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Der Pirelli Anschlag


MarioRoman

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Der Tag hätte so schön sein können. Doch „was für ein Verkehr!“. Viertel vor sechs und es gibt kein Vorankommen in der allseits beliebten Feierabend Rush Hour. Genervt trete ich bei jedem Ampelgrün das Gaspedal bis zum Anschlag; wohl wissend, dass dies morgen auf der Tagesordnung steht.

Heute sehe ich allerdings bei jeder neuen roten Ampel einen grinsenden Corsa-Opi in meinem Rückspiegel, der trotz Schneckentempo immer wieder mein Heck beehrt. Bei dem Gedanken an morgen setzt sich allerdings schon merklich Adrenalin frei…

Warum?

Drei Namen, ein Ort: MX-5, RX-8, 6 MPS .... Hockenheimring.

Drei Mazda, die einfach nur viel Freude und mitunter auch „schlimme“ Fantasien in die Köpfe benzindurchbluteter Männer bringen können. Schließlich sind wir nicht hier, um Rundenrekorde zu schlagen, sondern um herzbeseelt und mit aller Schadenfreude Donuts und stinkendes Reifengummi in den Boden zu gravieren. Welchem Mann das keine Freude macht, darf sich gern die Sissi-Trilogie doppelt auf DVD ordern.

Besonders neugierig macht mich der allradangetriebene Mazda 6 MPS mit 260 „Potenz-Pferdchen“. Absolute Vorfreude verspricht allerdings einer meiner Nippon-Favourites, der Mazda RX-8. Über 230 PS Wankel-Power. Aber auch der „Ladylover“ MX5 wird bestimmt seine Anhänger finden.

All diese spaßigen Autos werden am morgigen Tag intensiv von über 30 Auto-Journalisten brutal über den Ring „geprügelt“- bis die Ventile uns scheiden.

Hockenheim, Ort der Begierde. Zum ersten Mal in diesem Jahr sehe ich unwettergeplagtes Nordlicht der Frühlingssonne ins Gesicht. Ob mir jetzt das Vogelgezwitscher zu Zeiten von H5N1 eine Freude bereitet, sei mal so dahingestellt. Das übernehmen dafür die Werkzeuge männlicher Befriedigung in Sachen Vortrieb - gut und gerne 50 Mazda RX-8, MX-5 sowie Mazda MPS mit frischen Pirelli-Reifen bestückt. Nach einem kurzen „Hello“ geht es in die Boxengasse, wo zehn MX-5 für uns bereitstehen.

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Der neue MX-5 wirkt auf jeden Fall anders; ob zum Vorteil, kann wohl nur der individuelle Geschmack entscheiden. Jedenfalls fiel es mir schwer, das neue Facelift als ebenso elegant zu deuten wie den Vorgänger. Das geht mir häufig so bei neuen Modellen. Setzt man sich erstmal rein, kommt man sich etwas eingeengt vor - jedoch macht die Enge heute Sinn, wie die nächsten Runden beweisen werden.

„Wir drehen zunächst ein paar Proberunden, um die Strecke kennen zu lernen“, ruft uns der Instructor zu und verschwindet dann sofort mit Vollgas aus der Boxengasse. "Ist klar", denke ich nur noch und drehe den vorgewärmten Motor gleich hoch, um Anschluss zu bekommen. Der MX-5 fährt sich klasse. Souverän meistert er jede Kurve. In die höheren Gänge komme ich eigentlich nur in der Start- und Zielgeraden. Das Hochdrehen dieses quirligen Roadsters bereitet mordsmäßig viel Spaß. Gaaanz zufällig erblicke ich den DSC-Knopf , den ich natürlich sofort betätige. Ein gelbes Licht in der Instrumententafel zeigt dem Fahrer: "Du bist jetzt ein freier Mann, gib Stoff, habe Spaß und lass es quietschen!" Doch auch in den Grenzbereichen ohne DSC behält der MX-5 ein kühles Heck und übersteuert nicht übermäßig. Er bleibt immer gut beherrschbar und ausbalanciert. Dieses Auto ist durch und durch prima zu handeln und mit der Motorisierung von 160 PS ist der MX-5, seinem Segment entsprechend, ausreichend bestückt.

Zum coolen Sommercruisen in deutschen Großstädten mit stylischer Sonnenbrille und aufgedrehter Bose-Anlage eignet sich der Kleine auf jeden Fall.

Kupplung stinkt, Bremsscheiben glühen - der Journalist, der neben mir Platz genommen hatte, ist nicht mehr in der Lage, eine Runde zu drehen. Eine gewisse Bleiche ist seinem Gesicht anzusehen und nach unserer MX-5-Tour ist er nicht mehr willig, in irgendein Auto einzusteigen. Weichei! Um so mehr bleibt für den Rest der Horde.

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Und deren Gier wird sogleich gestillt. Es geht in die nächsthöhere PS-Klasse. Der RX-8 erwartet uns in der 231 PS Wankelmotorisierung. Keine Pause. Einmal Sitz eingestellt, schon braust der Instructor wieder mit vollem Karacho in Richtung Ring. Großartige Unterschiede zu einem normalen Benziner sind hier nicht zu spüren, außer dass der Wagen mit einem etwas anderen Geräusch startet. Das Interieur ist gut verarbeitet und wirkt übersichtlich. Das Navigationssystem, welches aus der Mittelkonsole gleitet, befindet sich auf guter Höhe - und ich traue meinen Augen kaum: Der Ring ist mit jeder Kurve im Navi eingezeichnet. So weiß ich wenigstens, in welcher Kurve ich mich besonders quietschend fortbewegt habe. Mit angeschaltetem DSC ist der RX-8 schwer aus der Ruhe zu bringen. Ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit hätte ich mir hier schon gewünscht, schließlich ist dies ein Sportwagen. Macht nix , DSC aus und schon ist es wesentlich schwieriger, in enge Kurven zu gehen ohne auszubrechen. Bringt Spaß, benötigt aber etwas Übung - da ich Schwierigkeiten habe, den Wagen im richtigen Schwerpunkt um die Kurven zu bringen. Im Gegensatz zum Konkurrenten Nissan 350Z bricht der RX-8 erst aus wenn er in den Limit-Bereich kommt, was mitunter sehr überraschend passiert und vor allem mit voller Wucht. Nach einigen Runden bekommt man dies jedoch gut gemeistert. Drehzahltechnisch ist erst bei knapp 9.000 Touren Schluss. Ein Piep-Signal unterlegt dies deutlich.

Kommen wir zur absoluten Neuvorstellung Mazda 6 MPS. Auf den ersten Blick wirkt er sportlich, jedoch zu schlicht um in der Menge wirklich groß aufzufallen. Die Form des momentanen Schmuckstücks in Sachen Design bleibt bei Mazda immer noch der RX-8. Nun zum Check: 260 Turbo-PS auf vier Räder verteilt - der Traum eines jeden kombigeplagten Familienvaters. Wollen wir doch mal schauen, ob der 6 auch wirklich das hält, was er verspricht. Der Motor springt leise an und bewegt sich soundtechnisch eher im Hintergrund. Was Sinn macht, schließlich ist dieses Auto ja als Langstreckenauto für den Alltag konzipiert worden. Kurz bevor ich losfahren will, kommt der Instructor zu mir: „Zur Info, das DSC bleibt bitte während der ganzen Fahrt angeschaltet.“ Noch während er diese Worte zu Ende spricht, gleiten meine Finger unbemerkt zum DSC Schalter. Gerade noch davongekommen.

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Kaum auf dem Ring vermag ich es nicht zu glauben, das Teil macht eine Mordsgaudi. Ohne Erbarmen pumpt der Turbolader in jeden Gang gnadenlos Power. Das Sechsgangschaltgetriebe ist kurz übersetzt und animiert praktisch dazu, immer einen Gang niedriger zu schalten als eigentlich nötig. Jede Kurve wird mit einem leckeren Reifenquietschen beantwortet. Der MPS schiebt sich immer ein bisschen nach außen, aber kaum hat er wieder ein wenig Grip, schießt er aus der Kurve wie eine Pistole. Ich schalte in der Geraden das Radio ein und Bryan Adams rockt mit „Summer of 69“ das Bose-System.

Nun wird es langsam Zeit zu sehen, wie der MPS 6 ohne elektronischen Assistenten vorankommt. Der unauffällige Finger lässt die Räder tänzeln. In den Kurven wird es etwas hektischer, der MPS untersteuert nun mehr - Allrad lässt grüßen. Ansonsten freut sich der Kameramann in der großen Kurve immer, wenn ich ankomme und mit Karacho das Gummi in den Boden schleife. Mit Bedauern fahre ich wieder in die Boxengasse - schweren Herzens lasse ich Dich allein, mein MPS- Herzblatt. Ein letzter sehnsüchtiger Blick- dann trennt uns die Mittagspause.

Doch ich habe leider keine Zeit, mich am leckeren Buffet zu bedienen. Für mich steht jetzt eine weitere Tortour an. Zusammen mit einer Rallye-Fahrerin setze ich mich in einen offenen MX-5, um Aufnahmen des RX-8 in Aktion zu schießen. Nach den ersten zwei Kurven, rückwärtssitzend und fotografierend, bin ich sehr froh darüber, nichts zu mir genommen zu haben. Sechs Runden lang fotografiere ich den wahnsinnigen RX-8-Fahrer, wie er mit Volldampf jeden noch so kleinen überstehenden Grashalm mit einem Drift von der Fahrbahn wegkickt. In der Boxengasse küsse ich innerlich den Boden, auf dem ich wieder stehe.

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Nach ein paar Slalomrunden steht noch Driften auf dem Programm. Driften im RX-8 auf feuchtem Asphalt. Klingt easy, ist es aber leider irgendwie nicht. Runde um Runde versuche ich einen glatten Drift hinzubekommen. Zweimal gelingt es mir, jedoch bedeutet ein misslungener Drift für mich ja nicht gleich, den Fuß vom Gas zu nehmen. Einmal von der Fahrbahn abgekommen, wird der Tritt ins Gaspedal noch erhöht, um mit einer 360°-Drehung wieder Richtung Fahrbahn manövriert zu werden. Das gibt mir den ultimativen Kick, allerdings ist der Übungsleiter davon weniger begeistert und fordert mich auf, das Pedal ein wenig behutsamer zu treten. Aber wenn es doch Spaß macht? Selbst die anderen, wesentlich älteren und erfahreneren Journalistenhasen, hatten arge Probleme mit dem nassen Drift-Ring. Der RX-8 braucht einen gut dosierten Fußtritt - alles andere ist Zeitverschwendung bei abgeschaltetem DSC.

Zusammen mit zwei Kollegen werden wir im MPS- Shuttle zum Frankfurter Flughafen gebracht, um dann voller Vorfreude ins verschneite Hamburg zu fliegen. Ich steige in mein Auto ein und spüre immer noch Hockenheimadrenalin in mir. An der Ampel lasse ich meinen Flitzer hin und herwedeln, nur um festzustellen, dass ein alter Bekannter mich wieder von Rotlicht zu Rotlicht begleitet. Der grinsende Corsa-Opi...

Text / Fotos: Mario- Roman Lambrecht

Quelle: http://www.prestigecars.de

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Nicht nur gewohnt tolle Bilder (leider zu klein *g*) sondern auch noch ein toll geschriebener Bericht!

Wenn es jetzt noch Autos aus deutschen Landen wären *engstirnigbin* :-))!

Es scheint dir ja eine Menge Spass gemacht zu haben. Toll!

Gruß Benny

Ja.. und es ist mein allererster Bericht im übrigen. Es war einfach eine Mordsgaudi. Bin halt Japsen Fan. Auch wenn ich dieses WE was hochkarätiges mit blau weißen Propeller am start haben werde ;-)

Zum coolen Sommercruisen in deutschen Großstädten mit stylischer Sonnenbrille und aufgedrehter Bose-Anlage eignet sich der Kleine auf jeden Fall.

einspruch! für diese zwecke wird exklusiv ein slk gebaut...:wink:

ach meinst du dieses sauschwere klappwunder das sich allen ernstes noch roadster nennt? ;-)

genau!

"Mit Roadster wurde ursprünglich die offene Karosseriebauform eines zweisitzigen Sportwagens bezeichnet, welcher über kein festes Dach oder klappbares Verdeck verfügte, jedoch zur Not mit einfachen Hilfsmitteln geschlossen werden konnte. Roadster dienen vorwiegend dem Fahrspaß, Komfort tritt zu Gunsten eines niedrigen Gewichts in den Hintergrund." (vgl. wikipedia)

aber mercedes prägt ja auch den begriff des viersitzigen coupés...

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Geschrieben
Geschrieben

Hallo MarioRoman,

 

schau doch mal hier zum Thema Auto Testberichte (Anzeige)? Eventuell gibt es dort etwas Passendes.

 

Der V16 Motor zum Selberbauen (Anzeige) ist auch genial.

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