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Audi RS6 4F (C6) Massive Probleme mit Keramikbremsanlage


Marc W.

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Bereits in dem artverwandten Thread zum Nachfolger-RS6 (4G C7) mit Ceramic Bremse hatte ich 2017 schon berichtet, dass auch ich mit meiner Ceramic-Bremse am RS6 4F C6 massive Probleme hatte und jetzt auch wieder habe.

Anders als beim jüngeren 4G mit Brembo-Bremse sind aber nicht die Bremsbeläge das Problem, sondern beim 4F mit Alcon-Bremse die Bremskolben. Als bei mir 2015 der Defekt erstmals aufgetreten ist, gab es aber noch keine Lösung, außer dem Kompletttausch der Bremssättel (EUR 4.000). Dies sieht heute (2019) anders aus und das ist der Grund, warum ich diesen Thread schreibe.

 

Bei der Audi Ceramic Bremse (Hersteller Alcon) des RS6 4F gibt es ein großes Problem mit den 16 Bremskolben, diese sind aus verchromten Stahl. Die Chrome-Beschichtung ist aber eindeutig nicht Streusalz-resistent. Das führt dazu, dass der Chrome zwangsläufig Schaden nimmt, die Oberfläche der Bremskolben somit rostet und dann entweder die Dichtungsringe im Sattel zerstört (Austritt von Bremsflüssigkeit) oder die Kolben im Sattel fest gehen. Beides ist technisch ein Super-GAU und absolut gefährlich.

Tritt die Bremsflüssigkeit aus, kann man nur hoffen, dass dies nicht schlagartig geschieht, in jedem Fall lässt die Bremswirkung nach. Geht die Bremse fest, zerstört es eigentlich umgehend die Ceramic-Scheiben, was bei mir 2015 mit einer Laufleistung von nur 54tkm der Fall war und zu einer Reparatur i.H.v. über EUR 16.000 führte (Sättel/Beläge/Scheiben vorne komplett).

 

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Mit dieser Erfahrung habe ich nun jährlich meine Alcon-Bremssättel ausgebaut und die Bremskolben geprüft und gereinigt. Dies empfehle ich übrigens dingend jedem, der diese Bremse fährt. Letztes Jahr konnte man schon sehen, dass der Chrome beschädigt war, dieses Jahr war an den schadhaften Stellen Rost und somit nach weiteren 35tkm definitiv Handlungsbedarf.

 

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Die offizielle Lösung bei Audi sind wieder zwei neue Bremssättel, von Audi gibt es keinen Reparatursatz für die Bremskolben!!!

 

Wenn man im Internet recherchiert wird man heute aber schon sehr viel schlauer, als noch 2015:

 

So findet man z.B. bei ebay einen Reparatursatz für diesen Bremssattel (16 Kolben insgesamt, also benötigt man 2 Sätze), da dieser Reparatursatz alleine bis April 2019 bereits 46 mal verkauft wurde, ist eindeutig Bedarf zu erkennen. Zumal die Dunkelziffer der Kunden, die notgedrungen bei Audi neue Sättel kaufen noch deutlich größer sein wird.

Über den Verkäufer des Reparatursatzes bei ebay bin ich dann auch auf deren Homepage gestoßen und dort wird der Reparatursatz deutlich günstiger angeboten -> Reparatursatz für einen Alcon Bremssattel Audi RS6 4F (www.nbparts.de). Der Nachteil bei dieser Lösung ist, dass es sich sehr wahrscheinlich um die selbe Qualität und selbe Oberflächenvergütung wie beim Original handelt und somit ist das keine Dauerlösung. Wenn man diesen Weg geht, muss man also auch zukünftig regelmäßig kontrollieren und vor allem auch alle paar Jahre die Bremskolben wechseln.  

 

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Als Alternative habe ich einen Tuner aus dem Stuttgarter Raum gefunden, der die Bremskolben selber anfertigen lässt und dabei auf eine massive Edelstahllegierung (mehr möchte er nicht verraten) vertraut, es gibt also keine Beschichtung. Diese Lösung sei inzwischen in vielen Kundenfahrzeugen verbaut und zeigt auch nach Jahren weder Korrosion noch andere Probleme.

Nachteile: 

- er bietet die Bremskolben nur inkl. grundüberholter Sättel (im Austausch) an 

- die Kosten liegen somit etwa beim 4-fachen

- außerdem besteht die Zulassungs-Problematik, da es dafür kein Gutachten gibt

 

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Kurzer Exkurs zu den Bremsbelägen:

 

Im Zuge der grundüberholten Bremssättel habe ich meiner Bremse auch neue Beläge spendiert. Tatsächlich scheinen die von 2015 von der Mischung etwas weicher zu sein und sich entsprechend schneller abzunutzen, als jene, die 2010 im Werk verbaut wurden. Beim ersten Schaden bei 54Tkm hatten die Beläge noch ca. 30% Restdicke bis zum Verschleissensor, beim zweiten Schaden waren es dann mit einer Laufleistung von nur 34Tkm nur noch ca. 10% Restdicke.

Wenn man sucht, findet man im Netz auf dem Nachrüstmarkt auch schon Bremsbeläge für diese Ceramic-Bremsanlage (z.B. TRW) für +/- EUR 100,00 und somit sehr viel günstiger, als die Originalen über den Audi-Händler (EUR 600). Die Originalen werden übrigens von Pagid produziert.

Auch wenn TRW ein namhafter Hersteller und Erstausstatter ist, habe ich mich das nicht getraut. Eine Ceramic-Bremse bremst ja nicht durch Abrieb der Bremsscheibe, sondern dadurch, das Silikate aus der Bremsscheibe gelöst werde. Man kann also den Verschleiss nicht an Hand der Dicke ermessen, sondern nur im ausgebauten Zustand erwiegen. Entsprechend läuft hier ein anderer Prozess ab, als man es von gewöhnlichen Bremsen kennt und die Bremsbeläge müssen auch ganz anders funktionieren. Um dies mit einem Nachrüstprodukt zu testen, fehlte mir erstens wegen der Sicherheit und zweitens wegen der immensen Kosten von zwei möglichen, defekten Bremsscheiben der Mut.  

 

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Kein Alcon-eigenes Problem, z.B.

Titankolben oder hochvergüteter (Edel-)Stahl (mit Vorsicht zu genießen bzgl. Temperaturverhalten - mind. 50 HRC etc.) können Abhilfe schaffen. TÜV-Segen wäre mir in diesem Fall egal, denn wir reden ja nicht von nachgebautem Billigschrott, sondern in Serie verbauter & verbesserungswürdiger Güteklasse.

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Aha, jemand wo was von Metallurgie versteht ?.

Titan eher nicht aber Edelstahl (Duplexstähle) gehen. 

HRC ist nicht nötig aber hochzäh ist von Vorteil. Der Wärmeausdehnungskoeffizient muss mit dem Bremssattelmat. identisch sein (ähnlich). 

  • Gefällt mir 3
vor 17 Stunden schrieb Andreas.:

Titankolben oder hochvergüteter (Edel-)Stahl (mit Vorsicht zu genießen bzgl. Temperaturverhalten - mind. 50 HRC etc.) können Abhilfe schaffen. 

 

Ich hatte einen Bremskolben von Brembo in der Hand, da dieser vom Durchmesser (30mm) aufs Hundertstel passen würde, aber leider 4mm zu kurz ist. Insofern waren Brembo-Bremskolben leider keine Option. Was aber in dem Zusammenhang spannend war, ist der Werkstoff der Brembo-Bremskolben (Titan-Legierung??), diese wiegen max. 30% der Alcon-Bremskolben und machen einen deutlich hochwertigeren Eindruck. Offensichtlich hat Brembo zumindest in diesem Punkt einen deutlichen Technologie-Vorsprung.  

 

Die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der Sättel mit den Original Bremskolben und den neuen aus einer Edelstahl-Legierung habe ich mit dem "Tuner" ebenfalls besprochen. Er hat mir versprochen, dass er das bedacht hat, da er Ingenieur ist, gehe ich davon aus, dass er das notwendige Wissen haben sollte. Ein Restrisiko bleibt natürlich dennoch, die original Bremskolben halte ich aber für deutlich gefährlicher.  

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Spannendes Thema.

 

Hatte bei meinem Roten auch die Bremssättel überholt (CCM-Brembobremsanlage vom 612er) und die Kolben der Sättel sahen aus wie bei Dir. Habe dann Edelstahlkolben von HE bekommen (Brembo legt sich leider mit Ersatzteilen oder Infos ziemlich quer) und habe bislang (erst rund 600km) keine Probleme.

 

 

 

 

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vor 2 Stunden schrieb Marc W.:

aus, dass er das notwenige Wissen haben sollte

Hoffentlich für dich nur ein Vertipper und kein böses Omen :) Drück dir die Daumen, dass die Kolben einfach nur funktionieren!

  • Gefällt mir 1
vor 13 Stunden schrieb Marc W.:

...ist der Werkstoff der Brembo-Bremskolben (Titan-Legierung??)

Ok, dachte eher an vernickelte Alukolben.

 

Das war bei mir die Überlegung, die Kolben bearbeiten und neu vernickeln lassen. Falls alle Stricke reissen und kein Ersatz zu bekommen gewesen wäre.

vor 12 Stunden schrieb E12:

Spannendes Thema.

 

Hatte bei meinem Roten auch die Bremssättel überholt (CCM-Brembobremsanlage vom 612er) und die Kolben der Sättel sahen aus wie bei Dir. Habe dann Edelstahlkolben von HE bekommen (Brembo legt sich leider mit Ersatzteilen oder Infos ziemlich quer) und habe bislang (erst rund 600km) keine Probleme.

 

Wartung-20.19.JPG

 

Interessant sind in dem Zusammenhang die seitlichen Bohrungen an dem Bremskolben. Meine neuen Kolben haben ja so eine Art "Burgzinne", also mit Einkerbungen. Der Ingenieur erklärte mir das sei für die Wasserabführung zwischen Kolben und Bremsbelägen.

Ich hatte das zuvor noch nirgendwo gesehen und jetzt gleich zwei Lösungsansätze, scheint was dran zu sein.

vor 2 Minuten schrieb E12:

Ok, dachte eher an vernickelte Alukolben.

 

Zu leicht, vom Massen-Gewichtsverhältnis habe ich sogar an eine Magnesium-Legierung gedacht. Das ist ähnlich, wie bei den Radhutmuttern beim 911er, man hat ein Stück Metall in der Hand und ist völlig überrascht, wie leicht es ist.

vor 25 Minuten schrieb Marc W.:

Interessant sind in dem Zusammenhang die seitlichen Bohrungen an dem Bremskolben. Meine neuen Kolben haben ja so eine Art "Burgzinne", also mit Einkerbungen. Der Ingenieur erklärte mir das sei für die Wasserabführung zwischen Kolben und Bremsbelägen

Die seitlichen Bohrungen sind in einem Deckel der in den Kolben "eingeklippst" wird. Das niedrige Gewicht führe ich eher darauf zurück dass die Kolben innen ausgedreht sind, wie auch Stahlkolben. Die seitlichen Bohrungen in den Deckeln werden auch zur Kühlung verwendet, wurde mir zumindest so erklärt.

 

Aber das mit dem Kolbenmaterial ist interessant. Mal sehen evtl. kann mir in einem Nachbarinstitut einer eine Materialanalyse machen - zumindest grob.

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Zitat

Die seitlichen Bohrungen sind in einem Deckel der in den Kolben "eingeklippst" wird. Das niedrige Gewicht führe ich eher darauf zurück dass die Kolben innen ausgedreht sind, wie auch Stahlkolben. Die seitlichen Bohrungen in den Deckeln werden auch zur Kühlung verwendet, wurde mir zumindest so erklärt.

 

Auch die Stahlkolben der Alcon-Bremse sind innen ausgedreht und haben in etwa die selbe Wandstärke, wie die viel, viel leichteren Brembo-Kolben, insofern muss es am Material liegen.

 

Damit sind die Kolben also eine Dose?! Der Deckel ist offenbar nach innen geschlossen, aus welchem Material ist der Deckel? Der Deckel befindet sich auf der Seite der Bremsbeläge oder auf der Seite der Bremsflüssigkeit?

vor 5 Minuten schrieb Marc W.:

Damit sind die Kolben also eine Dose?! Der Deckel ist offenbar nach innen geschlossen, aus welchem Material ist der Deckel? Der Deckel befindet sich auf der Seite der Bremsbeläge oder auf der Seite der Bremsflüssigkeit?

Ja, die Kolben haben eine Becherform und die Deckel mit den Bohrungen befinden sich auf der Seite der Beläge.

 

Habe es eben probiert: Die Deckel sind magnetisch. Nachdem diese aber keine Korrosionsspuren haben werden sie aus irgendeiner oberflächenbehandelten Stahllegierung sein.

Spannende Konstruktion, dann werden die Löcher aber die selbe Funktion haben, wie meine Burgzinnen, Wärmeabfuhr der Stauhitze im Bremskolben und gleichzeitig Feuchtigkeitsabfuhr (Dampf).

 

Haben Deine Bremskolben auch keine Staubmanschette? Vorher kannte ich nur Bremskolben mit Staubmanschetten, meine Alcon-Keramik-Bremse ist die erste Bremsanlage ohne.

Bei meinen Brembos sind pro Kolben 2 Dichtringe eingesetzt, unterschiedlich dimensioniert. Einer mit der Funktion des Kolbenrings (abdichten) und der zweite als Schmutzbarriere, als Ersatz für die Funktion einer Staubmanschette. Eine Staubmanschette im herkömmlichen Sinn nicht.

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vor 15 Stunden schrieb Marc W.:

Die Alcon-Sättel sind übrigens laut Prägung aus einer AlSi7Mg Legierung und trotzdem unglaublich schwer. Ich werde morgen mal einen wiegen. 

Gerade gewogen, ein Sattel wiegt ohne Bremsbeläge unglaubliche 8 kg... :o

vor 19 Minuten schrieb E12:

Bei meinen Brembos sind pro Kolben 2 Dichtringe eingesetzt, unterschiedlich dimensioniert. Einer mit der Funktion des Kolbenrings (abdichten) und der zweite als Schmutzbarriere, als Ersatz für die Funktion einer Staubmanschette. Eine Staubmanschette im herkömmlichen Sinn nicht.

Diese Konstruktion entspricht dann zu 100% den Alcon-Sätteln.

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vor 51 Minuten schrieb E12:

Sind die Alcon-Bremsen konstruktiv ein Bremboprodukt, nur aus Alconfertigung, oder umgelabelte Brembos?

Das glaube ich nicht, die Bauform und Konstruktion (Anzahl und Anordnung der Kolben) ist komplett unterschiedlich.

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