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Fahrbericht neuer Morgan Threewheeler


Stig

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Schon mehrmals an Autoausstellungen genau betrachtet, bin ich nun einen Schritt weiter gegangen und habe bei bestem Herbstwetter mit dem neuen Morgan Threewheeler eine ausgiebige Testfahrt gemacht.

Vom Marken-Vertreter ansprechend präsentiert stand das Ding im Showroom und faszinierte mich schon gleich beim allerersten Anblick: auffällig schöne Details sowie kaum (billige) Komponenten, die nicht auf einen echten Oldtimer hindeuten würden. Aber was ist es eigentlich? Auto? Motorrad? Optisch als "weder noch" einzustufen, irgendwas dazwischen. Konzeptionell eigentlich ähnlich wie ein Trike, wobei das Trike praktisch ein Motorrad mit Automotor und der Threeweeler ein "Fahrzeug mit Motorradmotor" ist. Egal, zugelassen ist der Threeweeler jedenfalls als Motorrad, kann aber auch nur mit dem Automobil-Führerschein gefahren werden.

Innenraum, oder besser das Cockpit:

Aufgrund fehlenden Türen erfordert die Sitzprobe etwas Beweglichkeit, erst einmal Platz genommen fühlt man sich dann aber recht wohl. Für fülligere Staturen sicher etwas beengt, jedoch lässt sich die Pedalerie in 3 Stufen verstellen, womit wohl auch Grossgewachsene eine akzeptable Sitzposition finden werden. Sitzbank lässt sich nicht verstellen, ebenso nicht das riesige Lenkrad. Auch schon aufgrund der Armaturen fühlt man sich eigentlich fast mehr wie in einem alten Flugzeug als in einem Auto.

Schalthebel liegt gut zur Hand und ist nebst der der kleinen und unauffälligen Digitalanzeige für Tank das einzige, was nicht auf ein mind. 60jähriges Auto, entschuldigung Fahrzeug, hindeuten würde.

Die ersten Meter:

Aufgrund "moderner" Elektronik ein unkompliziertes Startprozedere: Schlüssel drehen, Startknopf drücken und es rattert und knattert. Harley-Fahrer wird der Klang nicht unbekannt vorkommen, stammt der Motor ja vom Custombike-Hersteller S&S.

Klingen tut das Ding jedenfalls so, wie man sich das vorstellt; ziemlich ungedämpft und richtig kernig. Auch hier deutet wiederum nichts auf ein "modernes" Fahrzeug hin, es klingt wie anno 1930.

Erster Gang rein - hier überrascht ein äusserst präzises und leichtgängiges Getriebe aus dem Mazda MX5 - und ab gehts. Als erstes merkt man, dass man kaum Gewicht bewegt, der Hersteller spricht von weniger als 500kg, so fühlt es sich auch an. Schwierig einzusehen ist übrigens das rechte Vorderrad, was das Rangieren nicht ganz einfach macht.

Sehr schnell fällt dann auf, dass die kleinen Scheiben den Wind kaum davon abhalten, sich über die Frisur herzumachen und einem bereits bei Bummeltempo ordentlich durchlüften. Eine gute Brille oder noch besser eine Lederkappe wäre hier sicher von Vorteil.

Bedienkräfte sind gering, die Gänge flutschen perfekt durch die Gasse, Lenkung ist sehr direkt, das Fahrwerk erwartungsgemäss sehr straff.

Schnell fällt auf: das Ding fällt auf!! Bei Passanten und anderen Verkehrsteilnehmer verursacht der Morgan etwa so wie Beachtung wie ein Formel-1 im Strassenverkehr! Es dreht sich wirklich JEDER/JEDE danach um, leider konnte ich es nicht fotografieren, aber ich hatte sogar das Gefühl, dass das Hündchen einer älteren Dame kaum aus dem Staunen rauskam… Jedenfalls trägt auch die Akustik dazu bei, dass man wahrgenommen wird. So solls sein.

Nach einer Eingewöhnungsphase war dann auch der Motor auf Betriebstemperatur. Wahnsinnig schnell ist das Ding natürlich mit ca. 80-100ps nicht, trotzdem kann man ziemlich zügig über Landstrassen fegen. Immer etwas auf der Suche nach Traktion ist das Riemen angeriebene Hinterrad, was auch zu wilden, aber stets beherrschbaren Drifts verleitet. Was mir wichtig war: Man fühlt sich eigentlich nie unwohl oder „gefährdet“. Im Threewheeler fühlt man sich deutlich sicherer als auf einem Motorrad oder Trike. Bremsen tuts auch ganz gut.

Auf alle Fälle mach das Ding einen riesen Spass, egal ob beim cruisen oder auch beim zügigen Befahren von Landstrassen. Autobahn hab ich nicht probiert, ist auch sicher kein grosses Vergnügen damit.

Hab ich mich verliebt?

JA! Ungern brachte ich nach einer Dreiviertelstunde dann das Ding wieder dem Händler zurück, eigentlich wäre ich gerne noch den ganzen Tag weiter durch die schöne Landschaft geknattert. Wohl meinem Grinsen anzusehen, merke der Händler dann schnell, dass ich mich für einen Threeweeler begeistern könnte und zeigte mir die tollen Konfigurationsmöglichkeiten, die Morgan für dieses Modell bietet. Auch toll, zum Auto wird sogar ein in edlem Leder gefasstes Fotoalbum über die Produktion des eigenen Fahrzeugs mitgeliefert.

Allgemein finde ich das Marketing von Morgan sehr interessant, ob vom Web-Auftritt oder über Fan-Artikel scheint mir alles recht durchdacht und deutet eigentlich nicht auf einen uralten, knorrigen und noch unabhängigen Kleinstserienhersteller hin. Marken wie Lotus oder Caterham könnten da sich ein gutes Beispiel nehmen.

Fazit:

Extrem viel Fahrspass, sehr viel Individualität und was absolut Besonderes. Sicher nicht ganz billig, vergleicht man aber, was eine Harley (oder ein Trike) kostet, liegt der Preis für einen Threeweeler im Rahmen. Ich vermute jetzt mal, dass der Wertverlust hier auch nicht allzu gross sein wird. Sympathisch finde ich, dass es sich hierbei nicht um „Retrokitsch“ handelt, wie es zur Zeit die Amis mit ihren Musclecars machen. Beim Threeweeler scheint es mir so, als hätte Morgan ihn nach einer kurzen Pause von 60 Jahren ganz leicht modernisiert und wieder in Produktion genommen.

Die Frage, die ich mir aber stelle: Wie oft fährt man so einen Threeweeler? Grundvoraussetzung ist wie beim Motorrad: schönes Wetter. Mittlerweile gibt’s zwar optional Sitzheizung (!), Regen möchte ich dem Fahrzeug (und dem Fahrer) aber nicht zumuten. Hartgesottene mit entsprechender Kleidung werden ihn sicher bei fast jeder Witterung fahren wollen, ob dann das aber Spass macht?

Als Zweitauto macht dieser Morgan daher nicht Sinn, eher als Dritt- oder gar Viertauto. Alternativen sehe ich nur im Bereich Caterham Seven (Einstiegsmodell), theoretisch auch im Bereich Trike, wobei dies definitiv nicht meine Welt wäre.

Bei wem ich Interesse geweckt habe, kann ich nur eine Probefahrt empfehlen! Lieferfrist beträgt übrigens rund ein halbes Jahr. Wer jetzt bestellt, hätte den Threeweeler pünktlich zum nächsten Frühling!

Weitere Infos:

http://www.morgan3wheeler.co.uk/home.html

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Toller Bericht! Und, hast Du schon bestellt?

Danke!

Nein, noch nicht. Fühl mich hin- und hergerissen.

Bin aber gerade am "umstrukturieren" meines Fahrzeugparks, wo dann so was wie der Threewheeler gut passen würde.

Morgan kommt aber ganz klar in die engere Wahl meines nächsten Fahrzeugkaufs.

Vielen Dank für Deine Eindrücke - ich hatte vor kurzem auch die Gelegenheit, mit einem Threewheeler mitzufahren, hinter das Lenkrad passe ich leider definitiv nicht - jedenfalls beim Serienmodell.

Der Händler hat aber eine Variante für - wie mich - anormal lange Menschen entwickelt, die werde ich demnächst hoffentlich ausprobieren können.

Meine Eindrücke decken sich zu 100 % mit Deinen, ich finde das Fahrzeug hinreißend, eben kein Motorrad und vor allem auch kein Trike, für mich eine der fiesesten Arten, einen Käfer zu zerstören, sondern ein ganz eigenes, morganspezifisches Produkt mit einer sehr symathischen Ausstrahlung.

Aber auch mir stellt sich die Frage: Was macht man damit?

Das Fahrzeug taugt wirklich nur für sehr wenige Gelegenheiten, eigentlich nur für eine sehr ausgiebiges Brötchenholen am Sonntag um 7.00 Uhr, wenn man nicht trödelt ist man dann um 10.00 Uhr zum Kirchgang wieder daheim...

Oder als reines Spaßmobil in der Garage des Feriendomiziles.

Aber unglaublich viel Spaß macht der Threewheeler in jedem Fall!

Begeisterte Grüße, Hugo.

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Toller Fahrbericht, macht richtig Lust auf den 3 Wheeler. :-))!

Ich habe mir gerade mal die Homepage angeschaut, ist wirklich top was Morgan da bietet. Caterham könnte sich wirklich mal eine Scheibe von abschneiden...

Und die Individualisierungsmöglichkeiten sind beim 3 Wheeler ja fast unendlich. :-o

Wieviel kostet die Kiste fahrfertig in Deutschland?

Noch was zur Qualität des 3wheelers:

Gravierende Qualitätsmängel habe ich keine entdeckt. Im Gegenteil: es macht mir alles einen effektiv liebevoll verarbeiteten Eindruck, ebenso überraschten mich die hochwertigen Materialien, wie beispielsweise die Lederabdeckung des Kofferraum-Scharniers.

Allerdings vernahm ich, dass es bei ganz frühen Modellen zu einigen Problemen kam, inkl. Querlenker die brechen könnten!

Ich gehe aber mal davon aus, dass auch Morgan auf solche Probleme umgehend reagieren würde und das dies bei aktuell produzierten Modellen besser sein wird.

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Schönes Video, Danke!

Stig, Du hast schon die Tasche, ich habe schon die Lederkappe...

Der Threewheeler ist einfach genial, wie ich sowieso finde, daß Morgan unter Charles Morgan sich sehr gut weiterentwickelt hat, neue Produkte, die zwar in der Tradition der klassischen Morgans stehen, aber eine sehr eigene, zeitgenössische Ästhetik haben und sich phantastisch fahren, so ein Aero8 ist schon ein ernstzunehmender Sportwagen und hat natürlich eine ganz andere Heritage als ein Wiesmann, ich denke, daß Morgan einer der wenigen unabhängigen Autohersteller bleiben wird.

Begeisterte Grüße, Hugo.

  • 2 Jahre später...

Hallo Allerseits

 

Mach keinen neuen Thread auf, deshalb hier weiter. Es gibt ja wirklich wenig hier im Forum zum kleinen Dreirad aus England.

Mich fasziniert der Threewheeler schon seit seinem Erscheinen. Seine Schrulligkeit und dieses Wertfreie Image gefallen mir ausserordentlich.

Konnte jetzt endlich mal am Samstag eine ausgedehnte Probefahrt machen und was soll ich sagen:

Anfangs erschrocken, wie katastrophal das Fahrverhalten ist, kurz darauf verliebt in das Katastrophale Fahrverhalten :)

 

Katastrophal ist vielleicht der falsche Ausdruck, "Speziell" trifft es wohl eher.

Bin das aktuelle Modell mit dem verstärkten Rahmen und einem speziellen, einstellbaren Fahrwerk gefahren und auch brauchbare Reifen waren montiert.

Die Lenkung braucht einiges an Eingewöhnungsphase, finde ich. Getriebe ist absolut top, selten soviel Spass beim Schalten gehabt.

Motor schüttelt und rüttelt wie sau, klanglich finde ich ihn aber nicht berauschend. Der montierte Sportauspuff macht ordentlich bumms, allerdings klingt der Motor irgendwie immer gleich. Nutzbares Drehzahlband aber recht breit.

 

Die Bremsen brauchen halt einen ordentlichen Tritt, aber verzögern dann auch gut.

 

Ein wirklich tolles Gerät zum verlieben :)

Kann mich momentan noch nicht für eine Farbe entscheiden ;)

 

Meine Frage nun an euch, gibt es hier andere M3W Besitzer, welche Erfahrungen mit dem Auto sammeln konnten und mir ein paar Hinweise und Tips aus dem Alltagsleben mitteilen können?

 

Wäre euch dankbar.

 

Gruss aus der Schweiz


Roman

 

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  • 3 Wochen später...

Ich hatte den Wagen lange nicht auf dem Radar. Herrlich!

 

An alle Eigner: habt ihr damit schon einmal eine längere Reise durchgeführt?

 

Ich könnte mir vorstellen, damit die Alpenpässe zu durchqueren, im nebeligen Herbst.

Meiner müsste in Silberpfeilsilber sein, oder in unigrün, innen gerne schwarzes Leder in der nicht-Rhomben-Steppung, ein patiniertes Holzlenkrad, Schwarz lackierte Speichenfelgen.

 

Natürlich muss man vorsichtig sein und darin nicht sitzen wie in einem Kostümfest, also eine Snoopy-der-Pilot-Lederjacke, sondern einen Field Coat von XXXXXXX (zensiert, damit mein anglophiler Stalker nicht gleich wieder Herzrasen kriegt), Strickmütze statt Lederhelmchen. Brille muss wohl sein.

 

Hm, dann zwei Thermoskannen, vielleicht gar eine Wärmflasche oder ein Heizelement, und eine schwere Decke aus Wolle für Fahrer und Beifahrer. Die Route, beginnend im Morgennebel des Vierwaldstätter Sees, geht von Pass zu Pass, Grimselhospitz, Furka, Nufenen, Nebenstrecken. Wetter sollte gelegentlich schön sein, leichter Nebel ware besser.

 

Vielleicht macht man so eine Reise sogar besser alleine als zu zweit, wobei das Cockpit des Wagen schon gut ware zu zweit. Eher mit einem Freund als mit einer Frau.

 

Hm, kann man so einen Wagen wohl irgendwo mieten?

Ja, bei Leberfinger in HH, kennt jemand ggf noch einen Anbieter in den Bergen? Alpennähe?

Hab einen gefunden!

  • Gefällt mir 1
Am 1.10.2013 um 07:30 schrieb Stig:

Also ich hab schon langsamere gesehen: :)

 

 

 

 

Bei 8.10min wirds etwas "rumplig"...

Beim Klausenpass Memorial im Jahr 2002 hat ein Mensch namens Bill Tuer aus Liverpool immerhin die Tagesbestzeit mit einem alten Threewheeler gefahren :applaus:

Bei  meinem diesjährigen Besuch in der Factory durften wir auch die Produktion der Threewheeler besuchen.

Ich nehme mal an, ich darf die Gemeinde mit Fotos belästigen?

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Angesichts des Tanks auf den ersten beiden Bildern drängt sich mir allerdings die Frage auf wie weit man da mit einer Füllung kommt? Zum Brötchenholen bis zum Bäcker und zurück? ;)

vor 2 Stunden schrieb Kauder:

.

 

Field Coat von XXXXXXX (zensiert, damit mein anglophiler Stalker nicht gleich wieder Herzrasen kriegt), .

Wer mag das denn  nur sein?

vor 2 Stunden schrieb Kauder:

 

Hm, dann zwei Thermoskannen

 

mit welchem Inhalt?

 

Eher mit einem Freund als mit einer Frau.

Wie wahr!

vor 2 Stunden schrieb Kauder:

 

 

Sehr emotional geschrieben, man sieht Dich praktisch davon sausen.

 

Mit besten Wünschen für die Fahrt-

S.R.

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  • Gefällt mir 1

Rinderkraftbrühe und Tee, statt Beifahrer lieber das (leichte) Gepäck (Canvas-Keepall des englischen Herstellers XXXXX) in den Fußraum.

 

Die Ödnis bis Luzern muss irgendwie überbrückt werden, leider stehen ja kaum noch flotte Anhalterinnen am Straßenrand.

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