Diesmal schlägt’s nicht 13, hier schlägt es genau achtmal. Der kleine Pfaffenhausener Automobilhersteller RUF brachte heimlich, still und leise eine Riesensensation mit zum Genfer Auto-Salon: Eine Porsche 911er Karosserie mit eigens entwickeltem 4,5 Liter V8-Motor. Willkommen im RUF RGT-8 mit 550 PS und 500 Newtonmetern Drehmoment, entworfen von einem ehemaligen DTM- und Formel 1-Motorentechniker.

RUF RGT-8

Bild 1 von 6

Ja, bin ich denn hier im falschen Film? Da kommt man an den RUF-Stand auf dem Genfer Auto-Salon und wird von der wohl größten Sensation der diesjährigen Show förmlich überrollt: RUF baut einen eigenen Motor!

Das allein wäre schon eine Schlagzeile wert, wer jedoch genau hinschaut entdeckt am ausgestellten Motor-Demonstrator nicht nur sechs, sondern gleich acht Abgasrohre. Brauche ich nun eine Brille? Mitnichten. RUF hat sich intensive Gedanken um die Zukunft gemacht und einfach das festgestellt, was viele Experten bereits länger vermuten: Der Sechszylinder-Boxer von Porsche ist entwicklungstechnisch auf einem so hohen Level angekommen, dass es für Veredelungsbetriebe immer schwieriger wird, darauf noch eine deutliche Leistungssteigerung aufzusetzen.

Also machte man sich in Pfaffenhausen und einer neu gegründeten Motoren-Abteilung in Bietigheim-Bissingen daran, Alternativpläne zu entwickeln. Verschiedenste Versionen wurden betrachtet, Vor- und Nachteile abgewogen und durchgerechnet, um am Ende bei einem Motorkonzept zu landen, welches nun umgesetzt wurde. Mit Hilfe dreier Motorkonstrukteure, die allesamt langjährige Erfahrungen von verschiedenen Herstellern mitbringen, wurde ein 4,5 Liter großer V8-Motor auf Kiel gelegt, der sich besonders durch seine tiefe Einbaulage und einen sehr tiefen Schwerpunkt dank Verschiebung aller Nebenaggregate nach unten auszeichnet. Ob Klima-Kompressor oder Lichtmaschine, alles wird riemenlos über Zahnräder direkt von der Kurbelwelle angetrieben. Auch auf eine klassische Ölwanne wird zugunsten einer aus dem Rennsport bekannten Trockensumpfschmierung verzichtet. Somit baut dieser Motor derartig kompakt, dass er in den engen Motorraum einer Porsche 997-Karosserie hineinpasst.

Somit macht sich RUF von Ersatzteillieferungen aus Zuffenhausen unabhängiger und schafft gleichzeitig eine Basis für kommende Projekte. Der Motor ist darauf ausgelegt in Zukunft mittels Turboladern unter Druck gesetzt zu werden und damit auf hohe Leistungsdaten zu kommen. Wobei die vorhandenen 404 kW/550 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment nicht wirklich wenig sind.

Erstmals kommt der Motor ab Anfang 2011 im neuen RUF RGT-8 zum Einsatz. Bis dahin wird RUF in aller Ruhe eventuelle Kinderkrankheiten des Motors auf dem Prüfstand und im Prototypen aufdecken und die Standfestigkeit erproben.

Auf lange Sicht darf man aus Pfaffenhausen wohl einige weitere Paukenschläge erwarten. Für einige Hersteller könnten sie wie Ohrfeigen wirken.

Quelle: RUF

Autor und Fotograf: Matthias Kierse