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Wie "harte" Ledersitze wieder "weich" machen?


Zur Lösung Gelöst von Sarah-Timo,

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

 

es geht um ein 14 Jahre altes Fahrzeug, dessen Ledersitze in einem recht gutem Zustand sind, d.h.: keine großen Kratzer, oder Falten. Jedoch ist das Leder auf der gesamten Oberfläche - also z.B. auch auf Kopfhöhe - ziemlich hart geworden. Könnte mir jemand bitte ein Produkt empfehlen, mit welchem das Leder wieder weich und geschmeidig wird? Zum Reinigen habe ich mehr als genug, es geht hier wirklich nur darum, die Sitze wieder angenehm "geschmeidig" zu bekommen... Habe im Internet und auf YouTube schon einiges gelesen und angeschaut, aber so richtig überzeugt hat mich bisher noch leider nichts.

 

Hoffe, Ihr habt ein paar Empfehlungen für mich. Vielen Dank im Voraus!

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Hallo @Thrawn

 

ich würde gerne versuchen dir weiterzuhelfen.

Allerdings benötige ich für eine qualifizierte Aussage noch etwas mehr Input von dir bitte:

 

- handelt es sich um Glattleder?

- perforierte Ledersitze?

- Sitzheizung verbaut?

- Farbton?

- falls Originalsitze, Hersteller des Fahrzeuges aus Italien/Deutschland/England?

 

Ich habe da schon was Gutes im Kopf mit dem ich sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielen konnte.

Glänzende Grüße,

 

Sarah

  • Gefällt mir 2
vor einer Stunde schrieb Thrawn:

Zum Reinigen habe ich mehr als genug, es geht hier wirklich nur darum, die Sitze wieder angenehm "geschmeidig" zu bekommen... Habe im Internet und auf YouTube schon einiges gelesen und angeschaut, aber so richtig überzeugt hat mich bisher noch leider nichts.

 

Hoffe, Ihr habt ein paar Empfehlungen für mich.

Meine Empfehlung: @IronMichl fragen 🙂

vor 2 Stunden schrieb TomSchmalz:

Hi

 

Nimm Colourlock Altleder Softener wirkt Wunder

 

Mehrmals auftragen !

 

Tom 

Vielen Dank, schaue ich mir gleich an!

vor 2 Stunden schrieb Sarah-Timo:

Hallo @Thrawn

 

ich würde gerne versuchen dir weiterzuhelfen.

Allerdings benötige ich für eine qualifizierte Aussage noch etwas mehr Input von dir bitte:

 

- handelt es sich um Glattleder?

- perforierte Ledersitze?

- Sitzheizung verbaut?

- Farbton?

- falls Originalsitze, Hersteller des Fahrzeuges aus Italien/Deutschland/England?

 

Ich habe da schon was Gutes im Kopf mit dem ich sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielen konnte.

Glänzende Grüße,

 

Sarah

Hallo Sarah,

 

es handelt sich um beige -farbene, original Glattleder Sitze (mit Sitzheizung) von Aston Martin.

Spielt es wirklich eine Rolle, aus welchem Land das Leder kommt?

 

  • Lösung

Lieber Thrawn,

 

gerne teile ich meine eigenen Erfahrungen und meine Sicht der Dinge zum Thema harte und trockene Ledersitze mit dir. Vielleicht stellten meine Zeilen einen möglichen Lösungsweg für dich da und unter Umständen haben auch andere Forumskollegen hier das selbe Problem. Um älteres, trockenes Leder wieder weich und geschmeidig zu bekommen ist es nicht einfach nur mit einer Produktempfehlung „XY“ getan. Vielmehr spielen hier das Gesamtverständnis und speziell die korrekte Anwendung eine wesentliche Rolle. Es geht darum erst einmal zu verstehen was man wie machen darf oder besser nicht machen sollte. Daher würde ich auf deine Frage gerne etwas ausführlicher + strukturiert eingehen:

 

- Wie entsteht trockenes Leder?

Um alles richtig zu machen sollte man verstehen wie es überhaupt zu trockenem Leder kommt. Autoleder verfügt maximal über einen Wasseranteil von 14% Prozentpunkten, wovon 50% (ca. 7 Prozentpunkte) chemisch verbundenes Kristallwasser sind. Gesundes und gepflegtes Leder reguliert seinen Wasserhaushalt grundsätzlich erstmal allein. Wird z.B. durch die Sitzheizung oder trockene Luft im Fahrzeuginnenraum dem Leder etwas Wasser entzogen, holt sich das Leder später durch die Luftfeuchtigkeit bzw. dem Wasseranteil in der Luft selbst wieder Wasser zurück. Sehr starke Sonneneinstrahlung, speziell bei Cabriolets, greift langfristig allerdings auch das Kristallwasser im Leder an. Durch die UV-Strahlung auf das Leder kommt es zu einer chemischen Reaktion mit dem Kristallwasser. Das Kristallwasser trocknet aus und in der Konsequenz verkleben die Kollagenfaser im Leder. Erst hierdurch wird Leder hart, spröde und brüchig. Umgangssprachlich spricht man bei fehlendem Kristallwasser bzw. hartem + spröden Leder auch von dehydriertem Leder.

 

-Wie bekomme ich dehydriertes Leder wieder weich?

Um es vorwegzunehmen – nicht mit einer Lederpflege. Die meisten Autoledersorten sind sogenanntes zugerichtetes Leder, was man in etwa mit mehreren Lackschichten überzogenem Leder beschreiben kann. Diese Schichten dienen unter anderem dazu das Leder zu versiegeln. Eine Lederpflege wird deswegen schon im Normalfall davon abgehalten einzudringen bzw. zum Leder vorzudringen. Eine Lederpflege kann mit ihren Inhaltsstoffen in der Regel nur auf die oberste aufliegende Lackschicht des Leders einwirken, mehr nicht. Folglich benötigt man ein Produkt, dass alle Zurichtschichten durchdringen und darüber hinaus auch ins Leder eindringen kann.

 

-Welches Produkt macht trockenes Leder denn nun weich?

Lederöl ist hier ein gute Basis. Allerdings gibt es bei der Vielzahl angebotener Lederöle qualitativ sehr große Unterschiede. Ich persönlich nutze ausschließlich „Ledermax LMX-Ledersoft #3.0“.

 

-Worin unterscheidet sich genau dieses Produkt von anderen Lederölen?

Hier komme ich zurück auf das Zauberwort Kristallwasseranteil im Leder. Es ist bis heute nicht möglich (zumindest ist mir keine Methode bekannt) das verlorene Kristallwasser ins Leder zurückzuführen oder sagen wir mal „nachzufüllen“. Das ist chemisch und/oder mechanisch bis heute nicht darstellbar. Viele Lederöle sind nur bessere Lederpflegen und durchdringen nur wenige bis gar keine Lackschichten auf dem Leder. Manche Lederöle performen besser und schaffen es die Lackschichten zu durchdringen, allerdings nicht ins Leder einzudringen. Auf Basis meiner Erfahrungen sind das genau die Lederöle, die man mehrmals hintereinander über Tage hinweg auftragen muss, bis sie eben irgendwann an die Ledergrenze stoßen. Für den Laien wirkt das Leder jetzt augenscheinlich und haptisch weich, allerdings wurden nur die Lackschichten aufgefrischt. Das Leder darunter wurde zumeist nicht mal berührt. Nach ein paar Monaten wird die Haptik der Sitze wieder trocken und spröde, weil die Anwendung eben nicht bis zum Leder reichen konnte. Ich habe besonders gute Erfahrungen mit dem besagten Ledermax LMX-Ledersoft #3.0 gemacht, weil es das einzige mir bekannte Produkt am Markt ist, das die Kollagenfasern im Leder erreicht, ihre durch Dehydration verklebte Struktur voneinander schafft zu lösen und das im Kern verlorengegangene Kristallwasser alternativ ersetzt. Das Produkt ist für alle Echtledersorten anwendbar, speziell auf Glattleder funktioniert es meines Erachtens besonders gut.

 

-Wie wende ich das Produkt richtig an?

Das Leder bitte gut vorreinigen. Optimalerweise nach dem Einsatz von Reinigern das Leder mit lauwarmen Wasser neutralisieren. Mit einem Schwamm das Lederöl gerne satt auftragen. Das Produkt bitte auf den Schwamm geben und damit dann gleichmäßig auf dem Leder verteilen (Stichwort: Pump-Saug-Effekt). Niemals das Lederöl direkt auf das Leder geben und niemals ein Mikrofasertuch für den Auftrag/Abtrag verwenden, da dieses abrassiv wirkt. Je nach Dehydration kriecht das Produkt nun ins Leder. Das braucht seine Zeit. Ich gebe dem Produkt immer rund 3-Stunden Zeit dafür. Zum Abschluss mit einem Baumwolltuch (z.B. kurzflooriges Küchentuch) nochmals sanft das Leder auspolieren für eine gleichmäßige Optik und ggf. Abnahme von Produktüberschuss. Idealerweise das Leder dann 24-Stunden ruhen lassen. Fertig.

 

Ich hoffe dir damit etwas weitergeholfen zu haben @Thrawn.

Wenn du noch fragen hast, schreibe mir gerne eine PN. 

Mit lieben Grüßen aus der Glanzabteilung,

 

Sarah

  • Gefällt mir 14

@Sarah-Timo: Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und die Erläuterung bezüglich der chemischen Prozesse. So genau war mir dies überhaupt nicht bekannt.

 

Ich werde mich exakt eine Deine Empfehlungen halten und das Ergebnis (sobald das Fahrzeug vorzeigbar ist) hier im Forum präsentieren. (Btw: es ist ein Coupe)

Vielleicht kann ich den Wagen auch schon zum WWF in 3 Wochen mitbringen.

  • Gefällt mir 3

Hallo @Sarah-Timo!

 

Wie immer eine detaillierte Antwort mit viel Hintergrundwissen.

Meine Frage: Wenn es für mich leicht darstellbar ist den Lederbezug vom Sitz abzunehmen, sollte man den Softener dann nicht auch auf der Rückseite des Leders anwenden?

  • Gefällt mir 2

Hi @Driver A.J.,

wenn du an die Rückseite des Leders kommst (=Fleischseite), dann ist das natürlich optimal. Leider ist das in den aller wenigsten Fällen möglich und man kann nur den Sitz mit der bezogenen Seite/sichtbaren Seite (=Narbenseite) behandeln. Solltest du aber tatsächlich die Möglichkeit haben an die Fleischseite zu kommen, nutze die Chance gerne. Hier genügt es in den meisten Fällen sogar schon, je nach Dehydrierung des Leders, ein klassisches Lederfett aufzutragen um die Kollagenfasern zu lösen und das Leder geschmeidig zu bekommen.

 

  • Gefällt mir 3
vor 16 Stunden schrieb Sarah-Timo:

Lieber Thrawn,

 

gerne teile ich meine eigenen Erfahrungen und meine Sicht der Dinge zum Thema harte und trockene Ledersitze mit dir. Vielleicht stellten meine Zeilen einen möglichen Lösungsweg für dich da und unter Umständen haben auch andere Forumskollegen hier das selbe Problem. Um älteres, trockenes Leder wieder weich und geschmeidig zu bekommen ist es nicht einfach nur mit einer Produktempfehlung „XY“ getan. Vielmehr spielen hier das Gesamtverständnis und speziell die korrekte Anwendung eine wesentliche Rolle. Es geht darum erst einmal zu verstehen was man wie machen darf oder besser nicht machen sollte. Daher würde ich auf deine Frage gerne etwas ausführlicher + strukturiert eingehen:

 

- Wie entsteht trockenes Leder?

Um alles richtig zu machen sollte man verstehen wie es überhaupt zu trockenem Leder kommt. Autoleder verfügt maximal über einen Wasseranteil von 14% Prozentpunkten, wovon 50% (ca. 7 Prozentpunkte) chemisch verbundenes Kristallwasser sind. Gesundes und gepflegtes Leder reguliert seinen Wasserhaushalt grundsätzlich erstmal allein. Wird z.B. durch die Sitzheizung oder trockene Luft im Fahrzeuginnenraum dem Leder etwas Wasser entzogen, holt sich das Leder später durch die Luftfeuchtigkeit bzw. dem Wasseranteil in der Luft selbst wieder Wasser zurück. Sehr starke Sonneneinstrahlung, speziell bei Cabriolets, greift langfristig allerdings auch das Kristallwasser im Leder an. Durch die UV-Strahlung auf das Leder kommt es zu einer chemischen Reaktion mit dem Kristallwasser. Das Kristallwasser trocknet aus und in der Konsequenz verkleben die Kollagenfaser im Leder. Erst hierdurch wird Leder hart, spröde und brüchig. Umgangssprachlich spricht man bei fehlendem Kristallwasser bzw. hartem + spröden Leder auch von dehydriertem Leder.

 

-Wie bekomme ich dehydriertes Leder wieder weich?

Um es vorwegzunehmen – nicht mit einer Lederpflege. Die meisten Autoledersorten sind sogenanntes zugerichtetes Leder, was man in etwa mit mehreren Lackschichten überzogenem Leder beschreiben kann. Diese Schichten dienen unter anderem dazu das Leder zu versiegeln. Eine Lederpflege wird deswegen schon im Normalfall davon abgehalten einzudringen bzw. zum Leder vorzudringen. Eine Lederpflege kann mit ihren Inhaltsstoffen in der Regel nur auf die oberste aufliegende Lackschicht des Leders einwirken, mehr nicht. Folglich benötigt man ein Produkt, dass alle Zurichtschichten durchdringen und darüber hinaus auch ins Leder eindringen kann.

 

-Welches Produkt macht trockenes Leder denn nun weich?

Lederöl ist hier ein gute Basis. Allerdings gibt es bei der Vielzahl angebotener Lederöle qualitativ sehr große Unterschiede. Ich persönlich nutze ausschließlich „Ledermax LMX-Ledersoft #3.0“.

 

-Worin unterscheidet sich genau dieses Produkt von anderen Lederölen?

Hier komme ich zurück auf das Zauberwort Kristallwasseranteil im Leder. Es ist bis heute nicht möglich (zumindest ist mir keine Methode bekannt) das verlorene Kristallwasser ins Leder zurückzuführen oder sagen wir mal „nachzufüllen“. Das ist chemisch und/oder mechanisch bis heute nicht darstellbar. Viele Lederöle sind nur bessere Lederpflegen und durchdringen nur wenige bis gar keine Lackschichten auf dem Leder. Manche Lederöle performen besser und schaffen es die Lackschichten zu durchdringen, allerdings nicht ins Leder einzudringen. Auf Basis meiner Erfahrungen sind das genau die Lederöle, die man mehrmals hintereinander über Tage hinweg auftragen muss, bis sie eben irgendwann an die Ledergrenze stoßen. Für den Laien wirkt das Leder jetzt augenscheinlich und haptisch weich, allerdings wurden nur die Lackschichten aufgefrischt. Das Leder darunter wurde zumeist nicht mal berührt. Nach ein paar Monaten wird die Haptik der Sitze wieder trocken und spröde, weil die Anwendung eben nicht bis zum Leder reichen konnte. Ich habe besonders gute Erfahrungen mit dem besagten Ledermax LMX-Ledersoft #3.0 gemacht, weil es das einzige mir bekannte Produkt am Markt ist, das die Kollagenfasern im Leder erreicht, ihre durch Dehydration verklebte Struktur voneinander schafft zu lösen und das im Kern verlorengegangene Kristallwasser alternativ ersetzt. Das Produkt ist für alle Echtledersorten anwendbar, speziell auf Glattleder funktioniert es meines Erachtens besonders gut.

 

-Wie wende ich das Produkt richtig an?

Das Leder bitte gut vorreinigen. Optimalerweise nach dem Einsatz von Reinigern das Leder mit lauwarmen Wasser neutralisieren. Mit einem Schwamm das Lederöl gerne satt auftragen. Das Produkt bitte auf den Schwamm geben und damit dann gleichmäßig auf dem Leder verteilen (Stichwort: Pump-Saug-Effekt). Niemals das Lederöl direkt auf das Leder geben und niemals ein Mikrofasertuch für den Auftrag/Abtrag verwenden, da dieses abrassiv wirkt. Je nach Dehydration kriecht das Produkt nun ins Leder. Das braucht seine Zeit. Ich gebe dem Produkt immer rund 3-Stunden Zeit dafür. Zum Abschluss mit einem Baumwolltuch (z.B. kurzflooriges Küchentuch) nochmals sanft das Leder auspolieren für eine gleichmäßige Optik und ggf. Abnahme von Produktüberschuss. Idealerweise das Leder dann 24-Stunden ruhen lassen. Fertig.

 

Ich hoffe dir damit etwas weitergeholfen zu haben @Thrawn.

Wenn du noch fragen hast, schreibe mir gerne eine PN. 

Mit lieben Grüßen aus der Glanzabteilung,

 

Sarah

Du bist wieder einmal „Crazy“ in deiner ausführlichen Darstellung. ………Danke dafür 👍🏻

  • Gefällt mir 5

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