Der Sportwagen der Zukunft fährt nicht mehr allein mit der Kraft eines Hubkolbenmotors. So sieht es zumindest BMW. Auf der IAA präsentieren die Münchener die Serienvariante ihres Hybridsportlers. Der 126.000,- Euro teure Karbonrenner bringt es auf eine Gesamtleistung von 362 PS und 570 Nm. Die ersten Kundenfahrzeuge sollen bereits im ersten Quartal 2014 ausgeliefert werden.

BMW i8

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Fahrer und Beifahrer besteigen den Zukunftssportler über weit öffnende Flügeltüren. Der i8 ist als 2+2-Sitzer ausgelegt.

Der Begriff “Layering“ steht in der Regel für Schichten und Überlagern. Das Prinzip der sich überlappenden Flächen und Linien macht der i8 außen wie innen sichtbar. Breit, flach und mit einer betont lang gezogenen Seitenlinie fallen die Proportionen sehr klassisch aus. Das zerklüftete Styling der Oberflächen mit dem so genannten  “Black Belt“ auf der Motorhaube und den blauen Linien vorne, hinten und unterhalb der markanten Flügeltüren darf zweifellos als progressiv bezeichnet werden. Die markanten LED-Scheinwerfer mit Laserlicht sind leider erst im vierten Quartal 2014 erhältlich.

Der Innenraum dagegen wirkt mit seiner fahrerorientierten Mittelkonsole, dem Schalthebel und dem i-Drive-Controller überaus vertraut. Das Lenkrad erinnert ebenso wie das pflanzlich gegerbte Leder an den i3. Der Kunde hat die Wahl zwischen einer Stoff- (Neso) und zwei Vollledervarianten (Halo und Carpo) für die Gestaltung des Interieurs. In allen Konzepten trifft das Auge auf leichte und zumeist recycelte Materialien, wobei der i8 seine nachhaltige Ausrichtung nicht so offenkundig zur Schau stellt wie der kleine i3.

Das Chassis des i8 besteht aus der so genannten LifeDrive-Architektur. Life steht dabei für die Fahrgastzelle aus Carbon. Im Gegensatz zu einem reinen Monocoque lassen sich beim i8 auch einzelne Abschnitte der Struktur ersetzen. Somit ist also bei einem Unfall nicht sofort der Austausch des gesamten Moduls erforderlich. Das Drive-Modul wiederum besteht aus Aluminium und umfasst den vorn verbauten Elektromotor, die mittig platzierte Batterie und den Verbrennungsmotor im Heck. Insgesamt kommt der Hochleistungssportler auf 1.490 kg, nur 40 kg schwerer als ein vergleichbarer Porsche 911 Carrera 4.

Der Dreizylinder im Heck bringt es auf gerade mal 1,5 Liter Hubraum. Dank BMW TwinPower Turbo springen dennoch 320 Newtonmeter und 170 kW/231 PS heraus. Das Aggregat bringt neben Direkteinspritzung und Valvetronic auch eine Ausgleichswelle zur Verbesserung der Laufkultur mit. Die Kraftübertragung erfolgt über ein konventionelles Automatikgetriebe. Der Elektromotor mit 96 kW (131 PS) Maximalleistung überträgt seine Kraft ausschließlich auf die Vorderräder und stellt diese dank eines 2-Gang Getriebes auch im oberen Geschwindigkeitsbereich eindrucksvoll zur Verfügung. In nur 4,4 Sekunden soll es damit von 0 auf 100 gehen. Zumindest bei vollgeladener Batterie. Die abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kann allerdings ausschließlich mit dem Verbrenner erzielt werden.

Beim Fahrwerk setzen die Konstrukteure auf eine Kombination aus besonders dünnen Doppelquerlenkern für die Vorder- und einer ähnlich filigranen Multilenkeranordnung für die Hinterachse. Adaptive Dämpfer sind ebenso Standard wie Leichtmetallräder im 20 Zoll Format. Gegen Aufpreis sind jedoch sogar Carbon-Räder erhältlich. Die dynamikoptimierte Momentenverteilung soll dem i8 eine überragende Traktion bei nur minimaler Untersteuerneigung verleihen. Aber auch rein elektrisches Fahren mit bis zu 35 Kilometern Reichweite und 120 km/h Höchstgeschwindigkeit ist möglich

Nur 2,5 Liter soll der Hybridrenner nach EU-Richtlinie verbrauchen – in der Praxis wird der Verbrauch sicher deutlich höher ausfallen. In jedem Fall aber steht der neue BMW für einen Paradigmenwechsel im Sportwagenbau. Nur schneller und stärker reicht nicht mehr. Themen wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gewinnen endgültig auch im Luxussegment an Brisanz.  Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis auch andere Hersteller ähnliche Modelle anbieten. Ob die Kundschaft allerdings in dieser Preisklasse wirklich bereit ist, auf die vielzylindrigen Verbrennungsmotoren zu verzichten, muss sich erst noch zeigen.

Fotos: Martin Englmeier und Matthias Kierse (je 6)