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Besuch bei Sportec


CountachQV

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Der schweizer Lamboclub führt jedes Jahr ein technisches Meeting durch, dieses Mal führte uns dies zur Firma Sportec in Höri bei Bülach (CH) in der Nähe des Flughafens Zürich-Kloten.

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Sportec stand schon seit je her den Produkten der Firma Porsche nahe und hat sich in den letzten Jahren auf die 911-er Reihe konzentriert. Die immer komplexer werdenden elektronischen Systeme erfordern eine Spezialisierung.

Flagschiff des Hauses ist der SP R1 mit wahlweise 700 oder 800PS, dies sind Minimalleistungen die auch unter schlechten Bedingungen erreicht werden. Unter guten Bedingungen können nochmals 5% dazugerechnet werden.

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Geschäftsführer Hodel erzählte uns aus der Entwicklung des Fahrzeugs (mit dem Sportec Herstellerstatus erreichte), über die Probleme mit dem ursprünglichen Ziel 400kmh zu erreichen, den Aufwand um die eigengebauten Kohlefaser-Kevlar zu produzieren und vieles mehr.

Die Produktion der Anbauteile mit Anpassung benötigt rund 700 Arbeitsstunden, dabei wird ein neuer 997 Carrera praktisch bis auf die Kernzelle entmantelt, bekommt eine Zelle eingeschweisst und dann die neuen Kotflügel, Schweller etc verklebt. Er ist danach 40% verwindungssteifer als der 997 Carrera.

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Sportec ist diverse Highspeed-Versuche auf der Mercedes-Teststrecke Pappenburg und im Michelin-Zentrum in Le Castelet gefahren, das grösste Problem waren dabei wie zu erwarten die Reifen, die Auflagefläche jedes Reifens ist dabei noch so gross wie eine Handinnenfläche.

Bei den Testfahrten sind Reifen geplatzt, sie werden mittels Laserüberwachung vor Überhitzung geschützt, ausserdem müssen Sturz, Spur und Luftdruck speziell für diese Highspeeds eingestellt sein.

Da ein Auto in dieser Highspeedabstimmung kaum mehr Fahrspass vermittelt hat man das Ziel 400kmh aus dem Lastenheft gestrichen und es bei gemessenen 386kmh bewenden lassen, für eine höhere Topspeed ist der Umbau auch zu breit. Die Beschleunigungswerte von 0-100 in 3s und 0-200 in unter 9 Sekunden haben eindeutig Priorität.

Nach diesen Erfahrungsberichten versteht man die Probleme die Bugatti mit dem Veyron hatte und warum man die diversen Sperren aufheben muss bevor man einem Kunden die 400kmh zumutet.

Der oben gezeigte SPR1 gehört einem arabischen Prinzen der ausserdem einen Veyron besitzt, aber diesen kaum fährt, der SPR1 musste schon mehrere arabische Beschleunigungsrennen über sich ergehen lassen was mit der Launchcontrol kein Problem ist, er hat aber schon die dritte Kupplung.

Ein weiterer SPR1 ist im indonesischen Raum und es gibt ein Video auf Youtube als er kurz nach Auslieferung mit ca. 360 durch einen 6-spurigen Tunnel rast.

Nebst dem Tuning von Strassenautos werden auch diverse Rennautos gewartet und verbessert.

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Ein Highlight war die Abstimmung eines 680PS GT2-Renners auf dem eigenen Rollenprüfstand

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Ausser Porsche werden noch allerlei sonstige Entwicklungen betrieben wie z.b. dieser spezielle Ultima mit Audi RS4 Biturbo-Motor mit > 600PS und rund 700Nm.

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Der Venturi oberhalb des Ultima bekommt denselben Motor und ist damit endlich mal gescheit motorisiert:

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Hier eine Auswahl von Produkten die Sportec entwickelt hat, wie spezielle LLK für den RS4 Biturbo, Auspuff für den Cayenne oder Spezialkrümmer.

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Ein Steckenpferd ist die Turbolader-Optimierung, normale Turbinen-Wellen haben eine Unwucht von ca. 60 Tausendstel-Gramm, bei Sportec werden diese Feinstgewuchtet auf sagenhafte 0-1 tausendstel Gramm womit das Lagerspiel des Turbos vermindert werden kann, was wiederum die Spülverluste minimiert.

Es ist damit möglich den Porsche Turbo mit Original-ladern auf ca. 630PS zu bringen.

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Eine weitere Eigenentwicklung ist die Doppeleinspritzbedüsung für den SPR1, diese wurde notwendig um einerseits genügend Sprit für gesunde 800PS zu erreichen und andererseits da grosse Einzeldüsen das Abgasverhalten so verschlechtert hätten das Euro 4 nicht mehr möglich wäre.

Dieses System der Doppelbedüsung wurde samt der komplizierten Programmierung von anderen Tunern übernommen, es war laut Aussage von Hodel ein ziemlich kompliziertes Unterfangen die Düsen im richtigen Moment zu steuern. Speziell auch für die Abgasmessung musste viel Zeit investiert werden.

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Die Form des Ansaugrohrs wurde mit einer Fachschule für Strömungsdynamik optmiert und brachte eine Fahrbarkeit auch in unteren Drehzahlen.

Leistungsangaben von Sportec sind typisch schweizerisch konservativ, d.h. sie werden auch bei schlechtem Benzin und heissen Temperaturen erreicht wo anderen die Luft ausgeht. Dies erklärt warum ihre Umbauten nicht in die Kategorie Sonderangebot fallen, die Qualität und Kompetenz der Mitarbeiter sprechen für sich.

Auf der Homepage der Firma hat es diverse Videos: www.sportec.ch

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Danke für den Beitrag. Ich kannte Sportec auch nur so als Tuner, nen Kunde von uns hatte auch nen RS4 von Sportec gemacht. Der war auch sehr zufrieden mit dem Auto der lief immer ohne Probleme. Ich finde auch sehr interessant was die so alles selber herstellen glaubt man gar nicht. Man denkt immer nur Steuergerät flashen und das wars dann. Das mit der Turboladerwelle Feinwuchten finde ich auch sehr interessant.

Gruß

Patrik

Der Miteigentümer Mandl (der Leiter der Elektronik-Abteilung) ist schon Jahrzehnte im Geschäft und war unter anderem bei Lotec und auch bei TTP als Elektronik-Entwickler tätig.

ich hatte gestern ein sehr interessantes Gespräch mit ihm, dem macht so schnell keiner was vor wenn es um die Elektronik-Programmierung geht.

Die neusten Bosch-Motronicen müssen ziemliche Biester sein, dazu kommt dass die PASM und sonstige Systeme im Hintergrund ständig am Laufen sind und das Problem für die Tuner erst richtig anfängt wenn diese Vernetzung scheinbar willkürlich die Drosselklappen schliesst, weil gewisse Parameter der Fahrdynamik erreicht werden bei dem die Systeme meinen da sei ein Abflug unvermeidbar (Lenkwinkel, Querbeschleunigung etc.).

Noch einen Nachtrag zum 400kmh Ziel.

Als Sportec die Messungen bei Michelin machte haben sie auf deren speziellen Prüfstand auf der Rennstrecke herausgefunden dass die Auflagefläche noch ca. 10cm2 beträgt. D.h. diese 20cm2 müssen die 800PS auf die Strasse bringen, dabei tritt notgedrungen Schlupf auf welche die Reifen zusätzlich erwärmt. Spur und Sturz werden bei der Durchfahrt über diese Messplatten ebenso gemessen sowie Highspeed-Aufnahmen gemacht.

Desweiteren wird der Reifen durch die enormen Zentrifugalkräfte im Umfang ca. 3cm höher, d.h. es zieht ihn in die Mitte was zur Folge haben kann dass die Karkasse vom Felgenhorn gezogen wird.

Damit dies nicht passiert wird mit schmaleren Felgen gefahren und der Luftdruck auf heftige 4,5 bar erhöht.

Die Lauffläche wird mit Wärmesensoren überwacht, wenn aussen 60 Grad sind, dann ist innen ca. 90, ab dann kann sich das Profil von der Karkasse lösen, Sportec ist das passiert und das Auto konnte mit Müh und Not in der Spur gehalten werden, Airbags gingen auf so dass für einen Augenblick keine Sicht war. Das sind Momente die man lieber nicht erleben will...

In Pappenburg ist es ein Oval mit 2 Steilwandkurven, damit man die 380 am Ende der Geraden erreichen kann, muss mit 340 durch die Steilwand gefahren werden, d.h. mit einem Auto mit Sturz und Spur 0, 4,5bar Luftdruck muss der äussere Reifen die zusätzliche Last noch aufnehmen.

Auf der Geraden wird das Auto vorne so leicht dass man das Steuer praktisch loslassen kann, es bekommt eine Art Eigenschwingung und wandert über die ganze Strassenbreite, Korrekturen sollte man dabei möglichst unterlassen, damit heftige Lenkbewegungen nicht zu einem Abflug führen haben die Autos vorne extra ein wenig Auftrieb, damit der Fahrer Angst bekommt.

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Hallo CountachQV,

 

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Sehr schöner Bericht Raymond. Das sind die Momente, wo ich es ein wenig bedauere, daß ich auf einer Insel lebe. :oops:

Bei der High-Speed-Geschichte wird einmal mehr deutlich, wie groß der Sprung von 360 zu 400km/h ist und wie hoch der Bugatti Veyron die Latte gelegt hat. Beim Veyron bedarf es keiner manuellen Fahrwerks/Reifen-Veränderungen, um diese Geschwindigkeit zu fahren. Wohin gegen eigentlich alle anderen Fahrzeuge für diesen Versuch eher speziell entwickelte Prototypen sind, die "nichts anderes mehr können".

War es nicht so, dass auch der Veyron "manuell" auf eine 400kmh Fahrt vorbereitet werden muss? Jedenfalls braucht man diesen ominösen Zusatzschlüssel, einen geänderten Reifendruck bzw falls mit den Reifen bereits eine 400kmh Fahrt unternommen wurde, müssen diese sogar gewechselt werden.

Unkompliziert ist was anderes, du hast aber natürlich uneingeschränkt Recht bzgl. der unglaublich hohen Messlatte.

War es nicht so, dass auch der Veyron "manuell" auf eine 400kmh Fahrt vorbereitet werden muss? Jedenfalls braucht man diesen ominösen Zusatzschlüssel, einen geänderten Reifendruck bzw falls mit den Reifen bereits eine 400kmh Fahrt unternommen wurde, müssen diese sogar gewechselt werden.

Da hast Du recht, allerdings kann diese "Vorbereitung" jeder Laie am Sonntag-Morgen selbst in 2-3 Minuten erledigen. Die 400km/h Konfiguration des Sportec kann kein Laie und schon gar nicht mal eben umsetzen...

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