Immer wenn Porsche ein neues sportliches Modell auf 911er Basis präsentiert, sind die Erwartungen hoch. Der neue Porsche 991 GT3 erweist sich der Papierform nach direkt als Erfüller diverser Erwartungen. Seine 475 PS werden erstmals in der GT3-Modellgeschichte über ein PDK-Getriebe auf die Hinterachse übertragen und machen das aktuelle Topmodell bis zu 315 km/h schnell.

Porsche 991 GT3

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Vorn kommen eine neue Spoilerlippe und der bereits vom Vorgänger bekannte Luftauslass oberhalb des Kühlers zum Einsatz, um den Abtrieb zu erhöhen.

Nur wenige Autos können eine ähnliche Trophäensammlung vorweisen wie der Porsche 911 GT3. Die Rennsportausgabe der deutschen Sportwagenikone ist legendär. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Fangemeinde. Zum ersten Mal seit Einführung des GT3-Modells im Jahr 1999 verabschieden sich die Schwaben vom sogenannten Mezgermotor, der in seinen Grundzügen noch auf die luftgekühlten Ausgaben des Sechszylinder-Boxer-Triebwerks zurückgeht. Was hat der neue 991 in seiner bislang sportlichsten Variante für die Straße also zu bieten?

Er liegt betont flach und satt auf dem Asphalt. Ganze 44 Millimeter hat der neue GT3 an der Hinterachse gegenüber dem Vorgänger in der Breite zugelegt. LED-Technik schmückt zeitgemäß Front und Heck des beflügelten Elfers. Die Aerodynamik präsentiert sich vor allem im Detail verfeinert mit deutlich verbesserten Abtriebswerten bei einem nur minimal erhöhten cW-Wert von jetzt 0,33. Maßgeblich für den höheren Anpressruck sind eine breitere Bugspoilerlippe, der veränderte Heckflügel mit nun einteiligem Staudrucksammler und der Diffusor am Unterboden.

Im Innenraum dominiert griffiges und pflegeleichtes Alcantara. Sowohl das Lenkrad als auch die Türverkleidungen und Sitzmittelbahnen sind mit dem leichten Material überzogen. Wie schon bei den Vorgängern kann der Kunde auch Schalensitze, Überrollbügel und 4-Punkt-Gurte bestellen. Allein die superleichten Sitze aus dem Carrera GT sind nicht mehr erhältlich. Zur Ermittlung und Analyse der Rundenzeiten empfiehlt sich das optionale Sport Chrono Paket.

Natürlich liegt der GT3 tiefer und härter als seine zahmeren Brüder aus der 911er Familie. Als wirklich wesentliche technische Neuerung ist allerdings die elektromechanisch angesteuerte Hinterachslenkung zu nennen. 6,5 kg leicht lenkt sie die Hinterräder geschwindigkeitsabhängig ohne Verzögerung entweder gegen oder in die Richtung der eingeschlagenen Vorderräder. Bei hohen Geschwindigkeiten kommt der Effekt einer Radstandsverlängerung gleich, bei niedrigen wird das hintere Differential entlastet. Somit wird die Traktion verbessert und die Agilität bei Richtungswechseln deutlich erhöht. Zusammen mit den aus dem Vorgänger bekannten dynamischen Motorlagern und dem weiterentwickelten PTV (Porsche Torque Vectoring) ist man für die Suche nach der Ideallinie bestens aufgestellt.

Aber auch für die Geraden dies und jenseits der Rennstrecke ist der Zuffenhausener Profisportler herausragend ausgestattet. Aus nur 3,8 Litern Hubraum zaubert der neue Direkteinspritzer „konservative“ (Zitat Projektleiter Preuninger) 349 kW/475 PS und dreht dabei auf Wunsch bis zu 9000 Umdrehungen pro Minute. Der schwarzen Doppelrohrauspuffanlage entweicht währenddessen oktangefüllter Motorsound mit einer etwas helleren Klangfarbe als beim 997 GT3. Die Literleistung von 125 PS wird unter anderem durch ein Resonanzrohr zur Optimierung der Zylinderfüllung ermöglicht. Mit dem Basisaggregat aus dem Carrera S hat das Triebwerk eigentlich nur noch das Kurbelwellengehäuse gemein. Der Rest wurde ersetzt durch drehzahlfeste Rennsporttechnik. Neben Titanpleueln und Schmiedekolben setzt Porsche auch erstmals auf ultraleichte Schlepphebel.

In Sachen Kraftübertragung präsentiert Porsche gleich zwei wesentliche Änderungen gegenüber dem Vorgänger. Statt per Hand wechselt nun das PDK (Porsche Doppelkupplungsgetriebe) mittels Wippen am Lenkrad oder Wählhebel in weniger als 100 Millisekunden die Gänge. Schneller als jeder Mensch und jeder Wettbewerber. Gleichzeitiges Ziehen der Paddel hinter dem Volant ermöglicht Auskuppeln, vorteilhaft für das Einleiten eines Drifts. Die zweite Änderung betrifft das Sperrdifferential. Erstmals bei einem GT3 setzten die Ingenieure auf ein System mit variabler Sperrwirkung. Somit dürfte auch das noch von den Vorgängern bekannte leichte Untersteuern im Teillastbereich verschwunden sein.

Ab 137.303,- € (inkl. MwSt.) können betuchte Motorsportfreaks in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit des gegenüber dem Vorgänger um 35 kg schwereren GT3 liegt bei 315 km/h. Anstelle optionaler Leichtbauscheinwerfer wie beim Vorgänger, darf sich der Kunden nun wahlweise an schwarz lackierten Bi-Xenon Leuchten erfreuen. Ansonsten präsentiert sich die Liste der möglichen Extras gewohnt umfangreich. Der Jagd nach neuen Bestzeiten zur und auf der Nordschleife steht dann nichts mehr im Weg. Nur die wenigsten dürften sich allerdings der Marke von 7:30 Minuten nähern können. Das Auto hingegen sollte dazu, optimale Bedingungen vorausgesetzt, fähig sein.

Quelle: Porsche