging das RS-Kürzel für eine Weile verloren, um schließlich am Heck des 964 Carrera RS in neuem Glanz zu erscheinen. Auch vom 993 gab es eine entsprechende Variante, die alternativ auch als Clubsport-Version mit noch größeren Flügeln angeboten wurde. Ab der Baureihe 996 entfiel der Name „Carrera“ bei den RS-Modellen, die nun auf den von Hause aus bereits sehr kraftvollen GT3-Ablegern basierten und diese nach oben abrundeten. Vom 997 gab es letztlich sogar vier verschiedene RS-Modelle, da vor und nach dem Facelifting die jeweiligen GT3-Ableger RS-gekrönt wurden und zusätzlich auch der GT2 einen RS-Adelstitel erhielt. Als Krönung wurde kurz vor dem Modellwechsel zum 991 der Hubraum des 997 GT3 RS auf 4 Liter vergrößert und damit der bislang kraftvollste Saugmotor-911-RS erschaffen.

In absehbarer Zeit dürfte das Kürzel RS auch auf dem Heck des aktuellen Porsche 991 prangen. Bis dahin schauen wir noch einmal durch die Ahnengalerie und erfreuen uns an den Details des legendären Carrera RS 2.7, der in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiern konnte. Mit einem aktuellen Preis von rund 225.000,- € für gute Exemplare ist es nicht ganz günstig, seinem guten Geschmack nachzugehen und ein solches Fahrzeug zur heimischen Sammlung hinzuzufügen, aber es lohnt sich.

Quelle: Porsche

Autor: Matthias Kierse