Grenzerfahrungen in Bolivien im Land Cruiser

[S.Schnuse CO]

Anbei ein Reisebericht aus Bolivien, bzw. dem Teil im Südwesten, der an Chile grenzt. Unsere 4-tägige Tour drehte sich im Wesentlichen um die Gegend des „Salar de Uyuni“, der größten Salzpfanne der Erde. Um sich das mal bildlich vorzustellen, das ist eine ebene schneeweiße Fläche, welche größer als Niederbayern ist. Und obwohl es dort nicht nur Salz, sondern auch Lithium ohne Ende gibt, ist Bolivien noch immer eines der ärmsten Länder Lateinamerikas.

 

Wahrscheinlich fragt ihr euch wie man auf die Idee kommt dort Urlaub zu machen? Eigentlich sind wir (meine Frau, Tochter (11) und Sohn (8)) 4 Wochen in Santiago de Chile, weil wir dort Verwandtschaft haben. In Chile haben die Leute aber nur 15 Tage Urlaub im Jahr, und so hat man uns halt erstmal dieses Programm in Bolivien gebucht.

 

Völlig unbedarft und ohne Erwartungen haben wir uns also in dieses Abenteuer gestürzt, und Urlaub im Sinne von Erholung war das keineswegs. Im Gegenteil, wir haben nachts bei -10 °C Außentemperatur in nicht beheizten Unterkünften gefroren, akuter Schlafmangel begleitete uns die ganze Zeit, die 4000 m Höhe brachten das Herz zum Pumpen, und die meiste Zeit verbrachten wir im Auto (Toyota Land Cruiser UZJ100 VX) auf nicht befestigten Wegen. Dennoch war es eine großartige Erfahrung, man sieht Flamingos und Lamas in freier Wildbahn und die Landschaft ist fast surreal. Außerdem war die ganze Tour sehr gut organisiert.

 

Fangen wir mit dem wichtigsten an, dem Auto. Ich schätze zwar die Qualität japanischer Autos, aber emotional weckt ein Toyota bei mir ungefähr so viele Gefühle wie ein Bügeleisen. Trotzdem war mir bisher klar, dass der Toyota Land Cruiser neben dem Mercedes G und dem Landrover wahrscheinlich das einzige Auto auf diesem Planeten ist, bei dem man Luftdruck und Ölstand prüft und dann einmal um den Globus fahren kann ohne unterwegs liegen zu bleiben.

 

Für die 4 Tage hatten wir einen Fahrer (Gregori) und den Toyota Land Cruiser (UZJ100 VX) mit dem 4,7l V8 Benziner und Handschalter. Das Auto hatte 239.000 km auf dem Tacho und in seinem Leben kaum Asphalt unter den Rädern gehabt. Einzige Mängel waren die konstant leuchtende ABS-Leuchte, und ein schwer einzulegender Rückwärtsgang. Am Fahrwerk oder im Innenraum klapperte nichts.

 

Kommen wir zur eigentlichen Reise. Wir sind mit LATAM Airlines von Santiago de Chile nach Calama geflogen, und von dort mit dem Taxi noch knapp 100 km bis nach San Pedro de Atacama gefahren. Auf dieser Strecke stehen ständig kleine Denkmäler am Straßenrand, welche ungefähr so groß sind wie eine Hundehütte und dort errichtet, wo tödliche Unfälle stattgefunden haben. Es waren unzählige, und teilweise lagen die Fahrzeuge daneben in der Wüste.

 

Bevor es richtig los geht, bleibt man erstmal eine Nacht im Oasen-Dorf San Pedro de Atacama (in Chile). Das Dorf liegt auf 2400m Höhe und ich sehr touristisch.

 

Am Abend gab es Pizza und Inca Cola (gelbe Farbe), und dann ging es ab in die Heia. Der Bus zur Bolivianischen Grenze sollte nämlich schon um 6 Uhr am nächsten Morgen kommen. Die Nacht war also kurz und der Morgen begann mit einem Stromausfall. Unter dem Licht der Taschenlampe haben wir uns gewaschen, angezogen, Koffer gepackt und haben ausgecheckt.

 

Dafür war der Sternenhimmel ohne störende Lichtquellen einmalig. Man sieht zum Beispiel die Milchstraße oder das Kreuz des Südens.

Der Vorteil des frühen Losfahrens ist, dass man dann länger an der Grenze warten darf. Die chilenische Zollstation öffnet nämlich erst um 08:00, und wir konnten so noch 40 min in der Kälte verbringen. Immerhin hatten wir Pole Position, hinter uns kamen nämlich noch weitere Busse. Und die Chilenen nehmen es mit der Zollkontrolle zu Bolivien schon sehr genau.

 

Nachdem die Zollkontrolle in Chile erfolgreich absolviert wurde, ging es zur bolivianischen Einreisekontrolle, wo auch schon die 4x4 Fahrzeuge auf uns gewartet haben.

 

 

Hier hat der Veranstalter einen logistischen Geniestreich gemacht:

 

Der Fahrer des Mercedes Kleinbus hat ein Frühstück zubereitet, und die Rückreisenden aus Bolivien haben erstmal an der Passkontrolle die Ausreise aus Bolivien geregelt. Nachdem die Rückreisenden ihre Papiere hatten, konnten wir als gut genährte Einreisende zur Passkontrolle. In der Zeit hat der Busfahrer die Rückkehrer bereits eingesammelt.

 

Nach dem Umstieg in den Toyota Land Cruiser geht die Fahrt ins Nationale Reservat der Andenfauna „Eduardo Avaroa“. Zum Namen: Der Mann (13. Oktober 1839 bis 23. März 1879) war ein bolivianischer Kaufmann und Geschäftsmann, der posthum in den Rang eines Obersts der bolivianischen Armee erhoben wurde und als Kriegsheld des Pazifikkriegs gilt. Man merkt also, dass Chile und Bolivien nicht gerade die besten Freunde sind. Warum sonst sollte man dem benachbarten Nationalpark den Namen eines Soldaten geben? Für das Nationale Reservat muss man eine Eintrittskarte kaufen, die man keinesfalls verlieren sollte. Bei der Ausfahrt muss man sie nämlich wieder herzeigen.

Aber zurück zur Natur und zur ersten Station der Reise:

 

Die ersten Stationen waren die Weiße Lagune …

 

und die Grüne Lagune, welche am Fuße des Vulkans Licancabur liegen. Die Kruste am Ufer ist kein Salz, sondern Eis. Auf dem Foto der Weißen Lagune sieht es zwar warm aus, aber es war eiskalt.

 

Wie bestellt lief ein Wüstenfuchs auf uns zu, zog aber wieder ab, nachdem es nichts zu essen von uns gab.

 

Weiter geht es in die Salvador-Dali-Wüste, ein großes Hochplateau, das von imposanten Bergen umgeben ist und eine unglaubliche Hochandenlandschaft bietet.

 

Heiße Quellen von Polque

 

Eine wirklich willkommene Abwechslung zur Kälte war ein Bad in den heißen Quellen von Polque. Die Herausforderung besteht darin, aus diesen heißen Quellen wieder herauszukommen!

 

Wie von der Touri-Behörde bestellt, lief hier ein Lama am Bad vorbei. Wobei das auch ein Vikunja sein könnte, davon gab es dort einige. Die Wolle der Vikunjas gilt als die seltenste und teuerste der Welt. Zu Weihnachten 2010 bot das Modeunternehmen Falke Pullover aus Vikunjawolle für rund 2400 Euro an und Strümpfe für 860 Euro das Paar.

 

Ein Mittagessen gab es auch bei den Quellen, aber dieses Lama-Fleisch vor dem Restaurant gehörte den Einheimischen. Meine Tochter liebt Lamas, das wäre auch schwer zu vermitteln, wenn der Papa sowas isst.

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[S.Schnuse CO]

 

Also gab es Kartoffelbrei und Hähnchen.

 

Nach dem Mittagessen ging es zum Geysirfeld „Sol de la Mañana“, das mit seinen Rauchsäulen und kleinen Geysiren eine einzigartige Landschaft darstellt. Wobei man hier fälschlicherweise von Geysiren spricht, denn in Wirklichkeit sind das Solfatare oder auch Fumarole, also vulkanische Krater, die schwefelhaltige und andere Gase ausstoßen.

 

Schließlich erreichten wir die Rote Lagune (Laguna Colorada). Bei einem kurzen Spaziergang am Rande der Lagune konnte man 3 verschiedene Flamingoarten sehen. Das Wasser ist hier so rot, weil es eine rote Algenart (Dunaliella salina) beinhaltet. Außerdem wird die Lagune von Thermalwasser gespeist, weshalb die Flamingos keine kalten Füße haben müssen.

 

Anschließend fuhren wir nach Villa Mar, wo wir zu Abend aßen und die Nacht im eiskalten Zimmer verbrachten.

 

Tag 2

 

Das Gepäck wurde um 09:15 auf dem Auto verzurrt, und los ging die Tour zum…

… sogenannten Weltmeister Pokal

 

Diese Felsformation nennt sich das ruhende Kamel.

 

Dieser Ort nennt sich „Lost Italy“, weil sich hier scheinbar mal ein Italiener verlaufen hat. Wie dem auch sei, das sieht aus wie die Kulissse eines Western-Films.

 

Eine Lamamutter und ihr Junges.

 

Eine tierische Begegnung im Land Cruiser.

 

Die schwarze Lagune empfand ich als eine der schönsten Sehenswürdigkeiten auf der Tour. Und wieder sieht das Bild gemütlich warm aus, faktisch aber war die Lagune gefroren.

 

Dieser Bewohner der Lagune ist kein Hase, sondern eine Cuvier-Hasenmaus. Trotz des namens ist das Tier weder mit Hase noch mit Maus besonders eng verwandt. Es gehört zur Familie der Chinchillas und wird auch Südliches Bergviscacha genannt, wissenschaftlich Lagidium viscacia.

 

 

 

Neben dem Bergviscacha wohnten auch Lamas in der Lagune.

 

Als Kopfbedeckung für Südamerika habe ich extra mein Ayrton Senna Käppi gewählt, und dann mache ich damit in Bolivien Werbung für Klopapier…

 

Im „Valley of Rocks“ stellte ich dann irgendwann fest, dass wir an den Tag schon ziemlich viele Steine gesehen hatten.

 

Der Anakonda Canyon bietet Potenzial abenteuerlustige Ausblicke in ein Tal,

 

… wo der mäandernde Fluss aussieht wie eine Anakonda.

 

Manche Lamas haben Bänder an den Ohren und somit scheinbar einen Eigentümer. Diese hier leben in den Sora Wetlands.

[S.Schnuse CO]

Auf dem Rückweg zu Ihrer Unterkunft hielten an einem kleinen Dorf namens Julaca, in dem es einen Laden gibt, in dem man ein paar lokale Biere trinken kann (ja, handwerklich gebraute Biere aus dem bolivianischen Altiplano). Die Biere hier haben irgendwelche deutschen Fantasienamen, weil deutsches Bier immer gut ist.

 

Durch den Ort geht eine alte Eisenbahnlinie.

 

Der Dampflok Wasserkran ist noch von 1912, also dem Jahr in dem die Titanic gesunken ist.

 

Ein touristisches Highlight von Julaca ist das Zug-Museum.

 

Unser Hotel für die Nacht war das „beste Salzhotel der Gegend“ das Tambo Loma Salt Hotel, wo man mit Blick auf das Altiplano speisen kann. Tatsächlich bestehen hier die Ziegel aus Salzblöcken, weshalb der Name Salzhotel durchaus gerechtfertigt ist.

 

Tag 3

 

Um 4:30 Uhr hier es Land Crusiser packen und um 5 Uhr Abfahrt. Nach all dem Schlafmangel war das kein Vergnügen, aber der winterliche Sternenhimmel um diese Uhrzeit entschädigte für den Schlafmangel. Das Foto ist ein Schnappschuss aus der Hand mit dem Handy, also man kann sich ungefähr vorstellen, wie das am Himmel funkelte.

 

Zum einen hatte natürlich zeitliche Gründe so früh aufzustehen, aber zum anderen bot sich so die Gelegenheit, den Sonnenaufgang in der Salzwüste zu sehen.

 

Als mittlerweile Toyota Land Cruiser Fan habe ich dann dieses Motiv geschossen, welches durchaus tauglich für ein Land Cruiser Prospekt wäre.

 

Der nächste Stop war Incahuasi Island 🌵, eine Insel mit bis zu 900 Jahre alten Kakteen. Diese wird oft mit der benachbarten „Isla del Pescado“ verwechselt. Incahuasi hat eine Gesamtfläche von 24,62 Hektar und beherbergt riesige Kakteen (Trichocereus pasacana) und ein Touristenzentrum. Es gibt ungewöhnliche und zerbrechliche korallenartige Strukturen und Ablagerungen, die oft aus Fossilien und Algen bestehen. Der Ort ist die Spitze eines alten Vulkans, der überflutet wurde, als das Gebiet Teil eines riesigen prähistorischen Sees vor etwa 40.000 Jahren war. Mit Inkas hat die Insel eher weniger zu tun, sondern hier hatte ein Mann namens Inka sein Haus.

 

Da der 4,7 Liter V8 hin und wieder auch mal was trinken muss, hatte der Land Cruiser zwei Zusatzkanister auf dem Dach. Mit der Schwerkraft und etwas Atemluft von Gregori wurde das Auto vom Dach aus betankt.

 

Links im Bild ist Gregori, der genauso gut englisch sprach wie ich spanisch. Aber wir haben uns trotzdem gut verstanden.

 

Dakar Monument – im Jahr 2014 führte hier in Uyuni bzw. Colchani die Dakar Rallye vorbei. Von 2009 bis 2019 wurde sie aus Sicherheitsgründen in Südamerika durchgeführt, und nicht mehr wie ursprünglich in Afrika. Und die Bolivianer erinnern da mit diesem Monument daran.

 

„Island of the Flags“, hier ist wohl einer der internationalsten Orte in der Salzwüste, denn man findet hier neben einem Salzmuseum die Flaggen vieler Nationen.

 

Die letzte Sehenswürdigkeit der Reise war der Train Cemetery also ein Friedhof der Züge.

 

Das goldene Zeitalter der Züge und des Exports von Silbernitrat aus Bolivien war das 20. Jahrhundert, und die Wracks der Züge sind stumme Zeugen dieser Zeit.

 

Nach einem Lunch in Uyuni Town war dann auch Zeit für Abschied von Georgi, denn nun brachte uns ein anderer Fahrer zurück nach Villa Mar, und dann am kommenden Tag zur chilenischen Grenze, wo dann für ihn 4 Tage mit neuen Touristen begonnen haben.

 

So geht eine eindrucksvolle, aber beschwerliche Reise durch den südöstlichen Teil von Bolivien zu Ende.

 

Um 5 Uhr in der Früh ging es nun wieder Richtung San Pedro de Atacama.

 

Unser neuer Fahrer namens Isidro hat uns mit einem anderen Toyota Land Cruiser (the one and only!) zurück zur chilenischen Grenze gebracht.

Diesmal leider kein V8 Handschalter, sondern ein Automatik. Dass das ein echtes Allradfahrzeug ist, erkennt man auch am Wahlhebel für das Verteilergetriebe, wo man zwischen High- Neutral- und Low-Gear wählen kann.

 

 

Fazit: Es war eine tolle Erfahrung, und die Eindrücke werden bei mir und auch hoffentlich bei den Kindern haften bleiben. Es gibt sicher bequemere Reisen, aber wenn man die richtigen Menschen neben sich hat und den Humor nicht verliert, dann kann man auch mal mit Eiseskälte und Schlafmangel ein paar Tage meistern.

[michael308 CO]

Danke für die wunderschönen Impressionen!!!👍🏻👍🏻👍🏻👍🏻

[Lagu CO]

Was für ein sensationeller Reisebericht.👍

 

Vielen Dank Stefan

[WuerttRene CO]

Vielen Dank fürs Mitnehmen! 🍻

 

Irrer Kurztrip! 

[Thorsten0815 VIP CO]

Der blaue Himmel, Sonne und dann sau kalt ist ungewöhnlich für mich in der Vorstellung. 

In so einer Gegend war ich noch nicht, aber Toyota Land Cruiser bin ich oft selbst und auch sehr viel mitgefahren. 

Vielen Dank für den tollen Bericht, die Bilder und zum Glück hast Du eine Familie die so etwas mitmacht! 

 

Ebenfalls zum Glück Deiner Tochter gibt es Huhn fast überall auf der Welt, wobei ich auf jeden Fall das lokale Lama dem vermutlich gefroren importierten Huhn, aus vermutlicher Massentierhaltung, vorgezogen hätte. Also da würde ich so richtig Öko  

Ich hab noch kein Lamafleisch probieren dürfen.  

 

[Andreas. CO]

Grandios, dein Humor macht es zu einem richtig unterhaltsamen Bericht, chapeau!

[URicken CO]

Vielen Dank @S.Schnuse. Lieber Stefan, ich habe Deine Tour schon auf Facebook verfolgt. Wirklich sehr interessant.

Für meine Familie wäre das nichts gewesen.

Obwohl ich sehr viel reise, muss ich eingestehen, dass ich noch nie Boden in Südamerika betreten habe.

 

Nochmals vielen Dank, dass Du uns an solchen interessanten Reisen teilhaben lässt.

[GT 40 101 CO]

Lieber Stefan,

auch von mir besten Dank für den tollen Bericht.

Aus heutiger Sicht sehr mutig das mit 2 Kids zu machen, die Helikopter Eltern von heute hätten wohl beim ersten Nießanfall im Salzstaub  abgebrochen. Und der alte Webespruch "nichts ist unmöglich...Toyota" hat immer noch Gültigkeit!  

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Wie immer, gut geschrieben @S.Schnuse 👍

 

[Il Grigio CO]

Wunderbarer Bericht. Vielen Dank dafür. 

[Driver A.J. CO]

Klasse Bericht aus einer Ecke der Welt, die die wenigsten erreichen. Danke Stefan!